0523 - Tod dem Vampir!
angerufen hat«, sagte der Chefinspektor. Sie kehrten ins Haus zurück und nahmen das Telefon in Betrieb. Der Memory-Abruf brachte die zuletzt angewählte Verbindung ins Display. Robin notierte sie vorsichtshalber in seinem Notizbuch, das er wie der TV-Inspektor Columbo in einer Tasche seines Trenchcoats mit sich herumschleppte. Dann betätigte er die Wahlwiederholung.
Keine Reaktion.
»Schön, versuchen wir es anders.« Er wählte seine Dienststelle an. »Lassen Sie doch mal ganz schnell feststellen, welchem Teilnehmer folgender Telefonanschluß gehört.« Er las die Nummer von seinem Block ab und gab dann die von Lecoq an. »Hier bin ich in den nächsten Minuten erreichbar.«
Es dauerte fast eine Viertelstunde, dann kamen Name und Adresse.
»Tiffany Villiers«, murmelte Zamorra. »Dann werde ich mir diese Dame mal vornehmen. Vielleicht finde ich so eine Spur von Gryf.«
»Oder eine weitere Leiche mit bloßliegendem Gehirn«, unkte Robin. »Vielleicht ist es besser, wenn ich dich begleite. Bisher war es nur Einbruch und nicht meine Sache. Aber jetzt ist Mord im Spiel. Zamorra, ich bereue den Tag, an dem wir uns kennengelernt haben. Vorher war mein Berufsleben viel ruhiger - selbst vor meiner Strafversetzung, als ich noch in Paris auf Mörderjagd ging.«
Zamorra preßte die Lippen zusammen.
Er bedauerte, daß er Merlins Stern nicht einsetzen konnte. Mit dem Amulett hätte er einen Blick in die Vergangenheit werfen können. Das hätte ihm gezeigt, was sich hier wirklich abgespielt hatte. Der Fall wäre wesentlich einfacher zu lösen gewesen. Und er hätte erfahren, was mit Gryf geschehen war.
Aber Merlins Stern befand sich nach wie vor im Streik…
***
Jetzt nur keine Kurzschlußreaktion, dachte Tiffany Villiers. Sie zwang sich zur Ruhe, obgleich alles in ihr danach strebte, die neugierige Vermieterin zu töten. Tiffany wandte sich um und brachte das Messer in die Küche zurück. Sie ließ es zu, daß Marie Picard ihr weiter in die Wohnung folgte. Erfreulicherweise war die Tür zu dem Zimmer mit der Kristallkugel nicht weit geöffnet, sondern nur angelehnt, so daß Picard nicht sehen konnte, was sich darin befand. Tiffany wandte sich um.
»Was fällt Ihnen ein, einfach so hier einzudringen?« fragte sie schroff. »Ich weiß zwar, daß Sie einen Zweitschlüssel haben, aber es gibt hier weder Feuer noch einen Rohrbruch, der in meiner Abwesenheit stattfindet und Ihr Eindringen legalisiert. Was also tun Sie hier?«
»Hören Sie, Tiffany, das ist mein Haus«, sagte Picard.
»Und meine Wohnung, für die ich Miete an Sie bezahle. Sie haben nicht das Recht, ohne Voranmeldung einfach hier einzumarschieren. Ich weiß, daß Sie schon einige Male hinter meinem Rücken hier herumgeschnüffelt haben und kann das auch beweisen. Tun Sie es noch einmal, werde ich Strafanzeige gegen Sie erstatten.«
»Ich dachte, es sei Ihnen etwas zugestoßen«, versuchte Marie Picard sich halbherzig zu rechtfertigen. »Dieser Mann… wo ist er überhaupt?«
»Was für ein Mann?«
»Der hier eingedrungen ist!«
»Die einzige Person, die hier eingedrungen ist, sind Sie«, stellte Tiffany klar. »Ich kann Ihnen zwar Ihren Ersatzschlüssel nicht abnehmen, aber ich warne Sie. Respektieren Sie meine Privatsphäre. Beim nächsten Mal rufe ich die Polizei. Und jetzt wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie unverzüglich meine Wohnung… pardon, die von mir gemietete Wohnung in Ihrem Haus… verlassen würden.«
»Mademoiselle Villiers, dieser Mann ist unheim…«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Hier ist kein Mann. Und selbst wenn, ginge es Sie einen feuchten Kehricht an. Raus!«
Marie Picard erblaßte. »Wenn Sie mir so kommen - bekommen Sie zum nächsten Ersten die Kündigung!«
»Einverstanden«, sagte Tiffany kalt. »Und jetzt raus, aber plötzlich und endgültig!«
Marie Picard schnappte nach Luft. Sie hatte damit gerechnet, daß Tiffany nun mit Argumenten wie Mietvertragsrecht, Kündigungsfristen, Kündigungsschutz und einem Haufen Paragraphen aufwarten würde. Daß sie aber die Kündigungsdrohung so einfach akzeptierte, brachte Picard aus dem seelischen Gleichgewicht. Stumm und blaß verließ sie die Wohnung ihrer Mieterin und ahnte nicht, daß sie damit gerade ihr Leben gerettet hatte - vorläufig.
Tiffany überlegte noch, ob sie nicht doch einen ihrer Sklaven als Killer auf sie ansetzen sollte.
Aber vorerst gab es Wichtigeres.
Den Druiden - und auch den Vampir…
***
Gryf erwachte zum zweitenmal. Ich lebe, stellte er
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