0523 - Tod dem Vampir!
freilaufendes Raubtier in den nächsten Zoo bringen und…«
Fenrir sprang auf, sträubte das Fell und knurrte bedrohlich. Sofort tastete Robin wieder nach seiner Dienstwaffe.
»Er ist hochintelligent und versteht jedes Wort«, warnte Zamorra. »Erzähl ihm nichts vom Zoo. Das sieht er als Freiheitsberaubung an. Schon mal was von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gehört?«
»Du willst doch nicht etwa Bruder Wolf als gleichberechtigt deklarieren!«
»Menschen sind doch nichts anderes als zweibeinige Wölfe! Also laß ihn in Ruhe. Er ist wirklich friedlich.«
Fenrir sprang ihn aus dem Stand an, warf ihn zu Boden und wischte ihm mit der Zunge mehrmals durchs Gesicht. »Verdammtes Mistvieh!« tobte Zamorra und versuchte, den schweren grauen Räuber abzuschütteln. »Ich mache dich zu Wolfsragout! Ich schicke dich als Freßpaket nach China - da stehen Hunde auf der Speisekarte, du Vorfahre aller Haushunde!«
Fenrir grinste wölfisch, ließ von Zamorra ab und trottete auf Robin zu, vor dem er sich niedersetzte, den Kopf schräg legte und brav die rechte Pfote hob. Fehlte nur noch, daß er »Guten Tag« gesagt hätte.
Zamorra raffte sich empor, packte Fenrir am Nackenfell und schleppte ihn nach draußen, um ihn in den BMW zu stopfen. Spätestens diese Demonstration bewies den Polizisten, daß der Wolf wirklich harmlos war.
Robin war Zamorra nach draußen gefolgt. »Ich lasse das Haus versiegeln«, sagte er. »Morgen, bei Tageslicht und voller Mannschaftsstärke, wird man nach Spuren suchen. Ich selbst bin dann nicht im Dienst. Gibt es etwas, Zamorra, das ich wissen müßte? Deine Fingerabdrücke werden ja wohl gut verteilt sein. Ich möchte nicht, daß man dich für den Mörder hält.«
»Und wenn ich es bin?«
»Dann erschieße ich mich öffentlich wegen mangelnder Menschenkenntnis. Nein, Zamorra, im Ernst: Gibt es etwas, das dich belasten könnte? Wenn ich es rechtzeitig weiß…«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich habe Zeugen für meine Abfahrtszeit, ich habe die Mautquittungen von der Autobahn mit Datum und Uhrzeit. Hier…« Er kramte sie aus dem Wagen und reichte sie Robin. »Zu Protokoll für die Zeit meiner Ankunft hier. Die Autopsie dürfte ergeben, daß ich zur Todeseintrittszeit noch im Château Montagne war.«
»In Ordnung«, sagte Robin. »Wenn noch etwas sein sollte, laß es mich wissen, ja? Soll ich nach deinem verschwundenen Freund suchen lassen?«
Zamorra zögerte, dann schüttelte er den Kopf. Er deutete auf Fenrir im Auto. »Er ist der Ansicht, Gryf ist tot. Deshalb bin ich überhaupt hier. Gryf ist aber im Haus nicht zu finden. Im Moment hoffe ich wieder - aber eine Fahndung führt zu nichts.«
»Moment mal«, brummte Robin und sah den Wolf durch das Autofenster mißtrauisch an. »Hörte ich dich eben murmeln, er sei der Ansicht?«
»Hörtest du mich nicht vorhin murmeln, er sei intelligent? Unter uns Klosterschwestern und ohne das Hohngelächter deiner Kollegen: Fenrir hat die Intelligenz eines Menschen und ist Telepath wie Nicole und in sehr eingeschränktem Rahmen auch ich.«
»Ups«, machte Robin. »Der Erste April ist aber schon vorbei.«
»Deswegen sage ich’s dir ja auch heute und nicht rückwirkend am Ersten April. Da wäre noch etwas. Sagtest du nicht heute nachmittag am Telefon, auch Lecoqs Freundin sei seiner Behauptung nach gebissen worden?«
»Kann sein. Ich weiß es nicht mehr. Habe die Sache verdrängt, nachdem ich sie bei dir in guten Händen wußte.«
»Kannst du herausfinden, wo diese Freundin wohnt, wer sie ist?« forschte Zamorra. Vielleicht war Gryf bei Lecoq, ehe dessen Mörder zuschlug, und hat sich anschließend dieser Freundin zugewandt…
»Ich müßte den Kollegen von der Abteilung Diebstahl aus dem Feierabend ru…warte. Diese Freundin wohnt hier im Haus?«
»Junggesellenwohnung. Kein Damenparfüm im Bad, keine Reizwäsche im Schrank«, sagte Zamorra.
»Du hast dich also umgesehen?«
»Ich habe Gryf gesucht. Sogar im Schrank. Manchmal bringen Killer ihre Opfer darin unter. Wie auch immer - meines Erwachtens wohnt sie nicht hier.«
»Ein Foto mit Widmung und rückseitig eingetragener Adresse?«
»Keines gefunden«, gestand Zamorra.
»Na schön. Vielleicht hat er sie angerufen und ein modernes Telefon mit Display-Memory. Dann könnte es sein, daß wir…«
»Hat er«, sagte Zamorra. »Das ist wohl so ziemlich das einzige Stück moderner Technik, das es in diesem Haus gibt.«
»Hoffen wir, daß diese Freundin die letzte Person war, die er
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