Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0525 - Tödliche Fotos

0525 - Tödliche Fotos

Titel: 0525 - Tödliche Fotos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
war.
    Genauso sah Judy auch jetzt aus, als sie auf und in der Mattscheibe des Bildschirms schwebte.
    Sie bot einen unheimlichen Eindruck. Vom Kopf bis zu den Füßen eine durchscheinende Gestalt, bei der die Haare auf dem Kopf wie Wattefäden wirkten.
    Ich wollte hochschnellen, aufspringen, diesem Al Beli eine Frage stellen, nichts davon klappte. Ich sah, wie er seine Hand bewegte und mir fast noch zuwinkte. Dabei sagte er: »Du wirst sitzenbleiben, Sinclair. Dein Platz ist der Sessel.«
    »Aber…«
    »Kein aber.«
    Ich nickte ihm zu. »Ja, ich bleibe sitzen…«
    Über diese Antwort wunderte ich mich selbst. Ich hätte sie niemals bei klarem Bewußtsein gegeben, aber das war nicht mehr vorhanden. Der Fotograf hatte es mir geraubt.
    Wie und wodurch?
    Mein Blick fiel auf das tulpenförmige Glas, in dem noch immer ein Rest des Getränks stand. Natürlich, das war es gewesen. In diesem Mixgetränk befand sich ein Mittel, das mir den eigenen Willen zu einem großen Teil nahm und dafür sorgte, daß ich lethargisch wurde.
    Doch Al Beli hatte es auch getrunken. Bei ihm jedoch war es zu keiner Reaktion gekommen. Er benahm sich völlig normal, wie immer eben. Nur mir ging es übel.
    Ich beugte mich vor, ohne es eigentlich zu wollen. Der Tisch drehte sich vor meinen Augen, die vier TV-Geräte ebenfalls. Erst als ich mich wieder aufrecht hinsetzte und den Kopf gegen die Sessellehne preßte, wurde es besser.
    Der weißhaarige Al Beli lächelte mich an. Mir kamen seine Augen übergroß vor. Sie schienen mittlerweile den Umfang der Brillengläser erreicht zu haben.
    Dann sprach er mich an. Seine Stimme klang seidenweich, auch hinterhältig. Möglicherweise kam mir dies auch nur so vor, weil ich mich wie betäubt fühlte.
    »Du wolltest doch das Mädchen sehen, Sinclair. Jetzt kannst du es. Sie ist auf den Bildschirmen zu erkennen.«
    »Nein!« flüsterte ich. Dabei merkte ich, daß mir der Schweiß ausbrach. »Das ist sie nicht.«
    »Doch, Sinclair.«
    »Es ist ihr Geist!«
    Al Beli lachte und schlug mit den Handflächen auf seine Schenkel.
    »Na und? Was macht es für einen Unterschied?«
    »Ihr Körper wird vergehen, sie aber…«
    »Der Geist, Sinclair, der Astralleib, meinetwegen auch die Seele, sie ist wichtig. Was ist schon der Körper? Eine Hülle, mehr nicht. Aber die Seele muß stimmen, begreifst du das? Die Seele ist der Motor des Körpers. Wenn man ihn besitzt oder sie hat, dann erst ist man der Herr über die Toten.«
    »Und du hast sie?« fragte ich mit etwas schwerer Zunge.
    »Ja, ich habe sie. Die Seele des Mädchens gehört mir. Sie ist mein, verstehst du jetzt?«
    »Nein, ich kann es nicht begreifen. Wie ist das möglich? Du kannst nicht ihre Seele…«
    »Doch!« unterbrach er mich voller Freude. »Ich kann das alles, Sinclair, alles. Denn ich habe die Macht, und ich habe meine eigentliche Kamera, die etwas ganz Besonderes ist. Ein Apparat, den du nirgendwo kaufen kannst, nirgendwo. All die Kameras kannst du vergessen, die du hier siehst. Es zählt nur die eine.«
    »Wo ist sie?«
    »Ich werde sie dir zeigen, Sinclair!« Er sprach den Satz mit einer satten Selbstzufriedenheit aus.
    Natürlich war ich gespannt darauf. Ich hätte normalerweise auch wie unter Strom gestanden, doch in mir schwamm ein Gefühl der Lethargie hoch, als wäre mir alles egal. Ich schwitzte und fror zugleich. So etwas wie ein Schüttelfrost durchraste mich. Zudem strengte es mich an, Al Beli zuzuschauen.
    Er genoß die Situation. Sehr gemächlich stand er auf und schritt wie ein König auf seinen Schreibtisch zu, hinter dem er stehenblieb.
    Die rote Platte sah aus wie ein viereckiger Teppich aus Blut.
    »Gleich wirst du sie sehen«, flüsterte er und öffnete mit beiden Händen eine für mich nicht erkennbare Schublade. Ich hörte nur, wie er sie herauszog.
    Mein Blick wechselte. Ich schaute mir die Monitore an, wo Judy sich noch immer als gespenstische Erscheinung abzeichnete. Sie bewegte sich nicht. Ihren Körper umfloß eine Aura, die allerdings nicht einmal zitterte.
    Al Beli hatte es endlich geschafft und die Kamera hervorgeholt. Er hielt sie mit beiden Händen fest. Dabei streckte er die Arme aus, so daß der Apparat über der Platte schwebte.
    »Das ist sie!« sagte er leise, aber auch Stolz schwang in seiner Stimme mit.
    Der Mann hatte soviel von seiner Kamera erzählt, daß ich nicht anders konnte und einfach hinschauen mußte.
    Etwas schwamm vor meinen Augen. Ein dünner Film, den ich nicht wegwischen konnte. Der Blick blieb

Weitere Kostenlose Bücher