0525 - Tödliche Fotos
gefliesten Wände, die Waschbecken und auch den Durchgang zum Nebenraum, wo sich die eigentlichen Toiletten befanden.
Suko reagierte automatisch. Er wusch anschließend seine Hände, trocknete sie mit einem Papiertuch ab, das er in einen Kunststoffeimer hineinwarf.
Dann drehte er sich um. Er befand sich noch in der Bewegung, als jemand die Tür zum Toilettenraum aufdrückte, aber nicht hineintrat. Die Tür war allein für Suko geöffnet worden.
Der blieb für einen Moment stehen, wunderte sich, ging schließlich los, wobei er den Eindruck hatte, nach vorn zu fallen. Wieder erinnerten seine Bewegungen an die einer ferngelenkten Puppe. Er hatte die Personen nicht gesehen, sie warteten vor der Tür, in der Halle, und waren zu viert.
Suko blieb stehen, weil sie eine Mauer vor ihm gebildet hatten. Er lächelte knapp, weil auch sie lächelten. Nun kamen ihm ihre Gesichter vor wie Gummimasken, die sie beim Lächeln stark in die Breite gezogen hatten. In den Masken schwebten auch die Augen wie kleine Teiche.
»Was… was kann ich für euch tun?« fragte Suko mit schwerer Zunge. Er redete fast wie ein Betrunkener.
Die Männer sahen gleich aus. Schwarze Hosen, dunkle Jacken, sehr weit geschnitten, wie es Mode war, und darunter weiße Hemden, deren obere Knöpfe offenstanden.
»Wir wollen dir helfen«, sagte einer.
»Wieso?«
»Wir sind sehr nett zu dir und begleiten dich zurück. Du kannst uns vertrauen.«
»Ich… ich finde allein.«
»Aber nicht doch, Inspektor. Dieser Bau ist viel zu verschachtelt. Du wirst dich noch verlaufen, das können wir auf keinen Fall zulassen, verstehst du?«
Wäre Suko im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen, hätte er anders reagiert, so aber blieb ihm nichts weiter übrig, als zu nicken. Er grinste dabei sogar noch. »Ja, danke, Freunde, ich freue mich wirklich, daß ihr so nett zu mir seid.«
»Sicher, komm her.« Die vier Männer streckten Suko ihre Arme entgegen. Er hatte seinen Blick gesenkt, schaute auf die Hände und kam sich vor, als bestünden sie aus Gummi. Sie waren zwar ruhig gehalten worden, trotzdem bewegten sie sich vor seinen Augen auf und nieder, als hingen sie an Gummibändern.
Dann ging er.
Es machte ihm überhaupt nichts aus, daß sie ihn von zwei Seiten unterhakten. Sie übten nur einen leichten Druck aus, dem Suko wie selbstverständlich nachgab.
Er ging und war eigentlich froh, daß sie ihn begleiteten. Er selbst hätte den Weg bestimmt nicht mehr gefunden. Nur brachten ihn die vier Begleiter nicht mehr dahin, wo sein Freund John Sinclair wartete. Suko wurde in eine andere Richtung geführt, was er kaum merkte. Erst Sekunden später, als kalte Luft sein Gesicht traf, wunderte er sich und wollte stehenbleiben.
»Komm weiter…«
»Aber wir sind den falschen…« Suko fehlten einfach die Worte.
Es gab keinen Protest mehr von seiner Seite aus, er konnte nicht mehr richtig nachdenken, in seinem Hirn befand sich eine Sperre.
So ging er auch…
Die kalte Luft blieb. Suko drehte sein Gesicht gegen den Wind, er holte einige Male tief Luft, ohne sich allerdings besser zu fühlen.
Zwei Männer hielten sich in seinem Rücken auf, die beiden anderen hatten schon die Türen eines großen Personenwagens geöffnet. Die beiden Männer hinter Suko drückten ihn tiefer.
»Einsteigen!«
»Wohin? Ich…«
»In den Wagen, mein Freund. Dann bringen wir dich weg, verstehst du? Wir machen eine kleine Fahrt.«
»Wieso? Ich will nicht fahren.« Widerstand flammte in Suko auf.
Es war nur ein kleines Flämmchen, das sehr schnell wieder verlosch, denn er mußte sich der sanften Gewalt der hinter ihm stehenden Männer beugen.
Er glaubte, in einen Tunnel geschoben zu werden, als er in den Wagenfond gedrückt wurde.
Auch jetzt wehrte sich Suko nicht. Er kam überhaupt nicht auf den Gedanken, dies zu tun. Die Männer konnten mit ihm machen, was sie wollten.
Genau das hatten sie auch vor.
Die Wagentüren schlugen mit harten Geräuschen zu. Das Fahrzeug federte, als sich die Männer hineinsetzten.
»Und jetzt werden wir eine Reise machen«, sagte der Mann neben Suko. »Eine wunderschöne Reise nur für dich.«
»Wohin?« fragte der Inspektor.
»In den Tod, mein Lieber, in den Tod…«
***
Auf allen vier Bildschirmen war sie zu sehen. Judy Landers, die Tote. Das Mädchen, das durch einen Lanzenstich ums Leben gekommen war, aber jetzt sah ich sie.
Sie sah nicht so aus wie eine lebendige Person. Ich hatte noch sehr gut ihren Geist in Erinnerung, als er Suko und mir erschienen
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