0525 - Tödliche Fotos
einverstanden.
Glenda würde beim Italiener Salat und Pizza besorgen. Ich nahm nur eine halbe, Suko konnte auf eine ganze nicht verzichten, und Glenda nahm Salat.
Als sie unterwegs war, fragte Suko mich: »Ehrlich, John, wie siehst du die Lage?«
»Nicht besonders.«
»Wir hängen mit drin?«
»Zumindest ich. Hätte man mir sonst das Foto geschickt, wenn es anders wäre?«
»Klar.«
Glenda war zwanzig Minuten später wieder bei uns. Sie hatte warten müssen.
Mir schmeckte das Essen nicht so wie sonst. Der Koch hatte nichts falsch gemacht, ich aber mußte immer wieder an die Tote denken.
Weshalb hatte man mir das Foto geschickt? Was steckte dahinter?
Ich wußte mir überhaupt keinen Rat, rief zwischendurch aus lauter Verzweiflung bei Tanner an und vernahm nur Negatives.
»Okay, Tanner, ich bin dann in meiner Wohnung zu finden.«
»Machst du schon Feierabend?«
»Nein, ich habe Bereitschaft.«
»So kann man es auch nennen.«
»Kommst du mit?« fragte ich Suko.
»Ja.«
»Dann wünsche ich euch viel Glück.« Glenda lächelte etwas gezwungen. »Auch wenn es mit einer Leiche ist.«
»Das hört sich zwar nicht gut an, Mädchen, aber im Prinzip hast du leider recht…«
***
Am frühen Abend verwandelten sich die Regentropfen in nassen Schnee. Ich stand am Fenster, schaute durch die Scheibe und sah auch den weißen Vorhang aus dem grauen Himmel fallen. Liegenbleiben würde der Schnee nicht, es war einfach zu warm.
Getan hatte sich noch immer nichts, und ich wurde von Minute zu Minute unruhiger. An dem wechselhaften Wetter lag es sicherlich nicht, das steckte ich ganz gut weg. Hier ging es um andere Dinge. Ich wußte, daß sich etwas über meinem Kopf ausgebreitet hatte, konnte es aber leider nicht beweisen.
Ab und zu kam Suko rüber. Er brachte auch einige Sandwiches, aber ich hatte keinen Hunger.
»Das regt dich auf, wie?«
»Ja.« Ich räusperte mich. »Mich regt auch auf, daß irgendwo jemand ermordet wurde, dessen Leiche man nicht finden kann. Warum nicht, weshalb nicht?«
»Man hat sie eben gut versteckt.«
»Glaubst du das wirklich?«
Suko biß in seinen Sandwich. »Im Moment kann ich mir keine andere Möglichkeit vorstellen.«
»Stimmt schon, nur…«
Es schellte. Das Geräusch irritierte uns beide. Normalerweise klingelt bei mir nur das Telefon. Ich verließ den Wohnraum, ging durch den Flur und hörte schon das Klopfen. Dann die Stimme des Hausmeisters. »Mr. Sinclair…«
»Ja bitte?« Gleichzeitig mit dieser Frage öffnete ich die Wohnungstür.
Der Hausmeister, gleichzeitig auch Portier, stand vor mir und hielt mir einen Brief entgegen. »Der ist für Sie abgegeben worden. Ein Eilbrief, Sir.«
»Von wem haben Sie ihn bekommen?«
»Ganz normal, durch einen Boten der Post.«
»Danke sehr.« Ich nahm ihn an mich.
»Bis später dann.«
Suko schaute überrascht, als ich mit dem Brief in der Hand zu ihm zurückkehrte. »Wieder ein Foto?« fragte er.
Ich fühlte nach. »Ich glaube ja.« Schon hatte ich den Umschlag aufgerissen.
Suko kam näher, damit wir beide gleichzeitig das Foto betrachten konnten. Sukos Augen weiteten sich vor Schreck. »Das ist doch nicht möglich«, flüsterte er. »Nein, das darf nicht wahr sein.«
»Ist es aber.«
Es gab keinen Zweifel. Der auf dem Boden liegende Mann, dessen Kopf von einer Blutlache umgeben war, das war ich.
Ich, John Sinclair!
Suko holte tief Luft. »Mal ehrlich, John, wann hast du dich denn so fotografieren lassen?«
»Nie!«
»Und du bist dir sicher?«
Ich holte eine Lupe und sah mir das Bild genauer an. Ich lag halb auf dem Rücken im Schein einer Lampe, deren Licht mich von oben herab anstrahlte. Die Umgebung meines Hinterkopfes schwamm im Blut. Eine Wunde am Kopf konnte ich nicht entdecken. Auf dem Bild sah es so aus, als hätte mir jemand den Schädel zertrümmert und die Wunde durch meine ungewöhnliche Lage bewußt verborgen.
»Was machst du jetzt?« fragte Suko.
»Ich weiß es nicht.«
»Aber man hat dich an der U-Bahn fotografiert?«
»Ja, nur lag ich da nicht am Boden.«
»Du kannst dir also noch immer nicht vorstellen, wer es auf dich abgesehen haben könnte?«
»Nein!« Ich legte das Bild auf den Tisch. »Fest steht, daß es jemand auf mich abgesehen hat und auf das tote Mädchen. Nur kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wo es zwischen uns beiden eine Verbindung geben könnte. Ich habe die Tote noch nie zuvor gesehen. Ich kenne auch ihren Namen nicht.«
Suko nahm das Bild wieder an sich und
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