0527 - Der Grausame
Derjenige, der selbst meinte, Baphomet zu sein, obwohl dieser Kind-Dämon wieder aufgetaucht, aber zurückgeschlagen worden war.
Der Abbé erinnerte sich noch genau an das Grauen in Paris, als die Templer gegen Baphomet kämpften und eine große Schlacht letztendlich gewonnen hatten, wenn auch nur unter starken Verlusten.
Das wußten Bloch und seine Gefährten. Sie bildeten so etwas wie eine Bastion der letzten aufrechten Templer, und sie setzten den Kampf fort, der mit der Vernichtung des Ordens im Jahre 1314 eingeleitet worden war.
Wer noch außer van Akkeren?
Konnte der Würfel dem Abbé die Antwort geben? Es mußte etwas mit dem Schloß zu tun haben, das über der Loire lag. Bloch hatte es gesehen, nur undeutlich, es waren nur schwache Ströme gewesen, die es noch nicht geschafft hatten, ein konkretes Bild zu formen.
Da war jemand!
Der Würfel erwärmte sich. Nicht nur durch die Wärme der Handflächen, in seinem Innern tat sich etwas, das Bloch allerdings nicht sehen konnte.
Die wesentlich helleren Schlieren, sie sahen aus wie kleine, weiße Würmer, gerieten in Bewegung und schafften es, sich durch zuckende Schwanzbewegungen voranzutreiben. Diese Tatsache hatte noch einen anderen Hintergrund.
Die Schlieren gaben, wenn sie so reagierten, gleichzeitig Informationen ab.
Diese Informationen wurden dem Abbé übermittelt und vor seinem geistigen Auge in Bilder umgesetzt. Bilder einer Szene, die nicht direkt in Alet-les-Bains zu finden war, aber auch nicht auf Château Le Duc.
Bloch zeigte sich irritiert. Aus alter Gewohnheit zwinkerte er hinter den dunklen Brillengläsern mit den Lidern. Dieses Sehen geriet in eine völlig andere Richtung, die er vor Minuten noch nicht für möglich gehalten hatte.
Er hatte bei seinem ersten Versuch das Gesicht van Akkerens gesehen.
Es tauchte nicht mehr auf. Eine andere Szene entstand. Er erkannte eine wilde Felsgegend, die so aussah, als hätte die Natur erst alles ausprobiert, bevor sie sich dazu entschloß, liebliche Landschaften herzustellen.
Wild und ungezügelt, dunkle Felsen, eine schmale Schlucht, der Eingang zu einer Grabstätte.
Zur Kathedrale der Angst.
Zahlreiche Menschen in der Nähe des Ortes wußten, daß in der Kathedrale etwas Geheimnisvolles und Unheimliches vorging. Niemand traute sich dorthin, bis auf die Templer, denn sie waren die Hüter des Geheimnisses, obwohl sie auch die jahrhundertealte Warnung kannten, die in das harte Felsgestein gemeißelt worden war.
Terribilis est locus iste – dieser Ort ist gefährlich!
Das hatten vorausschauende Menschen schon vor vielen Jahrhunderten erkannt und sich auch danach gerichtet. Sie wollten andere warnen, den Ort zu betreten, und sie hatten gut daran getan, denn die Schlucht war zu einem Hort des Bösen geworden.
Bis die Temper kamen, sich an diese Schlucht erinnerten und sie umpolten.
So diente sie nun ihren Zwecken, und in ihr lag eines der großen Geheimnisse des Ordens überhaupt versteckt.
Ein silbernes Skelett!
Die Templer hatten es in die Kathedrale der Angst geschafft, denn dieses Skelett war einmal einer von ihnen gewesen.
Hector de Valois!
Ein ebenfalls berühmter Templerführer und jemand, der auch den Dunklen Gral und sogar einen Teil seiner Geheimnisse erforscht hatte. Er war gestorben, aber nicht zu Staub verfallen. Über seine bleichen Gebeine hatte sich eine Silberschicht gelegt. Sie existierte nun als Mystifikation weiter, ebenso wie sein Geist, der sich auch schon aus den anderen Sphären gemeldet hatte.
Hector de Valois hatte vor seinem Leben als Templer-Führer schon einige Male existiert, unter anderem als Richard Löwenherz und wahrscheinlich auch als König Salomo. Und er war nach seinem Tod wiedergeboren worden, in einem Mann, der sich jetzt als Hüter des Dunklen Grals bezeichnete – John Sinclair!
So weit die einzelnen Punkte und Tatsachen auch voneinander getrennt waren, irgendwo über Zeit und Raum hinweg führten sie zusammen und verdichteten sich.
Vor dem geistigen Auge des Abbé entstand ein Bild. Er konnte in die Schlucht hineinsehen und auch in den steinernen Sarkophag, der nicht abgedeckt war.
Dort lag das silberne Skelett!
Der Abbé wußte genau, daß es ihm eine Nachricht geben wollte.
Er lauschte, er konzentrierte sich und verstand die Gedankenströme des anderen.
Man rief nach ihm.
›Komm! Komm her, die Zeit eilt. Der böse Fluch ist erwacht. Er hat lange geruht, nun ist es an der Zeit, daß er sich allmählich aufschwingt und neue, schreckliche
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