Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0529 - Der Würgeadler

0529 - Der Würgeadler

Titel: 0529 - Der Würgeadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
mich zurück.
    Wir gingen wieder an das Haus. Paul Grenier trat aus der Tür.
    »Sie sind weggeflogen, nicht?«
    »Ja«, sagte Suko, »die Vögelchen sitzen bei Ihnen auf dem Dach.«
    Grenier erschrak. »Dann werden Sie vielleicht versuchen, von dort oben hereinzukommen.«
    »Ich hoffe nicht.«
    Ich wandte mich an Grenier. »Wie kommen wir hoch auf das Dach?« fragte ich.
    »Na ja, an der anderen Seite steht eine Leiter. Ich habe sie heute morgen noch benutzt. Was wollen Sie da? Von den Vögeln angegriffen werden?«
    »Wir wissen uns schon zu wehren.«
    Paul Grenier bedachte mich mit einem skeptischen Blick, bevor er die Schultern hob und sich abwandte. Er ging auf die Schmalseite des Hauses zu und deutete auf eine Holzleiter, die an der Wand lehnte. »Die können Sie nehmen.«
    »Danke.«
    Ich stellte die Leiter richtig hin und kletterte als erster hoch. Suko folgte mir, während Grenier die Leiter festhielt.
    Zwar war das Dach von einem Teil der dicken Schneeschicht geräumt worden, dennoch war es nicht ungefährlich, sich darauf zu bewegen, weil die Pfannen von einer dünnen Eisschicht überdeckt waren. Zwar nicht an allen Stellen, aber doch sehr verteilt.
    Das hatte auch Suko gesehen, deshalb stützte er mich ab, als ich auf das Dach kletterte.
    »Rutschbahn?« fragte er.
    »Und wie!«
    Ich kam trotzdem voran, weil ich mit den Sohlen Halt am Gitter vor der Dachkante fand. Auf dem Bauch liegend und sehr mühsam bewegte ich mich dem First entgegen, wo fünf Vögel hockten und mich beobachteten.
    Mich interessierten nicht so sehr die Vögel, ich kletterte auch noch aus einem anderen Grund auf das Dach.
    Mit ausgebreiteten Beinen blieb ich liegen. Mein Blick glitt über die Vögel hinweg, und ich sah auch den Hang, wo wir bei der Herfahrt den Schatten entdeckt hatten.
    Da stoben die Vögel hoch.
    Es war ein gemeinsamer Start, den sie hinlegten und der sie in die Richtung des Schattenhangs führte, über dem sie kreisten, als könnten sie dort neue Kraft für ihre weiteren Untaten laden.
    Ich vernahm Sukos keuchenden Atem und sah, wie sich der Inspektor neben mich schob und liegenblieb.
    »Alles klar?«
    »Die Tierchen haben sich wieder aus dem Staub gemacht. Aber schau mal nach rechts.«
    »Wieso?«
    »Der Hang, wo wir den Schatten entdeckt haben. Siehst du ihn noch?«
    »Klar und die Vögel darüber.«
    »Fällt dir nichts auf?«
    Suko ließ sich Zeit mit der Beobachtung. Manchmal fuhr uns der Wind entgegen. Er hatte den seichten, auf der Oberfläche liegenden Schnee aufgewirbelt. Die kleinen Flocken bissen in unsere Gesichter.
    Zugleich bekamen Suko und ich große Augen. Auf dem Hang tat sich etwas. Der Schatten, der aussah, wie der gewaltige Flügel eines großen Vogels, bewegte sich.
    Für mich stand eines fest.
    Der Würgeadler lebte!
    ***
    »Noch einen Birnenschnaps?« fragte Paul Grenier. Er hatte Mühe, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.
    »Einen halben«, bat ich.
    »Gut, Monsieur Sinclair, gut.« Er hatte wie ein Automat gesprochen, schenkte ein und kippte über. Für mich ein Zeichen, wie nervös er plötzlich war.
    Wir standen wieder zusammen im Haus der Greniers und waren ziemlich durchgefroren. Der kleine Ausflug auf das Dach hatte mir steife Finger gebracht.
    In das Haus der Greniers war ein neuer Gast eingetreten – die Furcht. Ich hatte noch keinen Bericht abgegeben, doch die Familie spürte, daß sich etwas verändert hatte, und ich überlegte bereits jetzt, was wir dagegen tun konnten.
    Ich hob das Glas an. »Auf Ihr Wohl«, sagte ich leise, und man nickte mir zu.
    Nur der alte Jacques Grenier trank noch mit. Er nickte auch und sagte: »Voraussagen sind da, um sich zu erfüllen. So war es schon immer, und so wird es auch immer sein.«
    »Hör doch auf, Vater!« Eliette regte sich auf. »Wie kannst du so etwas sagen?«
    »Weil es stimmt.«
    »Das würde heißen«, nahm Paul den Faden auf, »daß wir bald Besuch vom Würgeadler bekämen.«
    »Genau, mein Junge.«
    Paul wandte sich an mich. »Als Sie und Ihr Kollege vom Dach kletterten, sah ich Ihren Gesichtern an, daß Sie etwas Besonderes erfahren haben. Kann das stimmen? Und welchen Kommentar geben Sie zu den Ausführungen meines Vaters.«
    Ich mußte lächeln, weil Paul etwas geschraubt gesprochen hatte.
    Im Prinzip jedoch hatte er recht behalten. Ich war tatsächlich mit einem anderen Gesichtsausdruck vom Dach geklettert. »Wissen Sie, Paul, die Vögel sind nur die Vorboten, und es gelang mir auch, mir den Schatten anzusehen. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher