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053 - Der Gast aus dem Totenreich

053 - Der Gast aus dem Totenreich

Titel: 053 - Der Gast aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Wänden standen riesige Schränke; die Spiegel waren mit dunkler Farbe übertüncht worden. Auch in der Mitte des Raumes stand ein Spiegel, der sich in seinem Nussbaumholzrahmen bewegen ließ. Er war mit einem schwarzen Tuch verhangen.
    Dorian blieb davor stehen. Er musste sich in einer Art Umkleide befinden.
    Das jammervolle Violinspiel brach ab. Dorian vernahm Poltern und Knurren.
    In weiter Ferne kicherte Laura Bertini und rief mit überschnappender Stimme: »Pack ihn, mein Gemahl! Hol ihn dir! Er gehört dir!«
    Kein Zweifel, die Violine interessierte den Untoten nicht mehr. Sein faulendes Hirn signalisierte ihm nur noch, sich Nahrung zu beschaffen.
    Dorian zwang sich zur Ruhe. Er lief zur nächsten Verbindungstür, um sich für alle Fälle einen Fluchtweg freizuhalten. Doch die Tür war verschlossen. Er drehte sich um und rannte zu den Fenstern. Keines davon ließ sich öffnen. Er hätte schon eine Scheibe einschlagen müssen. Aber es war fraglich, ob ihm das überhaupt gelungen wäre, denn auch hier war das Glas mit magischer Substanz überstrichen.
    Dorian wandte sich um. Der Untote tobte heran, musste jeden Augenblick unter der Tür erscheinen. Der Dämonenkiller saß in der Falle.
    Der Untote stieß gegen die Tür. Sie flog krachend gegen die Wand. Grunzend kam er hereingestolpert.
    Dorian wartete. Es gab nur den Kampf.
    Der Schreckliche tapste heran, hob die Arme und ließ die Fingergelenke knacken. Sein Mund klappte auf und zu. Dorian nahm das Kruzifix und schleuderte es. Es prallte gegen den Leib des Scheusals und schien sich festbohren zu wollen.
    Der Untote heulte grässlich. Wütend schlug er um sich, dann lag das Kruzifix auf dem Teppich, und der Untote stapfte darüber hinweg.
    Im Hintergrund war das schrille Lachen von Laura Bertini zu hören.
    Dorian hatte keine Ahnung, wo sie steckte. Wie es schien, sah sie durch die Wände hindurch, was in diesen Augenblicken geschah. Die Hexen von Rom mussten ihr schon viel beigebracht haben.
    Der Dämonenkiller hatte hinter dem Spiegel in der Zimmermitte Aufstellung genommen. Der Untote stieß seine fürchterlichen Laute aus und kam ganz nahe heran. Sie standen sich gegenüber. Nur der Spiegel war zwischen ihnen.
    Der Untote bewegte wieder den Mund und sog zischend die Luft ein. Er hatte keine funktionsfähigen Atmungsorgane mehr, vegetierte auf gänzlich andere Weise dahin. Er zischte und gurgelte in Vorfreude auf das Opfer.
    Dorian betrachtete ihn. Die Gummimaske saß straff, war gut gemacht, aber man sah eben, dass es eine Maske war. Die Handschuhe trug er diesmal nicht über seinen Krallenfingern. Vielleicht hatte er sie am Teich vergessen oder absichtlich nicht übergestreift, um Dorian besser packen zu können.
    Der Dämonenkiller entsann sich des Materials, das Trevor Sullivan ihm vorgelegt hatte, dachte an den Videofilm zurück. Marco Bertini war ein Bild von einem Mann gewesen. Er sollte sich auch jetzt als Beau fühlen.
    Sämtliche Spiegel in der Villa waren entweder verhangen oder mit schwarzer Farbe übertüncht worden. Der Maestro schien also nicht zu wissen, wie er tatsächlich aussah. Daher auch die Maske aus Gummi.
    Was passierte, wenn er sein wahres Antlitz sah?
    Dorian beschloss, sich Gewissheit zu verschaffen. Mit einem Ruck riss er das schwarze Tuch von dem Spiegel. Die Rückseite war ihm zugewandt. Der Untote blickte in den Spiegel, doch er zeigte erst keinerlei Reaktion. Dann heulte er schaurig.
    »Bertini«, sagte Dorian, »gib auf! Oder es gibt eine böse Überraschung für dich.«
    Das Scheusal gab wieder eine Serie grässlicher Laute von sich. Es war nicht in der Lage, sich wie ein Mensch zu artikulieren. Dorian nahm an, dass er zu sprechen vermochte, wenn er sich an einem Opfer gestärkt hatte.
    Der Untote schien entschlossen, eine Entscheidung herbeizuführen. Er griff um den Spiegel herum und grapschte nach Dorian. Der Dämonenkiller vollführte eine geschickte Gegenbewegung und warf sich zur Seite. Der Spiegel kippte. Zum Glück zersprang das Glas nicht. Dorian lief an der Wand des Zimmers entlang, bekam einen Stuhl zu fassen und schleuderte ihn dem Schrecklichen entgegen. Hart prallte er gegen die Knochen. Der Umhang klaffte auf und entblößte den stinkenden Leib. Mit einem gellenden Schrei sprang das Scheusal quer durch den Raum und knallte die Verbindungstür ins Schloss. Dorian sollte nicht fliehen können. Der Untote hatte noch genug Kraft, um einen kleinen Tisch aus grünlichem Onyx zu packen, ihn hochzustemmen und nach dem

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