053 - Manitous Fluch
Pater Severin ungestört war.
Der Priester nahm den Hörer ab und versuchte Tony Ballard zu erreichen.
***
Gordon McGuire zog den Stecher durch. Die Schrotflinte donnerte. Der Rückstoß riß dem Mann die Waffe aus der Hand. Verstört sah McGuire, daß er nicht hoch genug gezielt hatte. Die Schrotladung zerfetzte das Wildleder des Schamanen vor der Brust.
Yazzingha wurde zurückgestoßen. Er fiel gegen die Felswand. Die Verletzung sah entsetzlich aus. Fleisch, Sehnen, Knochen… Das Schrot hatte die obere Hälfte des Brustkorbs zerstört, doch das hinderte den roten Zombie nicht daran, sein Opfer erneut anzugreifen.
Auf den Kopf! schrie es in Gordon McGuire. Verdammt, du hättest auf den Kopf zielen müssen!
Yazzingha warf sich vor, McGuire wich in heller Panik zurück, stolperte und fiel. Der Untote kam mit langsamen Schritten näher. McGuire wälzte sich zur Seite und schnappte sich noch einmal die Schrotflinte.
Doch der lebende Leichnam entwaffnete sein Opfer geradezu mühelos. Mit beiden Händen griff er nach dem Doppellauf. McGuire drückte ab. Eine Feuerblume platzte auf, und Schrot sauste aus dem Gewehr, ohne den Untoten jedoch zu treffen. Die Bleikügelchen prasselten gegen glattes Gestein. Yazzingha riß dem Mann die Flinte aus den Händen und schmetterte sie gegen den Felsen. Das Gewehr brach in der Mitte auseinander, war nicht mehr zu gebrauchen.
Atemlos kämpfte sich Gordon McGuire hoch. Nun blieb ihm nur noch die Flucht. Er stolperte aus der Höhle, wurde von Yazzingha verfolgt. Der Untote wollte ihn nicht entkommen lassen.
McGuire ließ sich in den Geländewagen seines Freundes fallen, griff nach dem Zündschlüssel, drehte ihn. Der Anlasser mahlte. Fast augenblicklich sprang die zuverlässige Maschine an.
McGuire gab Gas. Yazzingha verließ die Höhle. Grauenvoll sah die Verletzung des roten Zombies aus. Gordon McGuire wünschte sich, daß Yazzingha daran zugrunde ging, aber dieser Wunsch erfüllte sich nicht.
Der blutende Mann ließ die Kupplung kommen. Das Fahrzeug bockte, und dann starb der Motor ab. McGuire verlor vor Entsetzen fast den Verstand. Teufel noch mal, der Wagen konnte ihn doch jetzt nicht im Stich lassen! McGuire begriff, daß er in der Aufregung etwas falsch gemacht hatte.
Die Handbremse! Er hatte vergessen, die Handbremse zu lösen, als er die Kupplung losließ!
Einen abermaligen Startversuch ließ Yazzingha nicht zu. Der rote Zombie beugte sich in das Fahrzeug. Seinen ersten Angriff konnte Gordon McGuire zur Not noch abwehren, aber dann umklammerte ihn der lebende Tote so fest, daß er sich nicht mehr rühren konnte.
Als das gefährliche Monster sich über ihn beugte, bäumte er sich ein letztesmal verzweifelt auf, und er schrie fürchterlich. Er sah das rote Gesicht näherkommen und wußte, daß er verloren war.
Vater, was habe ich getan? dachte er bestürzt. Ich habe nur eines erreicht: daß Yazzingha jetzt frei ist. Ich hätte auf Pater Severin hören sollen!
Dann kam der Todesbiß…
***
Kent Fleming erlaubte mir, das Tagebuch mit den vergilbten Seiten mitzunehmen. Ich fand es in der dritten Kiste. Vier weitere Tagebücher befanden sich darin, doch für mich war nur jenes interessant, das die Aufschrift 1922-24 trug.
Als ich in den Peugeot stieg, schnarrte das Autotelefon. Ich meldete mich. Am anderen Ende war Pater Severin. »Was hat Abel McGuire gesagt?« wollte ich wissen.
»Leider nichts, Tony.« Ich erfuhr den Grund.
»Dann schlage ich vor, du wartest vor dem Krankenhaus auf mich. Ich nehme dich an Bord, und vielleicht meldet sich auch Silver.«
Ich fuhr los, kam bis zur nächsten Ampel, und als ich den Peugeot bei Rot stoppte, schnarrte das Autotelefon erneut. Diesmal war Mr. Silver dran. Er sprach von drei Höhlen, die er in die engere Wahl genommen hatte. Ich bestellte ihn zum Krankenhaus, und er sagte: »Mit dem nächsten Taxi, das ich sehe, rausche ich ab.«
»Was tust du, wenn es besetzt ist?« fragte ich grinsend.
»Dann hat der Fahrgast die Wahl, gratis mit mir mitzufahren oder auszusteigen«, konterte der Ex-Dämon.
Grün.
Ich schob den Hörer in die Halterung und fuhr weiter. Zwanzig Minuten später sah ich Pater Severin vor dem Eingang des Krankenhauses stehen.
Er kam mir entgegen und fragte, ob ich inzwischen mit Mr. Silver gesprochen hätte. »Ja«, antwortete ich. »Er muß in Kürze eintreffen.«
Der Priester raffte seine schwarze Soutane mit beiden Händen und setzte sich neben mich. »Wo ist das Tagebuch?« erkundigte er
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