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053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

Titel: 053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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werden ließ. Aber dann kamen der gestrige Tag und die gestrige Nacht... Seit
einiger Zeit war er mit Petra Zeller gegangen. Er fühlte sich zu der blonden
attraktiven Petra stärker hingezogen als je zuvor. Sie war ihm schon immer
aufgefallen, aber seine Zurückgezogenheit und seine Schüchternheit waren bisher
schuld daran gewesen, daß er über erste schüchterne Annäherungsversuche nie
hinauskam. Fünf Tage lang trafen sie sich fast täglich. Michael Thielen mied
das einsame, alte Haus, in dem er sein Labor und die geheime Folterkammer
hatte. Er wollte Abstand von den Dingen gewinnen. Und es gelang ihm auch – das
erstaunte ihn am meisten – ungewöhnlich gut. Er fühlte sich nicht als Mörder.
Er war völlig frei von Schuldgefühlen. Ein anderer hatte seine Hand geführt, seinen Geist vergiftet. Er mußte dieses Gift
wieder verdrängen. Durch eigene Willenskraft. Denn eine Gegendroge hatte er bis
zur Stunde nicht gefunden. Die chemischen Grundstoffe mußten und konnten – das
stand jedenfalls fest – sich auflösen und verbrauchen. Aber ohne eine
Injektion kam es dann über ihn . Petra hatte das Haus betreten, und
Michael Thielen erlebte den Anfall. Er wurde wieder zu Martinus. Er fuhr seinen
Wagen nur bis zum nächsten Feldweg und stellte ihn dort ab.
    In einem Fach unter dem Fahrersitz befanden sich der
dunkle Umhang und der breitrandige Schlapphut. Er hatte diese Requisiten in
einem Trödlerladen in Bremen aufgetrieben. Diese Art der Kleidung erinnerte ihn
an diejenige, die Martinus stets trug, wenn er von ihm träumte. Thielen kämpfte
in jener Nacht vergebens gegen die Macht, die von ihm Besitz ergriff. Sein Gehirn
und das von Martinus waren identisch. Alles lief, einmal in Aktion gesetzt, automatisch
ab, ohne daß es einer Stimulierung oder Anregung bedurfte. Die Schranke fiel
endgültig. Es gab keinen Unterschied mehr zwischen Michael Thielen und dem
Vorfahren einer fernen Vergangenheit, dem Hexenjäger Martinus. Es gab diese
Grenze nicht mehr, weil Thielen nicht die Kraft hatte, die Barriere erneut
aufzubauen. Als Monster drang er in das Zimmer Petra Zellers ein und entführte
sie, schaffte sie hinauf auf den Hügel in das kleine Wäldchen, wo seit Tagen an
einem geheimen Ort ein Scheiterhaufen nur darauf wartete, angezündet zu werden.
Thielen hatte auch diesen Scheiterhaufen errichtet. Es war eine Vorleistung. Er
wartete nur, bis die nächste Hexe ihm in die Falle ging. Diesmal wollte er sie
gleich verbrennen. Ohne daß es zunächst seine Absicht gewesen war, wurde Petra
Zeller das unglückliche Opfer... Verbissen, mit verzerrtem Gesicht und
herabgezogenen Mundwinkeln, hockte Thielen alias Martinus mit dem Aussehen
seines gräßlichen Ahnen hinter dem Steuer des Ford 12M. Im Scheinwerferlicht zeigte sich das gelbe Hinweisschild. Nach Filsum 6
Kilometer .
    Der Mann im Wagen preßte die Lippen aufeinander. Ein
nicht zu unterdrückender Trieb packte und veranlaßte ihn, so schnell wie
möglich zu handeln. Er wußte, wo Angelika Foller lag, und kannte sogar die
Nummer des Krankenzimmers. Schließlich hatte er als Michael Thielen an den
Verhören teilgenommen, und so waren ihm diese wichtigen Hinweise natürlich
nicht entgangen.
    Er mußte nach Filsum, noch in dieser Nacht. Angelika
Foller durfte den Anbruch des morgigen Tages nicht erleben.
    Die Blonde mußte ausgeschaltet werden, ehe sie ihn mit
ihrer Aussage vernichtete. Der Haß des Hexentöters war grenzenlos...
     
    ●
     
    Schwester Margareta saß im Pförtnerhäuschen. Die Nacht
war still, doch schon ein wenig kühl. Sie hatte den elektrischen Heizkörper zu ihren
Füßen eingeschaltet.
    Aufatmend setzte sich die Schwester zurück und
streckte sich. Die schriftliche Arbeit, die sie vor sich liegen hatte, ermüdete
sie. Aber das Notwendige mußte getan werden, es durfte nicht liegenbleiben.
    Seufzend beugte sie sich nach vorn, griff nach dem
Füllfederhalter und wandte sich wieder den Eintragungen zu. Sie hörte ein
Geräusch vom Gang her, kümmerte sich aber nicht darum. Im Parterre fiel eine
Tür ins Schloß.
    Minuten vergingen. Schwester Margareta glaubte wieder
ein Geräusch zu hören. Diesmal von der Straße her. Leise Schritte... Sie
blickte auf.
    Im gleichen Augenblick sah sie, wie der Fremde mit dem
Hut taumelte, wie er noch die Arme ausstreckte, als suche er nach einem Halt.
Aber er konnte sich nicht mehr fangen.
    Schwer schlug er, keine zwei Schritte von dem
Pförtnerhäuschen entfernt, zu Boden. Sofort sprang Schwester Margareta auf.

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