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0530 - Der Magus von Zypern

0530 - Der Magus von Zypern

Titel: 0530 - Der Magus von Zypern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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handelte und reagierte wie ein normaler Mensch, obwohl sie monsterhaft aussah. Niemand konnte ihr nachfühlen, wie es in ihrem Innern aussah. Es war der Schrecken an sich, ein tiefsitzender Horror, der sie völlig durcheinander gebracht hatte.
    So verstrich Zeit.
    Auch die Männer um den Magus von Zypern waren mittlerweile erwacht und gingen ihrem Tagewerk nach. Jane hörte ihre Schritte und Stimmen. Hinter ihrer Hütte befand sich der alte Brunnen. Die Winde quietschte, als die Männer Wasser aus der Tiefe hochzogen.
    Man wusch sich im Freien, um anschließend dem Tageswerk nachzugehen, das an diesem Tage sicherlich anders aussehen würde.
    Hinter dem noch zugezogenen Vorhang bewegte sich ein Schatten. Jane rechnete schon damit, daß sie Besuch bekommen würde, doch der oder die Männer blieben draußen.
    Sie richtete sich auf.
    Auf der Kante des Lagers blieb Jane sitzen. Vom langen Liegen war sie steif geworden, deshalb reckte sie sich. Dabei strich sie mit den Handflächen wieder über die Seiten ihres Totenschädels und erschrak abermals. Es würde ihr nie gelingen, sich damit abzufinden. Doch jetzt besaß sie die Chance, dies zu ändern.
    War es tatsächlich eine Chance?
    Jane Collins hatte darüber intensiv nachgedacht, war aber noch zu keinem Entschluß gekommen. Sie wußte auch nicht, ob sie dem Magus von Zypern vertrauen konnte. Dieser Mann verfolgte zugleich seine eigenen Interessen. Er wollte, daß Jane dieses Gebiet befreite. Erst dann würde er sich dafür einsetzen, daß der Fluch von ihr genommen wurde.
    Wie sie es auch drehte und wendete, sie besaß die schlechteren Karten. Der Magus wußte mehr, er war ihr stets einen Schritt voraus.
    Was passierte, wenn sie es nicht schaffte, wenn Selim Kale stärker war als sie?
    Jane wollte daran nicht denken, denn dämonische Gestalten wie dieser Pascha kannten kein Pardon. Die ließen keine lebenden Zeugen zurück, das stand fest.
    Hinter dem Vorhang erschien wieder der Umriß einer Gestalt.
    Jane glaubte, den Magus zu erkennen und vernahm schon seine Stimme. »Möchtest du etwas essen?«
    »Nein, bitte…«
    »Wasser vielleicht?«
    »Ich habe auch keinen Durst.«
    »Gut, wenn du Durst oder Hunger verspürst, melde dich bitte. Ich komme später zu dir.«
    Bevor Jane noch eine Antwort geben konnte, machte der Magus kehrt und ging davon.
    Es war ihr gar nicht recht, daß er ihre Hütte betrat, doch Jane wußte, daß er sich nicht erschrecken würde. Sie schämte sich nur so sehr, das war alles.
    Und so blieb sie hocken, starrte auf den hart gestampften Boden und horchte nach draußen, während sie mit ihren Gedanken allein war. Wieviel Zeit vergangen war, wußte sie nicht, jedenfalls erschien der Magus wieder am Eingang.
    »Ich komme jetzt zu dir«, sagte er und schob schon den Vorhang zurück.
    Jane saß noch immer auf der Kante des Lagers. Ihre Haltung versteifte sich, als der Magus die Steinhütte betrat, den Vorhang wieder zuzog und einen Schritt davor entfernt stehenblieb.
    Ihre Blicke trafen sich.
    Jane schaute genau hin, doch der Magus von Zypern zuckte mit keiner Wimper, als er sie betrachtete. Er war darauf vorbereitet gewesen, ihr Anblick hatte ihm keinen Schock versetzt. Er gab allerdings einen Kommentar ab. »Es ist schlimm, daß eine Frau wie du so aussehen muß. Um so mehr müssen wir uns dafür einsetzen, daß du von diesem verdammten Fluch befreit wirst.«
    »Wenn ich Selim Kale vernichte.«
    »So ist es.«
    »Und wenn nicht?«
    Der Magus lächelte. »Du brauchst keine Sorgen zu haben, das schaffst du schon.«
    »Ich weiß es nicht.« Sie drehte Fingergymnastik. »Ich… ich habe eine schreckliche Angst.«
    »Wir werden dich unterstützen.«
    Jane schüttelte ihren Skelettschädel. »Im Endeffekt bin ich aber allein.«
    »Ja, das weiß ich. Du bist allein und bist es trotzdem nicht, meine Liebe.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    Er lächelte etwas melancholisch, dann schaute er auf und richtete seinen Blick auf das Knochengesicht. »Ich bin, das weißt du, etwas Besonderes. Obwohl die Nacht schlimm gewesen ist und mich innerlich durcheinanderbrachte, habe ich es trotzdem geschafft, meinen Geist vom Körper zu lösen. Ich habe etwas erfahren, von dem ich bisher nichts wußte.«
    »Handelt es sich um Selim Kale?«
    »Nein, um andere Männer, um normale Menschen, die du, Jane Collins, kennen mußt.«
    Sie erschrak. Auch ohne, daß der Magus Einzelheiten mitteilte, ahnte sie schon, um welche Männer es sich handelte. Sie dachte auch an den Brief, den

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