0537 - An Bord der MARCO POLO
zwanzig Stunden schlafen könnte!" sagte der Emotionaut.
Es war zu riskant, die MARCO POLO mit dem Autopiloten zu fliegen; zu viel konnte geschehen, ehe jemand einzugreifen imstande war. Aber kurze Strecken konnten auf diese Art zurückgelegt werden.
„Wir helfen dir nach wie vor!" tröstete ihn Edmond.
Die erste Linearetappe endete.
Die Navigationszentrale stellte mit Hilfe der Rechenmaschinen fest, wo sich die MARCO POLO befand. Eine geringfügige Kurskorrektur wurde eingeleitet. Überall im Schiff waren die Mannschaften zurückgeschleudert worden in den Abgrund der Dummheit, der geistigen Unbeweglichkeit.
Noch Sekunden - vorher - falls sie nicht schliefen; auch dieser Ausweg war bewußt gewählt worden! - erkannten sie ihre Umgebung völlig klar. Jetzt aber wußten sie wieder nicht, was die einzelnen Gegenstände ihrer Umgebung bedeuteten. Ein dunkler, dämpfender Schleier hatte sich über alles gelegt.
Dann lag die Korrektur fest.
Die SERT-Haube glitt wieder über den Kopf Korom-Khans, und der riesige Körper des Schiffes beschleunigte. Wieder glitt die MARCO POLO in den Linearraum hinein. Der alte Zustand wurde wiederhergestellt.
Khan gab die Steuerung für zwei Stunden für den Autopiloten frei und verständigte die Ortungsstation. Sie sollte sicherstellen, daß während dieser zwei Stunden eine mögliche Gefahr schnellstens erkannt wurde.
Dann klappte Korom-Khan seinen Sessel zurück und schlief augenblicklich ein. Edmond Pontonac und sein Freund, Toolen MacKozyrev, kontrollierten die nächste Zeit die Instrumente und Uhren.
In den ersten Stunden des neunundzwanzigsten Mai schrillte der Alarm durch die Zentrale, kaum daß die MARCO POLO wieder den Normalraum erreicht hatte.
„Hier Ortungszentrale!"
In der Hauptzentrale, direkt vor Korom-Khan, flammte der Bildschirm auf. Der Oberkörper des Immunen war zu sehen.
„Ja?"
Langsam drosselte Khan die Geschwindigkeit des Schiffes. Sie rasten knapp unterhalb der Lichtgeschwindigkeit auf ihr Zielgebiet zu. Eben waren achttausend Menschen wieder in die Verdummung zurückgefallen.
„Wir haben die ersten Peilimpulse aufgefangen."
„Ausgezeichnet. Verständigen Sie die Ortung über die genaue Richtung. Ich brauche die Daten ebenfalls."
„Selbstverständlich!"
Drei Männer in der Zentrale betrachteten die Schirme und die Daten. Auf der Panoramagalerie waren die Sterne der Galaxis aufgetaucht. Die Ortungsschirme liefen an. Linien huschten über Zifferblätter, und die Bedeutung von zahlreichen Informationen setzte sich zu einem deutlichen Bild zusammen.
Weit vor ihnen, etwa auf der Kurslinie, befanden sich in zwanzig Lichtminuten Entfernung zwei Körper. Ein großer und ein weitaus kleinerer. Von diesen gingen die Peilimpulse aus.
Edmond drückte den Knopf und rief: „Funkabteilung!"
Sofort wechselte das Bild auf einem der Interkome.
„Verstanden!"
„Versuchen Sie, in großer Schnelligkeit festzustellen, ob es sich dort vorn um die INTERSOLAR handelt und um die GOOD HOPE II! Falls ja ..."
Der Immune erwiderte: „Falls ja, dann sagen wir ihnen, daß die MARCO POLO im Zielanflug ist. Richtig?"
„Völlig!" bestätigte Edmond.
Während der Emotionaut das Schiff weiter abbremste, veränderte er den Kurs. Die MARCO POLO hielt nun genau auf die beiden Körper zu. In den Lautsprechern waren die Worte der Unterhaltung zu hören. Es handelte sich um die beiden Schiffe, und Rhodan bat um ein Anpassungsmanöver des Schiffes.
Deutlich war die Freude in seiner Stimme zu hören.
„Geschafft! Wir haben das Ziel erreicht!" sagte Toolen. „Endlich wird sich die Zentrale hier mit Fachleuten füllen, nicht mit Hilfsarbeitern wie uns."
Edmond nickte zufrieden und beobachtete weiterhin die Schirme.
Die beiden Leuchtpunkte wurden auf den Tastern größer und schärfer.
Noch immer verringerte sich die Fahrt des Riesenschiffes.
Khan flog sehr vorsichtig; er wollte nicht riskieren, daß infolge zu großer Geschwindigkeit Fehler auftraten. Rein navigatorisch hatte er das Schiff recht gut in der Hand, wenn auch die frühere Sicherheit fehlte. Aber alle anderen Schaltungen konnte er nicht allein durchführen.
„Sie begrüßen uns. Sie freuen sich, uns zu sehen!" rief jemand aus der Funkabteilung über die anderen Worte hinaus. Dann zog jemand wieder einen Regler, und die Unterhaltung zwischen MARCO POLO, INTERSOLAR und GOOD HOPE II blendete wieder ein.
Jetzt lag das Riesenschiff genau auf Kurs.
„Noch zehn Minuten!" sagte Khan zufrieden. „Dann sind
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