0538 - Der Wechselbalg
trotzdem konnte er sie nicht entsprechend einsetzen!
Er hatte übersehen, daß zehn Jahre eine lange Zeit sind, in der sich auch ein Dämon fortentwickeln konnte. Und daß Zorak ihn keinesfalls vergessen hatte!
Ein böser Fehler…
... den Nicole jetzt mit ihrem Leben bezahlte!
***
T’Carra hatte den Moment ausgenutzt, in dem die Dämonen ihrem Streit verfielen. Als der Werwölfische sie losließ, um der Auseinandersetzung zwischen Astaroth und Sarkana zu folgen, hatte sie noch einen kurzen Moment gezögert und war dann blitzschnell davongewieselt.
Sie bedauerte, daß sie sich nicht unsichtbar machen konnte. Allerdings hätte ihr das vermutlich gegen die Magie der anderen auch nicht sehr viel geholfen. Wenn sie T’Carra finden wollten, würden die Dämonen sie auch aufspüren. Sie kannten jetzt ihre Aura, und T’Carra war noch nicht soweit, sie willentlich abschirmen oder gar verändern zu können.
Verzweifelt suchte sie nach einem Versteck. Aber was würde es ihr nützen? Astaroth und die anderen konnten sie jederzeit wieder finden. Es gab kein wirkliches Entkommen.
T’Carra weinte. Mit der Kraft ihrer Gedanken rief sie nach Zorak, Warum war Zorak nicht hier, um ihr zu helfen?
Ihr blieb praktisch nur die Möglichkeit, durch die Luft zu entkommen. Doch sie hatte viel zu wenig Gelegenheit gehabt, das Fliegen zu üben, und Zorak hatte es ihr nicht beibringen können, weil Zorak selbst keine Flügel besaß.
T’Carra entfaltete ihre Schwingen.
Aber plötzlich war ihre Flucht beendet!
Aus dem Nichts tauchte Sarkana vor ihr auf.
Der alte Vampir hatte selbst Fledermausgestalt angenommen und griff aus der Luft nach ihr. Sie wich aus, doch natürlich war Sarkana ihr überlegen. Er besaß Jahrzehntausende alte Erfahrungen, wenn es darum ging, ein Opfer zu jagen und zu ergreifen, T’Carra strampelte und schlug um sich, aber Sarkana wußte nur zu genau, wo er zupacken mußte. Er hielt T’Carra an ihren Flügeln und landete mit ihr wieder bei den anderen Dämonen.
Astaroth schüttelte den Kopf.
»Der Überlebenstrieb dieser scheußlichen Kreatur ist fast schon bewunderswert«, sagte der Erzdämon. Er wechselte einen raschen Blick mit Zorrn und neigte sich zu ihm, um ihm unhörbar für die anderen zuzuraunen: »Vielleicht sollten wir diesen Überlebenstrieb genauer erforschen. Er könnte künftigen Generationen nützlich sein…«
»Unsinn«, brummte Zorrn. »Es bleibt bei der Entscheidung. Dieses kleine Monstrum wird ein Opfer für Zamorra. Das wird Zorak noch mehr gegen ihn aufhetzen. Ich will, daß es zum tödlichen Kampf zwischen beiden kommt.«
Astaroth nickte.
»Zamorra ist Stygias Lieblingsfeind«, wandte der Werwölfische ein. »Was ihn angeht - sollten wir da nicht lieber die Fürstin der Finsternis entscheiden lassen? Vielleicht möchte sie Zamorra selbst töten.«
»Stygia? Daß ich nicht lache«, sagte Astaroth, der seine Abneigung gegen die Fürstin der Finsternis nie verhohlen hatte. Allerdings war er auch gegen ihre Vorgänger gewesen; gegen Julian Peters hatte er sogar gewagt, offen zu intrigieren. Dabei hegte er selbst keine Ambitionen, den Thron der Hölle zu besteigen.
Man munkelte, sein Favorit sei nach wie vor Asmodis.
Auch wenn dieser sich schon sehr weit vom Reich der Schwefelklüfte entfernt hatte…
»Mag Stygia tun und lassen, was sie will. Wenn wir die Chance bekommen, Zamorra anzugreifen, werden wir das tun! Zumal, wenn wir gleichzeitig noch ein anderes Problem lösen können. Wenn Zorak dabei vernichtet wird… dann ist das unerheblicher Schwund. Wie pflegte doch unser alter Fürst Asmodis bisweilen zu sagen: Mit Schwund muß man immer rechnen…«
»Trotzdem wird es Stygia nicht gefallen«, wandte der Werwölfische ein.
»Was interessiert mich Stygia?« donnerte Astaroth. »Stehst du auf meiner Seite oder auf ihrer, du Feigling?«
Der Werwölfische bleckte die Zähne und knurrte drohend. Astaroth lachte; daß der Wolf keine Angst vor ihm, einem Erzdämon, hatte, gefiel ihm.
T’Carra allerdings gefiel das alles überhaupt nicht. Vor allem begriff sie nicht, warum ausgerechnet sie als Opfer für einen Dämonenjäger vorgesehen war. Nur, weil sie anders war als die anderen ihrer Art?
Sarkana, der sie immer noch an den Flügeln festhielt, schüttelte sie. »Jetzt hör endlich auf zu spucken und zu heulen, du gottgesegnetes Monstrum! Langsam verliere ich die Geduld mit dir!« Er versetzte ihr einen schmerzhaften Schlag. T’Carra schrie wieder auf. Immer noch riefen ihre
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