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0548 - Knochen-Cowboy

0548 - Knochen-Cowboy

Titel: 0548 - Knochen-Cowboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vorn, stützte sich mit beiden Händen ab und schaute nach rechts, denn dort wuchs der Totempfahl mit der Fratze aus dem Boden.
    Sie grinste ihn an.
    ›Komm‹, so lockte sie, ›dies ist deine Welt. Deine neue Welt. Komm schon her…‹
    Er richtete sich auf. Den Schmerz im linken Knöchel ignorierte er völlig. Er drehte sich, stand vor dem Totem und merkte erst jetzt, daß der Pfahl ziemlich breit war.
    Hinter ihm hatte sich jemand versteckt gehalten. Er löste sich aus der Deckung und trat vor.
    Es war Morgan Clusky!
    ***
    Konnte ein Skelettschädel grinsen?
    Im Prinzip nicht, doch der Wirt hatte den Eindruck, als würde ihn diese gelbliche Fratze starr angrinsen. Sie sah auch nicht mehr allzu bleich aus, weil das düsterunheimliche Licht aus dem Totempfahl sie ebenfalls erreichte und sie mit einem etwas bunten Schleier überwehte.
    Der Colt steckte in der Halfter des Knochen-Cowboys. Clusky war sich seiner Sache sicher.
    Noch tat er nichts, starrte den Wirt an, und der wiederum starrte zurück.
    McAssig stand da und keuchte. Er hatte den Kopf etwas vorgedrückt, seine Mundwinkel zuckten, Furcht durchtoste ihn und gleichzeitig eine große Neugierde.
    Er ging…
    Nein, es war mehr ein Schleichen, wobei er den leicht verletzten Fuß noch nachzog.
    Nur wenige Schritte benötigte er, um sein Ziel zu erreichen. Wieder spürte er die Botschaft der Fratze. Sie durchflutete sein Gehirn und schaltete seinen eigenen Willen völlig aus.
    Der Knochen-Cowboy tat nichts.
    Er schaute zu, wie der Wirt die Arme vorstreckte und den Totempfahl umarmte, als wäre dieser seine Geliebte. Plötzlich spürte er die Hitze in seinem Körper aufsteigen.
    Es begann in den Zehenspitzen, durchflutete die Füße, die Beine und stieg in seinem Körper hoch, bis sie auch das Gesicht erreichte und es rötete.
    Eine Knochenhand legte sich auf seine rechte Schulter. Er gab dem Druck nach und ließ sich herumdrehen, so daß er mit dem Rücken gegen den Pfahl gepreßt wurde.
    So blieb er stehen.
    Dicht vor sich sah er das Skelett.
    Wieder hatte er das Gefühl, angegrinst zu werden. Selbst in den leeren Augenhöhlen schien sich eine Art von Wissen eingenistet zu haben. Er war nicht gefesselt, dennoch kam er nicht mehr los, denn die Fratze oder die Magie des Totems hatte Gewalt über ihn bekommen.
    Vor ihm stand Morgan Clusky.
    Er schaute zu, tat nichts, bewegte sich nicht, aber er bekam mit, wie sehr McAssig litt, als der Wirt von dem unheimlichen Totem regelrecht verschlungen wurde.
    Der lautlose, fürchterliche Tod hatte zugeschlagen…
    ***
    Mein plötzliches Einschlafen war wie ein tiefes Absacken gewesen.
    Als wäre ich in einen Stollen gefallen, der kein Ende besaß und mich noch weiter hineinzog.
    Tief in die Erde, in eine andere Welt. In das Reich der Düsternis, des Schlafes, der Schatten.
    Ich fiel, fiel – und erwachte!
    Auch dieses Erwachen sah ich als unnatürlich an. So schnell und plötzlich, daß ich zunächst darüber nachdenken mußte, wo ich mich überhaupt befand.
    Die Blutleere in meinem Gehirn sorgte für wenig klare Gedanken.
    Mich überlief ein Schauer, und ich hatte das Gefühl, auf einer fremden Insel zu liegen.
    Sekunden dehnten sich in die Länge. Ich mußte erst einmal zu mir selbst finden. Allmählich durchbrachen die Gedanken die unsichtbare Mauer, so daß ich mich wieder mit meiner normalen Umgebung beschäftigen konnte. Nicht mein Schlafzimmer in London, auch das nicht meiner Eltern, ein fremder Raum, in dem die Luft sich nicht bewegte.
    Das Skelett, das Hotel, der Wirt…
    Auf einmal fielen mir all diese Dinge wieder ein. Über meine Lippen drang ein Seufzen.
    Ich drehte mich herum, richtete mich auf und blieb erst einmal sitzen.
    Meine angewinkelten Zeigefinger hielt ich gegen die Augäpfel gepreßt. In der Kehle hing der Kloß. Um ihn wegzubekommen, mußte ich mich räuspern.
    Tief atmete ich aus. Frischer Schweiß klebte auf meinem Gesicht.
    Die Luft im Raum war kaum zu atmen. Ich stand auf und ging zum Fenster.
    Zwei Uhr war es mittlerweile geworden. Mehr als zwei Stunden hatte ich wie bewußtlos geschlafen. 120 Minuten, eine Zeitspanne, in der verdammt viel passieren konnte.
    War denn etwas passiert?
    Bevor ich das Fenster öffnete, ging ich zur Tür und horchte in den Flur hinaus. Nichts war zu hören, kein einziger Laut. Es war grabesstill.
    Was hatte mich geweckt?
    Ich wußte es nicht. War es vielleicht ein Gefühl gewesen – dieser sechste Sinn?
    Ich griff zur Wasserflasche und nahm einen Schluck. Das Zeug

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