0548 - Knochen-Cowboy
auch.« Suko war mittlerweile aus der Parklücke gerollt und hatte das Lenkrad eingeschlagen, so daß wir jetzt Kurs auf die Ausfahrt nehmen konnten.
Sehr breite Reifen rollten schmatzend über den grauen Belag. Ich fühlte mich wohl. Das Tor glitt hoch, wir huschten unter dem Gitter hinweg. Suko hatte nur einmal kurz auf das Gaspedal gedrückt, da bekam der Wagen schon Fahrt.
Die Kraft, die unter der Haube steckte, erschien mir schon fast beängstigend. Wer ein solches Geschoß auf vier Rädern fuhr, der brauchte ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl, das ich meinem Freund durchaus zugestand. Londons Oberwelt schluckte uns und damit auch der Verkehr. Suko bewies mir, wie leicht sich das Fahrzeug lenken ließ. Manchmal konnte er beschleunigen, da merkte ich wieder, was unter der Haube steckte.
In Höhe des Hyde Parks wechselten wir. Es war auch für mich ein irres Gefühl, hinter dem Lenkrad zu sitzen. Es war klein und sehr handlich. »Je schneller du fährst«, sagte Suko, »um so direkter wird der Kontakt zur Fahrbahn. Das ist nur einer der zahlreichen Tricks, die noch im Wagen verborgen sind.«
»Nicht schlecht.«
Ich kam sehr schnell mit der diamantschwarzen Rakete zurecht.
Der Wagen gehorchte willig, er ließ sich beherrschen und beherrschte nicht den Fahrer, was äußerst wichtig war.
Selbst die durch Jaguar, Rolls und Bentley verwöhnten Londoner warfen dem schwarzglänzenden Raubtier auf vier Rädern hin und wieder anerkennende Blicke zu.
»Auf den Motorway fahren wir dann später«, sagte ich, als ich mich wieder dem Rand von Soho näherte, wo wir beide wohnten.
»Klar doch.«
»Jetzt braucht eigentlich nur noch einer einen neuen Wagen«, spann ich den Faden weiter.
»Du!«
»Nein, an mich habe ich nicht gedacht. Es gibt da jemand in Deutschland, der einen uralten Manta fährt und schon seit Jahren dabei ist, sich ein neues Fahrzeug zuzulegen.«
»Ach, Will Mallmann.«
»Sehr richtig.«
Suko rieb seine Hände. »Mit ihm habe ich sofort telefoniert, als der Wagen geliefert wurde.«
»Und?«
»Na ja…« Suko hob etwas verlegen die Schultern. »Er hat mir dazu gratuliert und auch gesagt, daß er sich für mich freut.«
Das glaubte ich unserem deutschen Freund sogar. Der Kommissar war nicht neidisch. Er gönnte Suko den Renner, weil er ja selbst irgendwo ein Autonarr war.
»Weiter.«
Suko lachte. »Weißt du es schon?«
»Nein.«
»Will hat sich entschlossen.«
Vor Schreck hätte ich fast auf die Bremse getreten. »Das gibt es doch nicht. Wieso?«
»Ja, er hat sich endlich dazu durchgerungen, sich einen neuen Wagen zuzulegen.«
»Und was für einen?«
»Will bleibt der Automarke treu.«
»Aber keinen Manta.«
»Nein, einen Kadett.«
»Ist der nicht kleiner?«
»Sicher, nur will er die Super-Version haben. Den GSi.«
Ich nickte. Gehört hatte ich schon von diesem Wagen und auch über ihn in einer Autozeitschrift gelesen. »Das ist in der Tat ein Hammer. Dazu kann man ihm gratulieren.«
»Habe ich ihm auch gesagt.«
Ich ließ den BMW in die langgestreckte Kurve der Einfahrt hineinrollen. Wieder mußte ich den Schlüssel nehmen, um das Gittertor hochfahren zu lassen.
Das düstere Viereck lag vor uns wie ein gewaltiges Maul, in das die beiden Strahlen der Scheinwerfer hineinstachen und blaßbleich über den Betonboden glitten.
In der Zwischenzeit hatte sich die Garage fast gefüllt. Die meisten Menschen waren von der Arbeit nach Hause gekommen. Ihre Automobile standen in den Parktaschen.
Es roch nach Abgasen, nach Öl, die Luft war stickig und ungesund. Das war eben die Tragik dieser Tiefgaragen. Man bekam sie eigentlich nie richtig sauber. Ich fuhr Sukos neue Errungenschaft in die Parklücke neben dem Rover, der gegen den neuen BMW natürlich schwach aussah.
Als ich den Motor abgestellt hatte, überreichte ich meinem Freund wieder den Zündschlüssel. Dabei hatte sich ein feines Lächeln auf meine Lippen gelegt.
»Was sagst du, John?«
»Top.«
»Klasse.« Er schlug mir auf die Schulter. »Ich hatte schon angenommen, daß du…«
»Nein«, unterbrach ich ihn. »Ich bin ehrlich. Das Fahren mit diesem Auto hat mir selbst im Londoner Verkehr Vergnügen bereitet. Nochmals, Gratulation.«
»Danke.« Suko stieg zuerst aus. Er schlug mit der flachen Hand leicht auf das Autodach. »Ich hoffe nur, daß er lange leben wird. Unfallfrei, wenn es geht.«
»Und denke an die Alarmanlage.«
Er nickte. »Die brauche ich auch.« Dann wechselte er das Thema.
»Was machen wir mit dem
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