0548 - Knochen-Cowboy
schimmernd. Selbst die dunkle Farbe gefiel mir. Die hellen Speichenräder bildeten dazu einen harten Kontrast.
»Und alles bleifrei«, sagte Suko, »mit Katalysator.«
»Stark, wirklich.«
Suko freute sich über meinen Kommentar und auch über mein Nicken. Er holte den Wagenschlüssel aus der Tasche, warf ihn in die Luft, fing ihn wieder auf und fragte: »Willst du dich mal hinter das Lenkrad setzen?«
»Logo.«
Natürlich besaß der Wagen eine Zentralverriegelung. Ich tauchte hinter das Lenkrad.
Es war ein Genuß, die schwarzen Ledersitze zu erleben. Natürlich ließen sie sich elektrisch verstellen, wie auch das Schiebedach und die Fenster. Das gehörte dazu.
»Nur die Klimaanlage fehlt – oder?«
»Ja, darauf habe ich verzichtet.«
»Du hättest sie aus eigener Tasche finanzieren müssen.«
»Richtig. Außerdem habe ich das Schiebedach.« Suko beugte sich in das Fahrzeug. »Willst du den Motor einmal anlassen und vielleicht eine Probefahrt…«
Ich lachte. »Keine Probefahrt, Suko. Ich habe heute lange genug im Wagen gesessen.«
»Aber das ist etwas anderes.«
»Wirklich nicht. Aber anlassen kann ich ihn, wenn es dich beruhigt.« Er reichte mir den Schlüssel. Ich schaute ihn an und schob ihn in das Zündschloß.
Der BMW kam sofort. Nicht laut oder brüllend wie manche Motorräder, nein, etwas gedämpft, leicht grummelnd, unterkühlt. Ein irrer Sound.
Der Fahrer – also ich – sollte merken, welch eine Kraft schon beim Anlassen in diesem Wagen steckte. Über 200 PS wollten schließlich gebändigt werden.
Ich schaltete den Motor wieder aus und stieg aus. »Das ist schon eine Sache, Suko«, gab ich zu. »Der Ofen ist heiß.«
»Der kocht sogar.«
Suko mußte unwahrscheinlich begeistert sein, wenn er derartige Kommentare von sich gab. So auf ein Fahrzeug abgefahren war er noch nie. Ich gönnte es ihm.
Suko war ein Motorrad-Freak gewesen. Oder immer noch, ich wußte es nicht so genau. Doch es war nicht gerade ratsam, im kalten Winter mit der Maschine zu fahren. So hatte er nach dem Abtauchen seiner Harley in die Hexenwelt eigentlich nie ernsthaft in Erwägung gezogen, sich einen neuen Feuerstuhl zu kaufen.
»Woran denkst du, John?«
Ich lächelte. »Mir geht gerade einiges durch den Kopf. Im Prinzip beschäftigen sich meine Gedanken mit einem anderen Fortbewegungsmittel, dem Zweirad.«
Suko fing den Wagenschlüssel auf, den ich ihm zuwarf, und nickte dann in meine Richtung. »Das ist in der Tat ein Problem.«
»Wieso?«
Er hob die Schultern. »Meine alte Liebe gilt noch immer dem Zweirad. Jetzt wo ich den BMW gewonnen habe…«
»Brauchst du den Feuerstuhl nicht mehr – oder?«
Mein Freund verzog das Gesicht, als hätte er pures Zitronenwasser getrunken. »Das will ich nicht so sagen, John. Die Deutschen stellen hervorragende Maschinen her.«
»Auch BMW!«
»Eben.«
Ich räusperte mich. »Die Idee ist gar nicht schlecht. Du gewinnst den ersten Preis, brauchst für den Wagen keinen Penny zu zahlen und kannst dir zusätzlich noch eine Maschine leisten.«
»Daran habe ich gedacht«, gab Suko etwas verlegen zu und strich über den Lack des Autodachs.
»Du mußt es wissen.«
Unser Gespräch wurde unterbrochen. Gleich mehrere Wagen rollten hintereinander in die Garage und wurden von ihren Fahrern auf die entsprechenden Abstellplätze gelenkt. Mit dem Lift ließen sich die Männer in die Höhe schießen.
Ich wußte, daß Suko noch etwas auf dem Herzen hatte, sonst wäre er längst nach oben gefahren, denn die Luft in der Tiefgarage ist nicht das Wahre.
»Was ist denn?«
»Weißt du, John, ich würde ja gern mit dir eine Probefahrt machen. Nur mal kurz.«
»Bei dem Verkehr?«
»Du kannst auch fahren.«
»Okay.« Ich nickte. »Fahren wir.« Ich wollte Suko auf keinen Fall enttäuschen. Er hatte sich wirklich wie wahnsinnig auf das neue Auto gefreut und immer wieder davon gesprochen. Zudem hatte er es kaum erwarten können, bis der Renner geliefert wurde. Jetzt war er eben glücklich.
Ich saß neben ihm und stellte mir den Sitz ein. Er fuhr nach hinten, ich konnte meine langen Beine ausstrecken.
»Bequem, John?«
»Und wie.«
Der Motor lief schon. Suko legte den Rückwärtsgang ein, und der Wagen rollte an.
»Weißt du, an was ich jetzt denke?« fragte er mit leiser Stimme.
»Nein.«
»Daran, daß Shao auch ihre Freude an diesem neuen Wagen gehabt hätte«, sagte er leise.
»Das ist durchaus möglich. Ich bin auch sicher, daß Shao ihn mal zu Gesicht bekommt.«
»Das hoffe ich
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