0549 - Amors Teufelspfeile
waren verdammt harte Stunden.«
»Wann kann ich Sheila denn sehen? Ich… ich möchte auch mit ihr reden. Sie verstehen?«
»Das ist unmöglich. Sie kann nicht sprechen. Sie liegt in tiefer Bewußtlosigkeit. Unsere Apparate erhalten sie praktisch am Leben. Sie wird Tag und Nacht auf einem Einzelzimmer in der Intensivstation überwacht. Nein, Mr. Conolly, vorerst können Sie Ihre Frau nicht besuchen.«
»Verstehe.« Bill nickte. »Hören Sie! Es gibt ja auch so etwas wie eine Krise bei frisch Operierten. Wann, so schätzen Sie, wird die einsetzen?«
»Das kann man so genau nicht sagen.«
»Aber Sie haben doch Erfahrungswerte.«
»Schon.« Der Arzt räusperte sich. »Ich würde sagen, die Krisis kommt in einem halben Tag. Wenn Ihre Frau die überstanden hat, können Sie sich Hoffnungen machen. Es hilft auch nicht, wenn Sie hier auf der Bank sitzenbleiben. Gehen Sie nach Hause. Helfen können Sie nicht. Sie haben doch sicherlich Familie.«
»Das schon, einen Sohn.«
»Na bitte.«
Bill schüttelte den Kopf. »Nein, ich bleibe noch. Wenigstens bis zum Vormittag. Zu Hause würde mir nur die Decke auf den Kopf fallen.«
»Sie müssen es wissen.« Der Arzt erhob sich, auch Bill stand auf und reichte dem Doktor die Hand.
»Vielen Dank für Ihre Mühe«, sagte er. »Ich…«
Der Mediziner lächelte. »Ach, Mr. Conolly, es ist so. Auch wenn wir manchmal ein schlechtes Image haben, so freut es uns doch immer wieder, wenn wir es schaffen, ein Menschenleben zu retten. Wir tun wirklich alles. Ich drücke Ihrer Frau die Daumen.«
»Danke.« Bill sprach mit kaum verständlicher Stimme. Er schaute dem Arzt nach, wie er die Tür aufstieß und müde den Gang hinabging. Dieser Mensch und auch seine Kollegen hatten ihr Bestes gegeben, das wußte der Reporter. Nun konnte er nur darauf hoffen, daß der Herrgott ein Einsehen mit seiner Frau hatte.
Dem Krankenhaus war eine Kapelle angegliedert. Als Bill sie betrat, war er der einzige Besucher.
Er ging nicht vor bis zum Altar, sondern bewegte sich auf die Seite zu, wo Kerzen standen. Eine davon zündete er an, kniete nieder, schaute in die Flamme und faltete die Hände…
***
Johnny schaute auf das Messer. Sina Evans hielt es in der rechten Hand. Sie stand leicht gebückt und auch etwas versetzt vor dem Jungen. Den Arm mit der Waffe hatte sie halb erhoben und wirkte so, als wollte sie jeden Augenblick zustoßen.
Johnny ging zurück. Er merkte es kaum. Nach einem Schritt erreichte ihn der Befehl.
»Bleib stehen!«
Der Junge gehorchte.
Sina grinste wieder. »Das Messer«, flüsterte sie. »Es ist wichtig. Mit ihm räume ich die Liebe aus. Der Teufel will, daß es unter den Menschen keine Liebe mehr gibt. Wir sind dabei, den Anfang zu machen. Der Beginn eines großen Planes.«
Johnny konnte nicht reden. Die Situation hatte sich zu stark verändert. Sie war von einer Sekunde zur anderen regelrecht gekippt. Die harmlose Krankenschwester hatte sich als mordgierige Teufelin entpuppt. Allmählich jedoch kam ihm zu Bewußtsein, was ihm die Frau noch erklärt hatte. Es war um seine Mutter gegangen, die im Sterben lag. Wenn es stimmte, hatte diese Person vor ihm seine Mutter mit dem Messer angegriffen.
Johnny wurde beinahe übel. Die Weichheit in den Knien blieb, sein Blick verlor die Schärfe. Er sah alles anders, wie eingepackt in einen Nebel, der sich drehte.
Im Zentrum des Nebels stand die junge Frau mit dem Messer.
Ihre Augen waren dabei sich zu verändern. Sie behielten zwar ihre ursprüngliche Größe bei, doch in den Pupillen erschien etwas, vor dem sich Johnny fürchtete. Zugleich konnte er sich nicht erklären, um was es sich handelte. Wahrscheinlich waren es kleine Figuren.
Teufel?
Sie sahen so aus, strahlten eine intensive Röte aus, die auch einen schwarzen Glanz bekommen hatte. Trotz seiner Jugend war Johnny nicht unerfahren. Er hatte erleben müssen, wie der Höllenherrscher ihn und seine Eltern angriff. Einige Male war Johnny nur im letzten Augenblick mit dem Leben davongekommen. In letzter Zeit hatte die Familie relativ ruhig leben können, das war nun vorbei.
Vor ihm stand eine Person, die töten wollte, weil sie einen höllischen Auftrag erhalten hatte. Von Liebe hatte sie gesprochen.
Der Teufel wollte sie ausrotten.
Johnny konnte in seinem Alter nicht über den Begriff Liebe philosophieren. Es gab wohl kaum jemand, der diesen Begriff je hätte erklären können. Die Liebe war einfach da, und sie war gleichzeitig dem Teufel ein Dorn im Auge.
Er wollte sie
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