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055 - Das Monster von Greenfield

055 - Das Monster von Greenfield

Titel: 055 - Das Monster von Greenfield Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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die Bürger von Greenfield, werden erst wieder ruhig schlafen können, wenn wir ihn in sicherem Gewahrsam wissen. Wir leben alle mit dem Wissen, dass vor kurzem Lisa Donaldson auf brutalste Art und Weise ermordet wurde. Heute Nacht musste Mr. Quimbley auf die gleiche Art sterben. Fragen wir uns nicht alle, wer als Nächster dran ist?«
    Frenetischer Applaus zeigte Mr. Chamberlain, dass seine Rede gut gewesen war. Er hatte mitten ins Herz der Bürger von Greenfield getroffen. Wenn er nun sein Versprechen wahr machte – und das hatte er vor –, Mike zu isolieren, dann sah er den nächsten Wahlen beruhigt entgegen.
    »Was soll das Gequassel von Gesetz und Ordnung?«, rief ein Vertreter der jüngeren Generation dazwischen, als der Applaus verebbte.
    Im Hintergrund des Pubs drängten sich junge Burschen und Mädchen zusammen, die bereits einiges über den Durst getrunken hatten.
    »Es geht um unser Leben. Nehmen wir die Sache doch selbst in die Hand. Lynchen wir dieses Ungeheuer einfach.«
    »Ja, knüpft ihn auf!«, pflichtete einer der älteren Bürger bei, der sonst als zurückhaltend und besonnen galt. Aber wer konnte ihm seinen Gefühlsausbruch übel nehmen? Er hatte eine Tochter in Lisas Alter.
    Mr. Chamberlain hob beschwichtigend die Arme.
    »Bewahrt einen kühlen Kopf, Männer!«, rief er beschwörend. »Wenn wir Selbstjustiz üben, dann machen wir uns so schuldig wie der Mörder, den wir verurteilen.«
    »Dann sollen wir wohl darauf warten, bis Mike dem Nächsten von uns den Schädel einschlägt, was?«
    »Mike fleht doch förmlich um den Strick!«
    »Klar, er weiß, was für ein Bastard er ist. Er kann nur aus seiner Haut nicht heraus. Helfen wir ihm, indem wir ihn aufhängen. Dann wird uns allen wohler sein.«
    Mr. Chamberlain wusste, dass es Zeit war für ihn zu gehen. Er konnte den Hass der Leute schon fast körperlich spüren. Sie steigerten sich in einen Vergeltungsrausch. Das Gesetz hatte versagt. Wäre Mike Hyde nicht freigelassen worden, hätte Mr. Quimbley nicht sterben müssen. Nein, dem Gesetz vertraute heute Nacht in Greenfield keiner mehr. Jeder war sein eigener Richter. Jeder konnte sich selbst am besten schützen. Und der beste Selbstschutz war es, seinen Gegner zu eliminieren.
    Aber Mr. Chamberlain wollte an der Selbstjustiz nicht beteiligt sein. Er zog sich still und leise aus dem Pub zurück und machte sich auf den Heimweg.
    Die Menschen in Greenfield hatten Angst. Obwohl es längst Mitternacht durch war, brannte noch in allen Häusern Licht. Die Männer holten ihre Jagdgewehre von den Speichern oder kramten im Keller nach ihren Armeewaffen, die ihre Väter als Andenken an den letzten Weltkrieg behalten hatten.
    Aus einer Seitenstraße kamen einige betrunkene Jugendliche. Sie grölten: »Heute wirst du hängen, Mr. Hyde, heute bist du dran.«
    Soll ich nicht bei der Wachstube vorbeischauen und den Polizisten einen Tipp geben?, fragte sich Mr. Chamberlain. Ach was, er konnte von zu Hause aus anrufen und sich erkundigen, welche Vorsorge man getroffen hatte, um die aufgebrachten Bürger vor einer Dummheit zu bewahren.
    Er erreichte sein Haus. Im Schlafzimmer brannte Licht. Maude konnte sicherlich nicht schlafen. Die Angst … Dabei brauchte sie sich nicht zu fürchten, denn Hector wachte über sie.
    Hector war ein Deutscher Schäferhund, schärfer abgerichtet als so mancher Polizeihund. Er hätte einmal einen Einbrecher fast in Stücke gerissen, wenn er – Mr. Chamberlain – nicht rechtzeitig eingegriffen hätte; das heißt, er hatte eine ganze Weile zugesehen und hätte keinen Finger für den Halunken gerührt, wenn nicht Zeugen dabei gewesen wären. Politiker sieht tatenlos zu, wie sein Hund einen Menschen zerfleischt. Diese Schlagzeile hätte seinem Image geschadet. Nur darum pfiff er Hector schließlich zurück.
    Er schritt durch den Garten, wunderte sich, dass die Hundehütte leer war und Hector nicht zu seiner Begrüßung Laut gab; das tat er sonst immer. Aber vielleicht hatte Maude ihn zu sich ins Haus genommen. Na ja, verständlich.
    Mr. Chamberlain schloss die Haustür auf, trat in den Flur und schaltete das Licht ein.
    Er taumelte mit einem Aufschrei zurück. Vom Türstock des Wohnzimmers baumelte der leblose Körper des Schäferhundes. Er hing mit den Hinterbeinen an einem Seil. Aus einer faustgroßen Kopfwunde tropfte Blut in eine Lache.
    Mr. Chamberlain war so benommen, dass er gar nicht die Gestalt sah, die, halb hinter den Mänteln der Kleiderablage verborgen, neben ihm stand.

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