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055 - Der Zahn der Hydra

055 - Der Zahn der Hydra

Titel: 055 - Der Zahn der Hydra
Autoren: A.F.Morland
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recht? Ich war auf dem besten Wege, ein komplettes Feuerwesen zu werden. Wenn diese Veränderung abgeschlossen war, hatte ich auf der Welt nichts mehr zu suchen, dann gehörte ich dort nicht mehr hin; mein Platz war dann hier.
    Vicky Bonney würde in mir nicht mehr jenen Tony Ballard sehen, den sie geliebt hatte. Ich würde für sie ein fremdes Wesen sein, zu dem sie keine Beziehung hatte.
    Alles, was von mir übrig bleiben würde, würde mein Name sein.
    Ja, das kam auf mich zu, wenn ich mich nicht wehrte, wenn ich den Dingen ihren Lauf ließ.
    Aber vielleicht konnte ich noch alles ändern, wenn ich mich aufraffte und kämpfte. Cannitta wußte möglicherweise einen Weg, der mich zu meinen Freunden zurückführte.
    Gleichzeitig würde ich dann aber Sheesa wieder verlieren.
    Aber durfte das sein? Durfte ich alles aufgeben, was mein bisheriges Leben geprägt hatte? Mußte ich nicht um diese wichtigen Werte kämpfen?
    Mein Inneres revoltierte. Aufgeben war ein Wort, das ich immer gehaßt hatte. Sollte das plötzlich anders geworden sein?
    Nein, ich durfte nicht mich und alles, was mir bis vor kurzem noch etwas bedeutet hatte, kampflos aufgeben.
    »Sheesa«, sagte ich ernst. »Du bist ein sehr schönes Mädchen, und ich bin sicher, es gibt viele Männer in dieser Feuerwelt, die dir die Liebe geben können, die du verdienst. Ich bin nicht hierher gekommen, um bei euch zu bleiben. Ich will wieder zurück.«
    »Aber das kannst du nicht«, sagte Sheesa. »Du bist jetzt ein Feuerwesen.«
    »Ich hoffe, es nicht zu bleiben, Sheesa.«
    »Hoffst du das wirklich?«
    »Ja, denn ich habe in meiner Welt eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. So, wie Cannitta ihr Leben den Göttern geweiht hat, bin ich dafür bestimmt, die Mächte des Bösen zu bekämpfen. Aber das ist nur einer von vielen Gründen, weshalb ich kein Feuerwesen bleiben darf.«
    »Du wirst erst mal eine Weile bei uns bleiben«, sagte Sheesa sanft. »Du wirst Zeit haben, über dich und die Welt, in der du dich befindest, nachzudenken, und… vielleicht denkst du auch ein wenig über mich nach - über uns. Ich werde dich nicht drängen und keine Bedingungen stellen. Ich werde geduldig auf deine Entscheidung warten und akzeptieren, wozu du dich entschließt. Wann immer dir nach Zärtlichkeit, Liebe und Wärme ist, Tony, werde ich für dich da sein. Du brauchst nur ein Wort zu sagen.«
    ***
    Cannitta sprang über dicke Wurzeln, verfing sich in dichtem Gestrüpp, kämpfte sich durch und hastete weiter, die Häscher dicht auf den Fersen. Sie hatten Befehl, die Orakelpriesterin lebend einzufangen und zurückzubringen.
    Sollte einer sie - und sei es auch nur aus Versehen - töten, würde ihn Contax dem Henker übergeben.
    Ein brennender Zweig schnellte ihr ins Gesicht, und ihr war, als wäre sie von einer Peitsche getroffen worden. Der Schmerz biß sich durch ihre Haut, aber sie blieb nicht stehen.
    Einer der Verfolger war schneller als alle anderen. Einem hungrigen Wolf gleich jagte er hinter ihr her und setzte kurz darauf zum Sprung an. Kraftvoll stieß er sich ab.
    Mit vorgestreckten Armen flog er hinter Cannitta her, erwischte ihre Schultern und riß sie mit sich zu Boden.
    Sie schrie auf, befreite sich von seinem Griff, rollte zur Seite und schlug ihm die Faust ins Gesicht. Doch ihre Kraft reichte nicht aus, um ihn auszuschalten.
    Brutal schlug er zurück.
    Cannittas Kopf schwang zur Seite und knallte gegen den breiten Stamm eines Baumes. Nun war sie schwer benommen. Wie durch einen Schleier sah sie die Verfolger, die sie umringten.
    Harte Hände griffen zu. Es wurden immer mehr, und sie hielten sie so fest, daß sie nicht mehr freikam.
    Sie brachten sie zu Contax zurück, den ihr Fluchtversuch zu amüsieren schien.
    »Ich habe Verständnis für das, was du getan hast«, sagte er in beinahe freundschaftlichem Ton. »Ich hätte es an deiner Stelle auch versucht, deshalb werde ich davon absehen, dich zu bestrafen. Du hast nichts Unrechtes getan. Aber Asscell werde ich strafen, denn er hat mein Vertrauen mißbraucht, und du wirst ihm die Ehre geben, dabei zuzusehen!«
    ***
    Cruv war auf die ersten Meter pfeilschnell, aber dann erwiesen sich seine kurzen Beine doch als Handikap, und er begriff, daß er sich laufend nicht retten konnte.
    Er besann sich des Vorteils seiner geringen Größe und der Tatsache, daß man sich um so besser verstecken kann, je kleiner man ist.
    Blitzschnell sprang er hinter krakenhafte Luftwurzeln, entdeckte einen morschen, ausgehöhlten Baumstamm und
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