0550 - Merlins Stern
weiter…
***
Während Zamorra sein Arbeitszimmer wieder verließ, veränderte sich das Gewicht des Amulett erneut.
Verdutzt blieb er stehen - gerade noch rechtzeitig, denn so konnte er verhindern, daß er stürzte, als das Amulett ihn mit seinem Gewicht zu Boden reißen wollte. Er hatte schlagartig das Gefühl, als hinge nicht eine handtellergroße Silberscheibe vor seiner Brust, sondern -ein Mensch?
Im nächsten Moment war es wieder vorbei, und Merlins Stern war kaum noch zu spüren.
Zamorra war verwirrt, fragte sich, wie er ausgerechnet auf den Gedanken gekommen war, ein Mensch hinge vor seiner Brust. Das konnte doch nicht allein dem Gewicht zuzuschreiben sein, das er plötzlich gespürt hatte! Und sicher auch nicht dem künstlichen Bewußtsein in der Zauberscheibe…
Ein ebensolches Rätsel war ihm, daß Merlins Stern überhaupt in der Lage war, sein Gewicht zu verändern, noch dazu in einer dermaßen drastische Weise. Das war bisher noch nie geschehen, obgleich Zamorra im Laufe der Jahre schon etliche Überraschungen mit dem Amulett erlebt hatte.
Konnte er es unter diesen Umständen überhaupt benutzen? Wurde es nicht für ihn selbst zur Gefahr mit seinen plötzlichen Gewichtsänderungen?
Und zeichnete sich damit nicht auch eine neue Entwicklungsphase ab, deren Ergebnis noch nicht abzusehen war?
»Was ist mit dir los, Freundchen?« fragte er halblaut.
Keine Antwort. Er ging weiter.
Bis er wieder mit Nicole und Teri zusammentraf, fanden keine weiteren Gewichtsänderungen mehr statt.
Zamorra gab zwei Strahlwaffen weiter und wog den Dhyarra-Kristall nachdenklich in der Hand. Aber noch ehe er sich entscheiden konnte, ihn an Nicole weiterzugeben, wehrte diese heftig ab.
»Behalte du ihn«, sagte sie. »Beim letzten Mal habe ich doch stärkere Kopfschmerzen davon bekommen, als ich eigentlich hätte haben dürfen. Offenbar habe ich mich an die Stärke dieses vertrackten Dinges doch noch nicht völlig gewöhnt. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich statt dessen lieber mit dem Amulett arbeiten.«
Sie heftete die Strahlwaffe an die Magnetfläche am Gürtel ihres »Kampfanzuges«, wie sie ihren schwarzen Lederoverall bezeichnete, in den sie geschlüpft war. Nur hatte sie wieder mal vergessen, den Reißverschluß weiter als bis zum Bauchnabel zu schließen.
Zamorra lehnte ihre Bitte kopfschüttelnd ab und berichtete von den seltsamen Vorkommnissen mit dem Amulett.
»Das Amulett spinnt«, behauptete Nicole fast wütend. »Da stimmt was nicht, Chef. Unter diesen Umständen sollten wir auf Merlins Stern völlig verzichten. Ich schätze mal, daß es nicht besonders gut sein dürfte, wenn mitten in einer Auseinandersetzung wieder etwas Unvorhersehbares geschieht. Wenn da draußen tatsächlich Lucifuge Rofocale lauert, können wir uns keine Experimente erlauben. Dann geht es um Leben und Tod.«
»Auch ein Lucifuge Rofocale kommt nicht durch unsere Abschirmung«, versuchte Zamorra zu beschwichtigen.
Nicole war da anderer Ansicht. »Wir haben schon mehrmals bitter erfahren müssen, daß es wirklich absoluten Schutz nicht gibt. Denk an Leonardo deMontagne, der einfach einen anderen, entsprechend befähigten Dämon zwang, ihn über den Umweg einer Zeitreise durch die Vergangenheit hier einzuschleusen.« [6]
»Du glaubst, daß Lucifuge Rofocale einen ähnlichen Trick anwenden könnte?«
»Ich glaube es nicht nur, ich bin mir sogar ziemlich sicher. Wenn er das sechste Amulett besitzt, stehen ihm vielleicht noch ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung. Wir sollten vorsichtig sein. Lieber einmal zu vorsichtig, als ständig zu tot.«
»Du meinst also, wir sollten das Amulett zurücklassen?«
Nicole nickte. »Ich denke, wir werden ohne besser zurechtkommen. Wir haben auch früher schon ohne Merlins Stern gegen die Dämonen gekämpft. Und wenn Merlins Stern irgendwelche unerwarteten Zicken macht, während wir uns mit dem Herrn der Hölle persönlich rumschlagen, kann das erst recht ins Auge gehen.«
Zamorra verzog das Gesicht. Vielleicht hatte Nicole recht und das Amulett wurde in seinem gegenwärtigen Zustand wirklich zu einer Gefahr. Dann war es wirklich besser, nicht auf Merlins Stern zu vertrauen.
Zamorra legte die Silberscheibe auf den Tisch.
Möglicherweise ließ sich mit dem Dhyarra-Kristall tatsächlich mehr anfangen. Zamorra mußte nur die Zeit finden, ihn mit entsprechenden Gedankenbefehlen zu manipulieren.
Aber zunächst mußten sie erst einmal wissen, ob es sich wirklich um Lucifuge Rofocale
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