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0555 - Verrat der Götter

0555 - Verrat der Götter

Titel: 0555 - Verrat der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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genommen hatte. War es für sie schon unvorstellbar, als Angehörige einer verarmten, unterprivilegierten Schicht überhaupt eine Waffe zu benutzen, so war es noch unvorstellbarer, ein Werkzeug als Waffe zu führen.
    Während sie sich dem Palast des Moguls Taigor näherten, fragte sich Cali immer öfter, warum sie die Fremde überhaupt begleitete. Die Hochzeit zu verhindern war doch nicht wirklich ihre Sache. Natürlich wäre es ein herrlicher Witz, wenn der Bräutigam bei der Vermählung fehlte, weil er im Bett eines anderen Mädchens lag. Doch mehr und mehr kamen Cali Bedenken.
    Diese Hochzeit war eine sehr öffentliche Angelegenheit. Der Mogul und sein Sohn waren gleichermaßen Personen des öffentlichen Interesses. Und dasselbe galt auch für diese Tiana, jene Kaufmannstochter aus Salassar. Diese Entführung mochte eine Art Bloßstellung sein, und wenn sich dann herausstellte, daß Tainon und seine Tochter Cali dafür verantwortlich waren, würde es mehr als nur gewaltigen Ärger geben. Tainon würde noch so sehr beteuern können, daß er ahnungslos gewesen wäre, als Familienoberhaupt traf ihn die Strafe für das Vergehen seiner Tochter ebenso, als habe er es selbst begangen. Mogul Taigor würde ihn und Cali vielleicht sogar versklaven. Etwas Schlimmeres war kaum noch vorstellbar.
    Mit jedem Schritt in Richtung des Palastes wuchs Calis Unbehagen.
    Worauf hatte sie sich hier nur eingelassen? Warum hatte sie sich diesen Fremden angeschlossen, von denen sie kaum mehr wußte als die Namen und daß sie aus einer anderen Welt kamen! Vielleicht war das auch das einzige, was stimmte - das überraschende Aul tauchen zwischen den Sklavenjägern hatten Vater und Tochter ja mit eigenen Augen gesehen.
    Aber alles andere?
    Dieses haarsträubende Märchen von einer Katastrophe, die durch Magie herbeigeführt wurde, wenn erstens die Hochzeit stattfand, zweitens das gnomenhafte Wesen irgendwo in der Stadt war, drittens die Göttin erschien, und so weiter…
    Nein! Sie konnte nicht wirklich daran glauben.
    Kurz vor der Mauer, die das palastartige Haus und das Grundstück umgab, blieb sie stehen.
    »Ich habe es mir anders überlegt«, sagte sie.
    »Was soll das heißen?« fragte Nicole.
    »Daß ich umkehre. Es ist zu riskant.«
    Auf Nicoles überraschte Frage erklärte sie ihr ihre Bedenken.
    Die Französin nagte an ihrer Unterlippe. Natürlich hatte Cali aus ihrer Sicht recht. Was nützte es ihr, wenn die verheerende Explosion verhindert wurde, ihr dann aber ein aufgebrachter Mogul im Nacken saß?
    Es war kaum anzunehmen, daß Taigor und sein Sohn die haarsträubende Geschichte vom totalen Chaos im Raum-Zeitgefüge glauben würden. Die wenigsten Bewohner der Straße der Götter, den Hochadel eingeschlossen, ahnten etwas von der Existenz anderer Welten und den Zusammenhängen innerhalb des Multiversums. Das war selbst auf der Erde nicht anders, obgleich die Zivilisation dort größtenteils ein paar Schritte weiter war.
    Daß Taigor, sein Sohn oder auch nur einer ihrer Berater zu den wenigen gehörten, die darum wußten, war unwahrscheinlich. Selbst die Priesterschaft dachte kaum jemals über den Rand ihrer Welt hinaus. Und daß die Göttin, die zur Hochzeit erscheinen würde, sich zu einer rettenden Erklärung herabließ, wenn eben diese Hochzeit ins Wasser fiel, war kaum weniger zweifelhaft. Selbst die Götter waren ja ahnungslos.
    »Warte«, bat Nicole. »Zeige mir wenigstens, wie ich an den Wächtern vorbei ins Maus und in Canthos Gemächer komme. Um mehr bitte ich dich nicht. Alles andere werde ich schon allein schaffen.«
    »Du wirst Cantho nicht in unser Haus bringen?«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Sei unbesorgt, ich finde eine andere Möglichkeit. Es muß ja nur ein Versteck für wenige Stunden sein.«
    »Wohin willst du ihn dann bringen?«
    »Ich weiß es noch nicht. Mir wird schon etwas einfallen - wie Indiana Jones.«
    »Die Filmfigur. Was ist eine Filmfigur überhaupt?«
    »Ein Stück bildhaft gewordene Fantasie, die uns hilft, zu träumen«, erwiderte Nicole. »Zeigst du mir wenigstens den Weg ins Haus?«
    Cali nickte zögernd.
    »Wenn du gefaßt wirst«, sagte sie leise. »Wirst du mich verraten?«
    »Nein. Außerdem werde ich nicht gefaßt«, versprach Nicole.
    »Dein Wort in Zeus’ Ohr«, hoffte Cali und begann der Französin genau zu beschreiben, wo und wie sie sich zu bewegen hatte bis in Canthos Schlafgemach.
    »Du kennst dich aber überraschend gut aus«, stellte Nicole fest.
    Cali lächelte

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