056 - Der Banknotenfälscher
gehört und zuckte zusammen. »Soll ich dir nicht helfen?«
»Wer kann mir denn helfen?« begann er müde. Zu spät bemerkte er, daß seine Stimmung ihn verriet, und er versuchte auszuweichen: »Meinst du meine Kopfschmerzen?«
»Ich meine Basil Hate und«, - sie mußte allen Mut zusammennehmen, um den Satz vollenden zu können -, »ich meine das Zimmer mit der Druckerpresse.«
Er wurde um einen Schatten bleicher, wandte aber nicht den Kopf.
»Das weißt du auch? Wie bist du darauf gekommen? Wie schrecklich für dich!«
»Ich habe dich vor zwei Nächten an der Presse gesehen«, fuhr sie beinah gleichgültig fort.
Peter erwiderte nichts. Etwas Wichtigeres schien ihn zu beschäftigen.
»Jemand hat mir gestern nacht oder heute morgen die Kleidung ausgezogen«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Das ist nicht der Anzug, den ich getragen habe.« Er wies auf den Rock, den Jane über den Stuhl gehängt hatte. »Und das ist auch nicht das Hemd.«
»Ich habe dir heute früh deine Kleider ausgezogen«, antwortete sie.
Er starrte noch immer aus dem Fenster.
»Warum?« fragte er schließlich. »Hatten sie etwas. . .«
Und jetzt sah er sie mit einem Ausdruck an, der verriet, daß er wußte, was sie ihm antworten würde.
»Es war Blut darauf« erklärte Jane ruhig.
Er holte schaudernd tief Luft.
»Ich dachte es mir - auch auf dem Waschtisch im Badezimmer waren Blutflecke. Waren auch welche auf - meinen Händen?«
Sie nickte.
»Ich habe sie abgewaschen«, sagte sie einfach. »Sieh mich an, Peter.«
Er gehorchte.
»Ich muß ihn getötet haben«, dachte er laut. »Ich kann mich nicht daran erinnern, ich fühle mich nur schrecklich müde. Weißt du, wie ich aus dem Fenster gekommen bin? War eine Leiter da?«
»Ja; Basil wird in dein Zimmer gekommen sein.«
Peter schüttelte den Kopf. Er war jetzt vollkommen ruhig, seine Nervosität war verschwunden.
»Ich war gestern abend ziemlich erregt, deshalb habe ich ja auch Donald kommen lassen. Ich hatte einen Anfall befürchtet, obwohl sich eigentlich zur Zeit niemand gesundheitlich besser fühlen kann als ich. Aber Donald hatte mich gewarnt und auch William Clewers.«
»Ist das der Spezialist?«
Er nickte.
»Ja, das ist der, der mir das Gesundheitsattest etwas zu früh ausgestellt hat.« Er lächelte frostig. »Bewußt habe ich nur einmal etwas Verrücktes getan - nämlich dich zu heiraten, Jane. Und ich weiß nicht, ob es verrückt oder gemein von mir war. Du hast mir die Hände und das Gesicht gewaschen, wie lieb von dir!«
Seine Stimme hatte einen so rührenden Ausdruck, daß ihr die Tränen kamen.
»Was soll ich jetzt tun, sage es mir!« Er war wie ein Kind. »Ich brauche jemanden, der mich leitet. Ich werde Bourke alles erzählen.«
»Auf keinen Fall! Du wirst ihm nichts erzählen, nur die Geschichte von dem Streit«, sagte sie entschieden. »Du mußt auch an mich denken, Peter. Schaff dir Donald, so bald es geht, vom Hals, und wenn die Polizei hier war, werden wir nach London zurückkehren.«
Er nickte.
»Gut - also auch nichts von dem Blut oder sonst etwas? Ich werde tun, was du für das Beste hältst. Aber wenn ein anderer in Verdacht gerät - dann kann ich nicht schweigen! Wenn ich nicht an dich dächte, würde ich ihm alles erzählen . . .«
Er ging langsam die Treppe hinunter, und sie folgte ihm. Donald war noch nicht zurückgekehrt, und Marjorie hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen.
11
Sie waren allein, als Bourkes großer Wagen den Weg heraufkam. Das Gesicht des Kriminalbeamten war sehr ernst.
»Wann ist es geschehen?« fragte er ohne jede Einleitung.
»Etwas nach eins, denke ich.«
»Woher wissen Sie das?« fragte Peter.
Bourke sah ihn fest an.
»Weil Hate noch um ein Uhr Scotland Yard angerufen hat und dem diensttuenden Beamten mitteilte, daß Longford Manor das Hauptquartier des ›Fuchses‹ sei, und daß wir in einem geheimen Raum hinter der Bibliothek eine ganze Druckereianlage finden würden.«
Jane Clifton erstarrte vor Angst. Die Stimme des Beamten klang wie aus weiter Ferne an ihr Ohr.
»... machte sehr genaue Angaben, sagte, an der Wand hänge ein Bild, in dessen Rahmen sich eine Feder befinde, die den Zugang freigibt.«
Jane war vor Bestürzung fast gelähmt. Erst jetzt merkte sie, daß sie zusammen auf dem Weg zu dem Raum waren, in dem die Druckerpresse stand.
Peters Stimme verriet nicht die geringste Furcht oder Erregung.
»Es ist wahr. Es gibt einen solchen Raum, ich habe ihn neulich ganz zufällig entdeckt.«
Er ging im
Weitere Kostenlose Bücher