0561 - Hetzjagd der Vampire
Glas flog vor ihm zersplitternd nach draußen, und er gleich hinterher!
Zamorra machte einen Hechtsprung zum Fenster, wollte ihm hinterdreinschauen, wollte feststellen, was aus dem Druiden wurde, der auf die Möglichkeit des zeitlosen Sprunges verzichtete, und konnte selbst gerade noch stoppen, ehe er in Scherbenreste griff.
Doch im nächsten Moment prallte schon eine Gestalt gegen ihn, fauchte ihn an, wollte Zähne in seinen Hals schlagen und ihn gleichzeitig kraftvoll in die scharfkantigen Glasscherben drücken, die noch aus dem Rahmen ragten.
Zamorra schlug dem Vampir den Dhyarra-Kristall gegen die Stirn. Röchelnd sank der Blutsauger zusammen, aber der nächste war schon da.
Er umklammerte Zamorra.
Als der Dämonenjäger in seinem Feind Lerrys erkannte, hatte er sich schon halb gedreht und den Vampir unter sich gebracht. Dessen Angriffsschwung brachte sie beide halb aus dem Fenster hinaus, und durch Zamorras Drehung war es jetzt der Vampir, der von den Glasresten erwischt wurde.
Er schrie nicht.
Er packte nur mit beiden Händen zu, versuchte Zamorra noch dichter an sich zu reißen - um ihn zu beißen!
Und dabei stürzten sie beide nach draußen.
Aus! dachte Zamorra.
Denn diesmal war er unten…
***
»Was soll das?« fauchte Yolyn und bleckte die langen Vampirzähne. »Was wollt ihr alle hier? Das gehört nicht zum Plan!«
Sie wandte sieh dem zerstörten Fenster zu, doch der Wirt hielt sie fest.
»Wenn Zorrn uns nicht hierher gesandt hätte, wärest du jetzt ausgelöscht!«
»Zorrn hat euch hergeschickt? Nicht Sarkana? Wollt ihr Sarkana verraten? Zorrn ist keiner von uns! Er ist nur ein lausiger Corr!«
In ihren Augen blitzte unbändige Wut. Daß sie eben noch vor dem vermeintlichen Zamorra und dem Amulett gezittert hatte, war ihr nicht mehr anzusehen.
»Wenn wir auf Sarkanas Anweisungen gewartet hätten, wärest du jetzt vernichtet!« behauptete der Wirt. »Also beschwere dich gefälligst nicht.. Zorrn dachte für Sarkana mit.«
»Ihr seid Narren!« fauchte Yolyn verächtlich. »Willenlose Sklaven eines Dämons, den nicht mehr mit unserer edlen Familie verbindet als der gemeinsame Nutzen von Sarkanas Plan! Verschwindet jetzt aus diesem Zimmer! Ich habe euch nicht gerufen. Laßt mich allein!«
»Wie du willst«, brummte der Wirt. »Wir werden sehen, ob wir noch etwas von Zamorra und dem Vampirkiller Gryf finden, was zu zerfetzen sich lohnt.«
»Gryf war auch hier?« stieß Yolyn überrascht hervor.
»Natürlich! Er bedrohte dich doch! Er hätte dich ohne unser Eingreifen doch vernichtet!«
»Das war Zamorra!« protestierte sie. »Er hatte das Amulett bei sich!«
»Närrin«, murmelte der Wirt. »Zamorra kam mit uns. Wir haben ihn nicht erkannt. Er hat sich bei uns eingeschlichen und stürzte sich mit Lerrys aus dem Fenster. Er ist heimtückisch. So, wie wir ihn in Sicherheit zu wiegen versuchten, hat er es umgekehrt mit uns getan. Ich hoffe, daß Lerrys ihn getötet hat. Denn ich möchte Zamorra nicht mit dem Keim infiziert sehen. Er darf kein Vampir werden, keiner von uns. Er wäre zu machtbesessen, zu trickreich, zu stark. Er muß sterben, ehe er ein Vampir werden kann!«
»Geht jetzt endlich«, sagte Yolyn verunsichert. »Laßt mich allein. Ich muß nachdenken.«
Die anderen nickten und entfernten sich.
Sie verschwanden wie ein Gedanke, der verfliegt.
***
Gryf stürzte ins Bodenlose.
Als er versuchte, sich aus dem Sturz per zeitlosem Sprung zu retten, gelang es ihm nicht. Seine Druiden-Fähigkeiten waren immer noch blockiert.
Aber er landete relativ weich - auf einer Menge Heü. Grasschnitt, zum Trocknen angehäuft, vom letzten Rasenmähen des gesamten Dorfes vielleicht.
So viel Glück hatte ein Druide nur einmal im Leben.
Er hatte alles riskiert und gewonnen. Riskiert, weil er nicht von Vampiren umgebracht werden wollte - und erst recht nicht zu einem Untoten gemacht werden wollte, der auf ihrer Seite stand, weil sie ihn mit dem gefährlichen Vampirkeim infizierten, statt ihn ganz zu töten.
Aber die dunkle Seite der Macht war nichts für ihn. Er liebte das Licht und das Leben. Das blutwarme, das heiße Leben. Nicht die bleiche, kalte Nacht.
Er rollte sich zur Seite ab, verschwand dabei im Dunkeln, und noch während er verschwand, sausten oben zwei weitere Gestalten in enger Umklammerung aus dem Fenster und abwärts.
Eine der Gestalten war eindeutig Zamorra, den anderen kannte Gryf nicht, aber noch während beide stürzten, verschwanden sie wie Schatten, die vom grellen Licht
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