0561 - Leichenwagen zur Hölle
bekannt, daß wir uns trennen sollten.
Er nickte, und so näherten wir uns dem schwarzen, unheimlichen Fahrzeug von zwei verschiedenen Seiten. Zu sehen war um uns herum niemand.
So lautlos wie möglich setzten wir unsere Schritte. Wer hatte den Wagen gefahren? War er überhaupt gesteuert worden, oder besaß er die außergewöhnliche Fähigkeit, seinen Weg von allein zu finden?
Wir erreichten ihn gleichzeitig. Suko von rechts, an der Fahrerseite, ich von links.
Beide blieben wir stehen. Es war ein Mercedes-Kombi mit einer großen Ladefläche, die auch einen Sarg aufnehmen konnte. Es gab an diesem Fahrzeug nichts Helles. Die Sitze glänzten wie dunkler Lack, der Himmel ebenfalls, auch das Lenkrad. Sämtliche Instrumente kamen mir vor, als hätte man sie frisch gestrichen.
Suko hatte sich geduckt und versuchte durch die stark getönten Scheiben zu schauen. Ich blickte über das Dach des Wagens hinweg.
Mein Freund richtete sich wieder auf. »Leer, John.«
Ich probierte den Türgriff aus. Da ließ sich ebenfalls nichts machen. Das Fahrzeug war verschlossen.
»Ist es der gleiche, den du gesehen hast?«
»Natürlich.«
»Diesmal ist kein Fahrer da.«
»Er kann ausgestiegen sein und sich versteckt halten«, erwiderte ich.
»Dann sollten wir uns ein wenig umschauen.«
Dafür war ich auch. Es mußte einfach einen Grund dafür geben, daß der Leichenwagen hier in der Garage stand. Zum Spaß war er nicht abgestellt worden. Für mich auch ein Beweis, daß ich auf der Liste dieser mir unbekannten Fahrer stand.
Ein Geräusch ließ uns aufmerksam werden. An der Einfahrt hob sich das Sperrgitter. Einer der Mieter hatte einen Schlüssel in die Säule draußen gesteckt und das Gitter hochfahren lassen.
Ein Fahrzeug rollte in die Garage. Seine Scheinwerfer bewegten sich suchend im Kreis, bis die leere Parktasche entdeckt worden war. Der Motor verstummte, ein Mann stieg aus, hämmerte die Tür zu und ging auf den Lift zu.
Suko und ich hatten uns hinter zwei Säulen gestellt. Wir wollten nicht unbedingt gesehen werden.
Der Mann fuhr hoch.
»Sollen wir versuchen, ihn aufzubrechen, John?«
»Das wäre eine Möglichkeit. Nur sind wir Polizisten, und es gibt keinen triftigen Grund.«
»Stimmt auch wieder.« Suko entfernte sich von mir. Er wies in die Tiefe der Garage. »Ich jedenfalls möchte mich mal ein wenig umschauen. Wieso hat der Hausmeister ihn entdeckt?«
»Er wollte etwas nachschauen, da fiel ihm das Fahrzeug auf.« Ich grinste. »Nun ja, er kennt uns und brachte das Fahrzeug mit uns in einen unmittelbaren Zusammenhang. Das ist alles.«
Suko verschwand. Die schmutzig wirkende Dämmerung schien ihn aufgesaugt zu haben.
Zwar brannten hier unten einige Lampen, sie waren so verteilt, daß sie nur mehr Flecke in der Finsternis bildeten.
Ich hörte Schritte.
Sukos konnten es nicht sein, er war schon zu weit entfernt. Auf meiner Stirn lagen Schweißperlen. Unter ihnen bildete sich eine Gänsehaut. Ich wußte, daß etwas passieren würde, es lag was in der Luft.
Ich drehte mich um.
Da sah ich die Gestalt.
Es war ein Mann. Bisher hatte er auf dem Dach eines Autos gehockt. Nun richtete er sich auf, stieß sich ab. In seiner schwarzen Kleidung kam er mir vor wie eine gewaltige Fledermaus. Sie flatterte etwas. Das bekam ich nur am Rande mit.
Wichtig waren seine Arme oder Hände, die anders aussahen als die eines normalen Menschen.
Anstelle der Hände wuchsen aus seinen Unterarmen gewaltige Scheren aus Metall. Beide hielt er aufgeklappt und die Arme unterschiedlich versetzt. Wenn er mich mit den Scheren packte, sah ich alt aus…
***
Suko war in die Dämmerung der Garage hineingetaucht. Obwohl er hier jeden Flecken kannte, hatte er den Eindruck, sich in einer fremden Umgebung zu befinden. Die Garage war eine andere geworden.
Selbst die völlig normal abgestellten Fahrzeuge kamen ihm wie Ungeheuer in Ruhestellung vor.
Der Platz zwischen den Fahrzeugen reichte soeben aus, um einen Menschen hindurchgehen zu lassen. Seine Schritte schleiften über den Boden. Suko erreichte einen der breiteren Gänge, die zur Ein-und Ausfahrt hinführten.
Auch hier tat sich nichts.
Suko konzentrierte sich. Er schielte einmal nach rechts, dann wieder nach links.
Hatte sich an einer Säule etwas bewegt? Es konnte der Hauch eines Schattens oder einer Gestalt gewesen sein.
Suko wollte es genau wissen. Die Säulen bestanden aus kantigen Vierecken. Durch ihre Breite boten sie auch an vier verschiedenen Seiten Verstecke.
Suko erreichte
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