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0563 - Totensturm der Geisterfrau

0563 - Totensturm der Geisterfrau

Titel: 0563 - Totensturm der Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegenüber. Der Zombie wies auf die andere Seite. »Da müssen wir runter.«
    Jane bekam leichte Magenkrämpfe, als sie das sah. Die Mauer bildete praktisch die hohe Grenze einer gewaltigen Tiefbaustelle, die an den vier verschiedenen Seiten als langer Hang in die Tiefe dem Grund entgegenglitt.
    Lehm, Steine, Wurzelwerk und hin und wieder Abfall klebten an den Hängen.
    »Es ist nicht schwer.« Er kicherte wieder. »Du als Hexe müßtest es schaffen.«
    »Kein Zweifel«, erwiderte Jane, »aber wo willst du hin? Wie geht es weiter?«
    »Am Grund der Baustelle«, sagte er, »hat man schon die große Röhre gelegt, die direkt zu den Abwässerkanälen führt. Durch sie müssen wir laufen, dann schaffen wir es.«
    »Meinetwegen!«
    »Dann komm.« Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er sich einfach fallenließ.
    Quasimodo kippte kurzerhand weg, landete für einen Moment auf der Schräge, dann rollte er den Hang hinab. Nun hätte Jane die Chance gehabt, zu verschwinden, um eine Polizeiaktion einleiten zu können. Jane wußte auch, wo die Beamten ansetzen konnten.
    Jede andere Frau hätte so gehandelt, nicht Jane Collins. Sie gehörte zu den Personen, die knallhart sein konnten und stets ein gewisses Ziel verfolgten.
    Wenn sie schon einmal die Chance bekam, den Killer abzuliefern, wollte sie die auch nutzen. Es war immer besser, wenn er sich unter ihrer Kontrolle befand.
    Der Bucklige hatte sein Ziel erreicht. Er lag dort, wo die Hänge in die normale Grube ausliefen. Im schwachen Restlicht einer fernen Beleuchtung erkannte Jane, daß er sich aufgerichtet hatte und ihr sogar zuwinkte.
    »Okay«, flüsterte sie, »dann wollen wir mal.« Allerdings machte sie es nicht so wie der Zombie. Jane rutschte an der Außenseite entlang. Ihre Füße drückten gegen das weiche Erdreich, verschwanden darin, und durch die starke Schräge verlor sie den Halt.
    Dann ging es ihr nicht anders als dem Zombie. Jane drehte sich öfter um sich selbst. Sie wußte nicht mehr, wo oben oder unten war, trachtete nur danach, nichts von dem verdammten, öligen Dreck zu schlucken und schützte ihren Kopf.
    Das war auch nötig. Festklemmendes Wurzelwerk griff wie mit Totenkrallen nach ihrem Haar, zerrte daran, riß einige Strähnen heraus, ließ es los. Sie rutschte und kugelte weiter, wobei sie sich regelrecht durch den nassen und manchmal sehr weichen Lehm bohrte, bis sie etwa dort zur Ruhe kam, wo sich auch der Bucklige befand.
    Er kam auf sie zu, wollte ihr auf die Beine helfen, aber Jane stand von allein auf.
    Jetzt stellte sie fest, daß sie trotz allem noch ihre Füße an den Schuhen trug. Ein Wunder, daß sie die Treter mit den hohen Absätzen nicht verloren hatte.
    Auch die neue Röhre sah sie. Sie schaute mit ihrer runden Öffnung aus dem Boden hervor. Der Durchmesser lag über dem normalen.
    Da hätte fast ein Lastwagen Platz gefunden.
    Nach einigen Metern war von der Röhre nichts mehr zu sehen, weil sie im Erdreich verschwand.
    »Und da soll ich hinein?«
    »Ja, es ist einfach. Ein idealer Weg. Eine Strecke für Mörder.« Er stierte sie aus seinen leuchtenden Augen an, und Jane schluckte ihren bissigen Ärger herunter.
    Ihr war schon vieles widerfahren, doch mit einem sechsfachen Mörder hatte sie noch keinen Ausflug gemacht.
    Er vertraute ihr noch immer. Das war gut. Vielleicht würde sich die Chance ergeben, ihn zu überwältigen. Nur war sich Jane nicht darüber im klaren, wie sie das anstellen sollte.
    Man konnte Zombies, die einfachen jedenfalls, auf eine bestimmte Art und Weise vernichten. Dazu gehörte der Schuß in den Kopf, ins Zentrum. Das war die einfachste Methode. Es gab auch andere, dafür benötigte man Schwerter oder Äxte.
    »Gehörst du wirklich zu uns?« fragte er.
    »Ja – weshalb fragst du?«
    »Weil du zögerst.«
    Jane lächelte knapp. »Ich bin noch nie zuvor durch eine mir völlig unbekannte Röhre gegangen, das mußt du verstehen.«
    »Ich verspreche dir, daß man uns nicht erwischen wird. Du kannst es mir glauben.«
    Jane Collins blieb nichts anderes übrig, als hinter dem Buckligen herzustiefeln, wenn sie ihn nicht aus der Kontrolle verlieren wollte.
    Die Baustelle kam ihr vor wie ein gewaltiger Kessel oder ein viereckiges Loch inmitten einer gebirgigen Landschaft. Schweres Gerät sah aus wie eine bizarre Kulisse. Erde war bewegt worden. Gewaltige Hügel aus Lehm türmten sich hoch.
    Der Bucklige hatte es eilig. Die Natur hatte diesen Mann zu einem Gezeichneten gemacht, über den andere Menschen lachten.

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