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0568 - Die Braut des Wahnsinns

0568 - Die Braut des Wahnsinns

Titel: 0568 - Die Braut des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und umflatterte das Haar.
    Angst zeichnete ihr Gesicht. Die kleine Krone verrutschte, der Schleier kippte zur Seite, wehte mit seinem Saum dicht über dem Boden, und genau das hatten die Ratten gewollt.
    Die erste von ihnen, ein besonders fettes Tier, stieß sich wuchtig ab. Ein Sprung, ein sich streckender Körper – geschafft!
    Mit den Zähnen verbiß sich die kleine graubraune Bestie im Schleier der Flüchtenden. Der Ruck war dermaßen stark, daß ihr die Krone samt Schleier vom Kopf gerissen wurde, über den Boden flatterte, dann auf den Wellen des Schmutzwassers zu tanzen schien, bevor er von ihnen mitgerissen und verschluckt wurde.
    Drei Ratten überholten die zuerst springende.
    Sie erwischten Wendy voll. In den Rücken sprangen sie ihr, bissen sich dort fest, und eine vierte schaffte sogar den Sprung auf ihre rechte Schulter.
    Wendy schrie auf. Plötzlich waren die Ratten wieder zu ihren Feinden geworden. Sie drehte sich herum, ausgerechnet nach rechts, sah weitere Tiere, wollte ausweichen und rutschte ab.
    Diesmal konnte auch sie sich nicht fangen. Der Boden war zu glatt.
    Wendy riß noch die Arme hoch, nur gab es nichts, an dem sie sich festhalten konnte.
    Sie schlug in den Kanal und prallte mit der Stirn noch vor die gegenüberliegende Rinnenkante.
    Sie spürte den Schmerz, sah Sterne, dann fiel Dunkelheit über sie, aber sie wurde nicht bewußtlos.
    Der Wasserdruck schob ihren Kopf über die Oberfläche. Wendy holte Luft und schrie gleichzeitig, denn in Mundhöhe sah sie auch die fetten Ratten auf der Oberfläche…
    ***
    Ich rammte in die Hochzeitsgäste hinein wie ein ferngesteuertes Auto. In diesem Augenblick war mir alles egal. Ich mußte diesen verfluchten Simon Arisis stellen!
    In die bis dahin stummen und fast bewegungslosen Gestalten kam Bewegung. Sie flogen nach rechts und links weg. Ich hörte sie schreien und auch die haßerfüllte Stimme der Gunhilla von Draben.
    Das alles interessierte mich am Rande. Für mich war wichtig, ob das Kreuz getroffen hatte oder nicht.
    Es hatte!
    Zwar hielt Simon es nicht in der Hand, aber der Talisman hatte ihn an der Schulter oder der Brust erwischt, war abgerutscht und lag vor seinen Füßen.
    Er selbst drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand, hing in einer schrägen Haltung und kam nicht mehr hoch, weil ihn die Kräfte des Kreuzes geschwächt hatten.
    Ich sah es seinem Gesicht an. Nur dieses Gesicht interessierte mich und besonders seine Stirn, auf der noch immer das rote, ziemlich große D zu sehen war.
    Noch leuchtete es, aber sein Strahlen verlor immer mehr an Kraft.
    Dafür färbte sich die Haut anders ein. Die Sonnenbräune wirkte wie weggeblasen. Ein aschgrauer Farbton bedeckte nicht nur die Stirn, er sorgte auch dafür, daß sich die Haut immer mehr zusammenzog und zu einem faltigen Etwas verkümmerte.
    Falten, die sich ziehharmonikaartig ineinander schoben, dadurch den Druck der Haut veränderten, die plötzlich riß.
    Sie platzte auf wie eine Blase. Ich hörte Simon schreien, dann sackte er zusammen und fuhr mit beiden Händen durch sein Gesicht. Jemand brüllte seinen Namen.
    Es war Gunhilla von Draben, die auf uns zustürzte. Ich rechnete damit, daß sie mich angreifen würde, schwenkte die Beretta in ihre Richtung, es war nicht nötig.
    Ihr ging es um Simon.
    Sie warf sich neben ihn. Die Hände fuhren über seinen Körper, sie wollten ihn liebkosen. Dann drehte sich die Frau zu mir um und starrte mich aus weiten, blutunterlaufenen Augen an.
    »Du!« röhrt sie. »Du hast es getan! Du bist sein Mörder! Du trägst die Schuld!« Ihr Zeigefinger wies anklagend auf mich, und ihr Gesicht hatte sich mit einem Schauer überzogen.
    »Nein, er war es selbst.«
    »Du hast das Kreuz genommen, Sinclair!« Jedes Wort formulierte sie wie eine Anklage. »Dafür wirst du…«
    Sie sprach das letzte Wort nicht mehr aus, denn Simon hatte die Hände sinken lassen und somit sein Gesicht freigegeben. Oder das, was von ihm zurückgeblieben war.
    Er hätte das alte Blut nicht trinken sollen. Der Keim des Vampirs steckte auch in ihm, ohne ihn selbst zu einem Blutsauger mit den typischen Eigenschaften gemacht zu haben. Aber die Kraft meines Kreuzes hatte ihn voll erwischt.
    Das von ihm getrunkene, alte Blut kehrte zurück. Es rann aus seinem Mund, den Augen, der Nase und den Ohren.
    Der Anblick war dermaßen schrecklich, daß ich wegschaute. Auch Gunhilla schaute nicht mehr hin. Im Zeitlupentempo richtete sie sich auf, ihre Augen starr auf mich

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