0569 - Teufel im Leib
eine gespenstische Kulisse tauchten die Häuser der kleinen Ortschaft vor ihnen auf. An der Polizeistation hielten sie an.
Will stieg mit etwas steifen Gliedern aus dem Wagen. Er war es nicht gewohnt, mit einem Jeep zu fahren. Zwischen der straffen Federung seines Kadetts und der eines Jeeps existierte doch ein gewaltiger Unterschied.
Scholz zündete sich eine Zigarre an.
Er paffte den stinkenden Qualm in die Nebelwolken. »Wie ist es, Kollege, wollen Sie mit uns fahren?«
»Wann geht es denn los?«
»Sofort.«
Mallmann schüttelte den Kopf. »Nein, ich muß noch telefonieren.«
Scholz lachte. »Das können Sie…«
»Ins Ausland.«
»Ach so.«
»Ich komme nach. Wir sehen uns dann in Wiesbaden. Vielleicht ergibt die Auswertung der Spuren etwas mehr.«
Scholz winkte ab. »Daran wage ich nicht zu denken.« Er stäubte Asche ab. »Dann machen Sie es mal gut.«
»Gleichfalls.«
Scholz winkte noch, bevor er neben dem Fahrer im Jeep seinen Platz fand. Der Wagen rollte auch als erster los, der größere folgte ihm. Einige Bewohner hatten ihre Häuser verlassen und schauten den beiden abfahrenden Wagen nach.
Mallmann blieb zurück. Der Wachtmeister kam aus seiner Polizeibude und sprach ihn an. »Entschuldigen Sie, Kommissar, aber kommen die Kadetten noch mal zurück?«
Will grinste. »Wie sprechen Sie von unserer Elite-Einheit?«
Der dicht vor der Pensionsgrenze stehende Mann, unter dessen Mütze graues Haar hervorquoll, winkte ab. »Ich bin hier über dreißig Jahre. Mich kann nichts mehr erschüttern. Mein Vertreter und Nachfolger hätte vielleicht einen roten Kopf bekommen und die Hacken zusammengeknallt, aber nicht ich. Schade, daß er nicht da ist. Der hätte sich bestimmt gefreut. Aber seine Frau erwartet heute ein Baby, da wollte er als stolzer Vater nicht fehlen.«
»Verständlich.« Will schnickte mit den Fingern. »Da fällt mir etwas ein. Wo finde ich hier die Post?«
»Gehen Sie weiter die Straße entlang. Neben dem Hotel Goldener Schwan ist sie.«
»Klein, nicht?«
»Klar.«
»Aber ich kann dort ein Auslandsgespräch führen.«
»Was Sie wollen.«
»Danke, wir sehen uns noch.«
Mallmann ging. Der Wachtmeister schaute ihm kopfschüttelnd nach und meinte: »Komisch, der sieht gar nicht aus wie ein Fernseh-Kommissar.« Er schwärmte für den Alten. Wahrscheinlich deshalb, weil dessen Darsteller in seinem Alter war…
***
Will Mallmann drängte sich in die viel zu enge Zelle, nahm den Hörer ab, warf genügend Münzen in den schmalen Schacht und wählte die Londoner Nummer seines Freundes John Sinclair. Er besaß die Direktwahl und freute sich, daß er durchkam. Allerdings hatte er nicht John Sinclair, dafür Suko am Apparat.
»John hatte mich anrufen wollen«, sagte Mallmann nach der Begrüßung. Er behielt die eingeworfenen Markstücke im Auge.
»Ja, ich gebe ihn dir.«
»Das ist gut, Suko, ich rufe nämlich aus einer Zelle an.« Als Reserve spielte der Kommissar mit einem blanken Fünfmarkstück.
»Hi, Will, du alter Eisenfresser. Meldest du dich endlich?«
»Brennt es so?«
»Nein, nicht direkt!« erwiderte der Geisterjäger lachend. »Es geht mehr um eine Information.«
»Dauert das Gespräch länger?«
»Ich hoffe, nicht.«
»Dann fasse dich bitte knapp, John.«
»Kein Geld.«
»Nein, auch kein kleines.« Will Mallmann hörte zu und vernahm Begriffe wie Dracula und der Fluch des alten Blutes. Zwar faßte sich der Geisterjäger kurz, aber Mallmann mußte trotzdem das Fünfmarkstück opfern, um alles zu erfahren. »Du meinst, John, daß sich die Vampirpest weit- oder europaweit ausbreiten kann?«
»Es läuft darauf hinaus.«
»Das wäre natürlich fatal.«
»Und deshalb, Will, möchte ich dich bitten, die Augen offen zu halten. Es kann sein, daß es aus dem südöstlichen Europa kommt oder den Landstrich bereits verlassen hat. Bis Germany ist es nur ein Katzensprung. Keine Grenze ist dicht.«
»John, was ich dir jetzt sage, ist reine Spekulation, aber es kann möglich sein, daß wir genau ins Schwarze treffen. Wir hier in Germany haben tatsächlich Probleme. Wir jagen einer Bande hinterher, die sich Aktion D nennt.«
»Wie bitte?«
»Hör zu, John. Niemand weiß bisher, wer sich dahinter verbirgt. Die Bande soll von einer Frau angeführt werden, die ein Mann aus einer Spezialeinheit stellen wollte…« Will Mallmann gab die Infos in Stichworten durch und schaffte es trotz der Kürze, den Geisterjäger zu alarmieren.
»Wo ist es, Will?«
»Er nannte den Ort.«
»Wo
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