0569 - Teufel im Leib
plötzlich verdammt allein vor.
Am Waldrand blieb die Person tatsächlich stehen, aber erst, als sie in den Schatten der Bäume getaucht war. Dort drehte sie sich auf der Stelle um.
Starr schaute sie ihm entgegen.
»Hören Sie!« rief Scholz. Seine rechte Hand steckte er in die Manteltasche und umklammerte dort eine Waffe. »Ich will, daß Sie mitkommen. Sofort.«
Die Frau schaute ihm kalt entgegen. Ihr dunkles Haar warf Wellen, die sich in die tiefwachsenden Zweige zu legen schienen. Das Gesicht wirkte unnatürlich blaß. Um ihre Lippen zuckte es. Dann hob sie den rechten Arm, den sie bisher fest gegen ihren Köper gepreßt hielt.
Scholz, der noch weiterlief, ahnte nichts Böses. Plötzlich aber blieb er stehen. Seine Augen weiteten sich. Er wurde totenbleich, die Lippen zitterten, denn er mußte erkennen, daß diese Person kein normaler Mensch war, sondern eine Mischung zwischen Mensch und Monstrum.
Sie hatte den Arm erhoben. In der rechten Hand hielt sie eine hell schimmernde Waffe, einen Trommelrevolver, dessen Mündung genau auf seine Stirn zeigte.
Das schockte ihn nicht einmal so stark. Es war vielmehr der Arm selbst. Dort wuchs keine Haut, kein Fleisch. Von der Hand bis zur Schulter war er skelettiert…
***
Scholz blieb stehen, ohne daß die Frau einen Befehl gegeben hätte.
Der nüchtern denkende Beamte glaubte, einen Alptraum zu erleben.
Er konnte seinen Blick einfach nicht von dem Arm abwenden und fragte sich, wie so etwas möglich war.
Das Loch der Mündung glotzte ihn an wie ein leeres Auge. Dahinter sah er den blanken Arm und auch das Gesicht der Frau, deren Haare noch immer wie ein Vorhang wirkten.
Er schluckte.
»Sie können Fragen stellen!«
Die Stimme klang kalt. Und die gleiche Kälte strömte von dieser Person aus.
Scholz nickte. »Wer… wer sind Sie?«
»Ich habe einen Namen, den Sie sich merken sollten.«
»Und wie?«
»Reva!«
Obwohl Scholz tief in seinem Innern damit gerechnet hatte, schrak er doch zusammen. Die Wahrheit war härter als er zugeben wollte.
Siebel hatte recht gehabt, und er dachte auch an Bode. Jetzt wußte er, wer ihn auf dem Gewissen hatte.
»Sie sagen ja nichts!«
Scholz löste seine Hand von der Waffe und wischte mit dem Ärmel über die Stirn. »Was… was soll ich dazu sagen?«
»Sie suchen mich doch.«
»Stimmt.«
»Aktion D«, sagte sie.
»Na und?«
»Ich weiß, was und wer sich dahinter verbirgt. Ich will Ihnen was sagen. Vergessen Sie alles, was Sie bisher an Bandenkriminalität bekämpft haben. Wir sind härter, denn hinter uns steht eine Macht, gegen die Sie nicht ankommen. Die Kraft des alten Blutes wird uns leiten. Das hier ist eine Warnung. Lassen Sie die Finger davon! Es geschieht in Ihrem eigenen Interesse. Wenn Sie die halbe Bundeswehr alarmieren, Sie werden es nicht schaffen, uns zu vernichten. Die Aktion D ist weltweit vertreten, haben Sie gehört?«
Scholz nickte. Er sah dabei aus wie ein Schüler, der vor seinem Lehrer stand und ein schlechtes Gewissen hatte.
Die Frau sprach weiter und bewies in den folgenden Sekunden ihre Sicherheit. »Ich könnte dich töten, aber ich lasse es. Das hier ist eine Warnung. Ich will euch allen zeigen, wie gut wir sind. Geh zurück und lerne das Staunen.«
Ohne sich um den Mann zu kümmern, machte sie auf der Stelle kehrt und verschwand im Wald.
Scholz war viel zu überrascht, um noch an seine Waffe zu denken.
Er trug sie zwar in der Manteltasche, ließ sie dort auch stecken, zwinkerte mit den Augen und sah nichts mehr von ihr. Reva hatte sich aufgelöst wie ein Nebelstreif in der Sonne. Nur dort, wo sie hergegangen war, zitterten noch einige Zweige nach.
Der Beamte stieß zischend den Atem aus. Plötzlich spürte er sein Herz. Es klopfte schneller als normal. Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken, obwohl ihm das Blut in den Kopf stieg und sein Gesicht rötete, wobei ihm gleichzeitig noch heiß wurde. Dieses Erlebnis war ihm buchstäblich unter die Haut gegangen. Das würde er nie im Leben vergessen.
An die Worte erinnerte er sich deutlich. Sie hatten sich in seinem Gehirn festgebrannt. Er fragte sich nur, ob man ihm auch glauben wollte. Wie ein alter Mann drehte er sich um. So langsam und schwerfällig. Sein Blick glitt den Hang hinauf zur Straße, wo die beiden Wagen parkten. Er hatte Siebel den Auftrag gegeben, die Männer zu alarmieren, doch da oben tat sich nichts. Wie es aussah, hatte niemand den Mannschaftswagen verlassen. Zwar blendete Scholz die Sonne ein wenig, das erkannte
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