0569 - Teufel im Leib
überschlagend die Treppe hinab und glaubte, in den Himmel zu fallen, wo Engel warteten und ihn schützend auffingen. Der Himmel war so herrlich leicht, nicht einmal Schmerzen spürte er.
Vor der Treppe lag er auf dem Rücken. Zufällig war er so hingefallen. Sein Blick richtete sich gegen die Decke. Hoch über ihm malte das Licht der Kerzen Helligkeit und Schatten.
War er tot?
Will Mallmann konnte nicht mehr richtig denken. Der Zufall hatte ihn nicht bewußtlos werden lassen, aber die rechte Seite seines Körpers war so schwer geworden.
Ständig verlor er Blut.
Das konnte niemand überleben, niemand…
Etwas dröhnte in seinen Ohren. In genau abgestimmten Intervallen erreichte dieser gongartige Schlag sein Gehör. Er pflanzte sich fort und nahm auch an Lautstärke zu.
Was konnte das sein?
Trotz seiner mehr als schlechten Lage dachte der Kommissar darüber nach und auch daran, wie man langsam starb.
Noch konnte er sehen und erkennen.
Von oben her schob sich etwas in sein Blickfeld. Trugbild oder Realität?
Zwei Gesichter.
Das eines Mannes und das einer Frau. Bleich waren beide. In einem schimmerten die Lippen wie helles Rot. Das Rot klaffte auseinander, gab die Zahnreihe frei, zwei spitze Dolche, die sich vergrößerten, als sich die Person über ihn beugte.
Flüsternde Worte schwangen ihm entgegen, waren eine Botschaft aus der Tiefe zwischen Raum und Zeit.
»Es ist soweit, Kommissar. Dracula verlangt nach dir, nach einem Erben.«
Hände faßten zu. Finger vergruben sich in sein Haar. Zerrten daran, hoben den Kopf in die Höhe, eine Bewegung die fürchterliche Schmerzen durch seinen ganzen Körper fluten ließ.
»N…« Will wollte protestieren. Selbst das Wort Nein drang nicht mehr über seine Lippen, die Schmerzen waren zu gewaltig geworden. Trotzdem verspürte er einen anderen Schmerz.
Am Hals.
Etwas bissig, gleichzeitig süß. Ein Schmerz, der frohmachte, den anderen hinwegschaffte und ihn selbst davontrug in eine schwebende, wunderbare, nie erlebte Seligkeit.
Auch die Geräusche verschwammen. Nichts mehr war zu hören von einem Saugen, Schlürfen und Schmatzen.
Etwas anderes fiel über ihn. Eine gewaltige Decke, die sich aus einer wunderbaren Wärme zusammensetzte und alles vereinigte, was unter ihr begraben lag.
Auch Kommissar Will Mallmann.
Die Decke trug ihn fort, weg aus der Welt der Lebenden und in die der Untoten, der grausamen Geschöpfe der Nacht hinein.
In die Welt der Vampire…
»Hüte dich vor Dracula«, sagte Gerd Bode und rieb seine Handflächen gegeneinander.
»Nein«, erwiderte Reva mit blutigen Lippen. »Nicht mehr, nun nicht mehr…«
ENDE des ersten Teils
[1] Siehe John Sinclair Nr. 568 »Die Braut des Wahnsinns«
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