057 - Der Teufel führt Regie
guter Polizist.«
»Ja, ich frage mich manchmal, wie er das mit seinem niedrigen Intelligenzquotienten schafft.«
»Vielleicht spielt uns Foreman nur etwas vor, damit wir ihm nicht zuviel Arbeit aufhalsen.«
»Da ist vielleicht was dran, Junge. Wir halten uns für die Klugen, dabei ist er der Clevere, und wir sind die Idioten, die für ihn die Arbeit tun. Das wird sich ändern.«
Lieutenant Holmes fuhr los. Die Cops öffneten die Sperre, und aus den Reihen der Reporter kamen ein paar abfällige bis beleidigende Rufe, die der Captain zwar hörte, aber ignorierte.
Emerson Holmes grinste. »Sie mögen dich nicht.«
»Das stört mich herzlich wenig; ich kann sie auch nicht ausstehen«, sagte Al Brewster.
Sie verließen Staten Island, fuhren über die Verrazano-Narrows Bridge, erreichten Brooklyn und rollten durch den Brooklyn Battery Tunnel unter dem East River hinüber nach Manhattan.
Nie im Leben hätten sie zwischen dem, was auf Staten Island passiert war und dem, was auf dem Broadway geschah, einen Zusammenhang vermutet.
Und doch gab es einen, wenn auch keinen direkten.
Mit Rotlicht und Sirene schaffte Emerson Holmes Platz. Sie durchrasten Manhattan und erreichten das Kinocenter, wo sie erwartet wurden, in Rekordzeit.
»Du solltest dich mal bei der Air Force bewerben«, sagte der Captain, während er ausstieg. »Bist 'n prima Tiefflieger.«
Streifenwagen standen vor dem Kino. Hier war wirklich der Teufel los. Panik, Grauen, Entsetzen… Es stand nicht nur auf dem Filmplakat. Captain Brewster und Lieutenant Holmes begegneten diesen Begriffen direkt.
In aller Augen erblickten sie Furcht und Schrecken. Ambulanzfahrzeuge standen auf dem Gehsteig.
Ein heilloses Durcheinander herrschte. Brewster krallte sich einen Cop und fragte ihn, was hier nun eigentlich wirklich los wäre.
Der Uniformierte sagte es ihm, und der Captain fragte wütend: »Spinnen hier denn alle?«
Wer von den Kinobesuchern unverletzt geblieben war, suchte das Weite. Die Verletzten wurden entweder gleich an Ort und Stelle verarztet oder ins Krankenhaus gebracht. Captain Brewster stieß auf Milt Jennings.
»Einen Wolf habt ihr hier? Einen richtigen Wolf?« fragte Al Brewster.
Jennings schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, keinen richtigen Wolf, das wäre nicht so schlimm. Es handelt sich um einen Werwolf! Um ein Monster! Ein Ungeheuer!«
Der Captain schaute Jennings an, als wäre er sicher, daß dieser übergeschnappt war. »Sagen Sie mal, wie oft haben Sie den Film ›Der Wolf‹ gesehen? Zwanzigmal? Dreißigmal? Können Sie Film und Realität nicht mehr auseinanderhalten?«
»Captain, die Bestie ist dort drinnen. Gehen Sie hinein, dann werden Sie sie sehen«, sagte Milt Jennings aufgeregt. »Denken Sie, die Leute hätten vor einem gewöhnlichen Wolf so große Angst?«
»Na schön, Mr. Jennings, dort drinnen gibt es einen Werwolf. Würden Sie mir verraten, wie er in dieses Kino kommt?«
»Er sprang von der Leinwand… Aber das Ganze war längst kein Film mehr… Das Ende des Streifens war nicht mit dem Geschehen identisch, das die Zuschauer geboten bekamen. Der Film… lebte plötzlich!«
Al Brewster wandte sich an seinen Stellvertreter. »Ich glaube, ich brauche bald ein Aspirin, Emerson.« Er sprach wieder zu Jennings: »Ist der Wolf noch im Kinosaal?«
»Ja, Captain. Er hat mehrere Menschen umgebracht.«
»Wir werden ihn erschießen«, sagte Al Brewster. »Ist das Tier allein?«
»Da war ein Mann. Er wollte während der Vorstellung zu Larry Bloom.«
»Wer ist das?«
»Unser Filmvorführer. Ich ließ den Mann hier warten. Jetzt befindet er sich im Kinosaal. Ich kann nur hoffen, daß er diesen Leichtsinn überlebt. Das… das muß ein Selbstmörder sein. Alle anderen ergriffen die Flucht. Er greift den Werwolf an.«
***
Der Gullydeckel bewegte sich mit einem knirschenden Geräusch. Zwischen zwei Mülltonnen hockte Charlie, der Penner. Die Gasse war schmal und düster. Hier kam höchstens einmal in der Woche jemand durch, und wenn das Wetter hielt, konnte Charlie hier ungestörte Nächte verbringen.
Ihn hatte das typische Pennerschicksal getroffen. Er hatte das Leben mit seinen vielen Schwierigkeiten nicht meistern können und deshalb zur Flasche gegriffen.
Zunächst hatte er gedacht, der Alkohol würde ihn stark machen und ihm helfen, die vielen Klippen, die es auf seinem Kurs gab, zu umschiffen, aber das stellte sich schon bald als Irrtum heraus.
Der Whisky schwemmte ihn auf und höhlte ihn aus. Er mußte immer mehr
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