0570 - Vampirpest
Ganzen zusammen.
Als Reva einen dumpfen Fall hörte, drehte sie sich um. Mallmann hockte im Kofferraum und schaute ihr entgegen. Holger lag auf der Seite hinter dem Fahrzeug und rührte sich nicht mehr.
Der Kommissar nickte.
»Bist du bei Kräften?« fragte Reva.
»Ja.«
»Dann fahren wir weiter.«
Er wollte aus dem Kofferraum klettern, doch Reva legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Nein, mein Freund, nicht. Du wirst dort bleiben. Ich möchte kein Risiko eingehen.«
»Wieso Risiko?«
»Ganz einfach, denk nach. Wir hatten im Schloß Besuch. Man wird wissen, mit welchem Wagen wir unterwegs sind. Wir müssen noch eine Strecke fahren. Eine Frau allein am Lenkrad fällt nicht so auf wie zwei Personen, nach denen wahrscheinlich gefahndet wird. Verstanden?«
»Natürlich.«
»Dann zieh den Kopf ein.«
Mallmann hob noch den Arm. Seine Augen glänzten, als er die Vampirin anschaute. »Es hat gutgetan«, flüsterte er. »Ich fühle mich frisch.«
»Das war auch Sinn der Sache.« Sie hämmerte den Deckel des Kofferraums zu. Das Geräusch durchdrang die Umgebung wie ein Schuß. Sekunden danach startete Reva den Mercedes.
Sie fuhr den gleichen Weg zurück, den sie gekommen war.
Vor der Hütte aber lag eine Gestalt, die wie ein Mensch aussah.
Tatsächlich aber war sie eine blutgierige Bestie, die auf ihren nächsten Einsatz wartete.
***
Es lag lange zurück, daß wir einen derart fassungslosen Menschen gesehen hatten wie Oberwachtmeister Huber. Er hatte sich in eine Ecke seines Dienstzimmers zurückgezogen und uns alles andere überlassen. Und er hatte mitbekommen, daß wir Wiesbaden mobil machten. Mehrere Telefongespräche hatte ich mit König geführt und ihn gebeten eine Fahndung in die Wege zu leiten.
»Aber Vorsicht«, hatte ich ihn gemahnt. »Wenn der Mercedes entdeckt werden sollte, sollen die Männer ihn nur stoppen.«
»Kugeln sind…«
»In diesem Falle taugen sie nichts. Sie müssen schon geweihte Geschosse haben oder Pflöcke.«
»Ja, okay. Ich lasse die Autobahnen überwachen, auch die Abfahrten. Meine Güte, das wird ein Theater.«
»Die Mühe lohnt sich, Herr König. Stellen Sie sich nur einmal vor, die Vampirpest breitete sich aus…«
»Das wäre fatal.«
»Eben.«
»Obwohl ich daran so recht nicht glauben kann. Sie hören wieder von mir, Herr Sinclair.«
Als ich auflegte, wischte Ernst Huber zum mindestens zehnten Male mit einem großen Taschentuch über sein Gesicht. Er sah käsig aus, schüttelte ständig den Kopf und wollte es einfach nicht wahrhaben. »Hier gibt es keine Vampire!« keuchte er. »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Sie werden sogar recht haben«, sagte Suko. »Jetzt gibt es auch keine mehr. Die Blutsauger sind geflohen, aber in dieser Gegend hat alles seinen Ursprung genommen.«
»Und… und weshalb?«
»Das wissen wir nicht, müssen allerdings davon ausgehen, daß die Vampire Blut brauchen. Sie verstehen?«
Er starrte uns beide an, als er nickte. »Sie… Sie meinen, daß sie es trinken?«
»Sie holen es sich von Leuten wie uns.«
»O Gott, das ist…« Er stand auf. »Ich muß anrufen, ich muß die Leute im Dorf warnen.«
»Nein!« sprach ich mit lauter Stimme dagegen. »Das werden Sie nicht tun. Wir wollen keine Panik.«
»Aber…«
»Kein Aber. Setzen Sie sich wieder!«
Er ließ sich auf den Stuhl fallen. Wir hatten uns seine Dienststelle als Zentrale ausgesucht. König wußte Bescheid, daß wir hier warteten. Wenn der Wagen gesichtet worden war, würde er unverzüglich anklingeln.
Durch den Ort war der Mercedes jedenfalls nicht gefahren. Wir hatten einige Bewohner befragt, doch niemand hatte den Wagen gesehen. Hier fiel jedes Auto auf.
Auch Huber hatte uns nicht sagen können, ob das Fahrzeug tatsächlich der Malerin gehörte. Er wußte überhaupt nichts, was diese Person anging. Er hatte auch noch nie mit ihr gesprochen.
»Frankfurt«, sagte Suko, der am Fenster stand und auf die Straße hinausblickte. »Ich rechne damit, daß sie nach Frankfurt fährt, um von dort aus wegzukommen.«
»Und wie?«
»Mit dem Flugzeug.« Suko lachte plötzlich. »Falls der Nebel überhaupt einen Start zuläßt. Wenn du aus dem Fenster schaust, wirst du sehen, daß sich die Schwaden wieder verdichten. Nicht nur wir bekommen Schwierigkeiten auch unsere Gegner.«
»Zum Glück.«
Das Telefon schlug an. Wir zuckten herum, da wir mit einer Nachricht aus Wiesbaden rechneten. Es war Hubers Frau, die sich erkundigte, wann ihr Mann Abendessen haben
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