0571 - Der Gnom mit den zwei Köpfen
Tankdeckel? Was heißt das?«
»Daß du um ein Haar Schleichwerbung für eine bekannte Mineralölfirma hättest machen können. Wo ist William?«
»Der bringt die Strahlwaffe zurück in dein Arbeitszimmer.«
Zamorra legte einen Arm um Nicoles Taille. »Fooly hat da vorhin noch eine seltsame Andeutung gemacht. Ich bin mir nicht sicher, was das bedeuten soll. Er will zwischen hier und Indien etwas gesehen haben, aber nicht auf dem normalen Weg, sondern auf seinem kurzen - was auch immer er damit meint.«
»Und was hat er gesehen?«
»Laß mich überlegen, wie er es formulierte: Ein Wesen, das in einer anderen Dimension lebt. Offensichtlich, weil es hier nicht wirklich existieren kann. Es durchdringt die Barrieren, und es sucht Opfer, die ihm helfen sollen, hier eine Existenzmöglichkeit zu finden. Als ich nachhakte, fügte er einen Spruch hinzu, wie ihn die Sibylle von Cumae oder das Orakel von Delphi kaum besser hätten bringen können: Eins ist zwei, und zwei sind eins. Das Wesen ist eine Gefahr, trotzdem braucht es Hilfe. Ach ja, und es ist nicht, was es ist, und es tut nicht, was es tut.«
»Klingt ziemlich verworren. Es ist nicht, was es ist, und es tut nicht, was es tut - einen solchen Unsinn hat Fooly sonst doch nie gebrabbelt, das ist selbst für ihn zu verrückt.«
»Und deshalb gibt es mir zu denken«, sagte Zamorra. »Ich möchte gern wissen, was er damit meint. Dieses ominöse Wesen soll sich nicht weit von hier befinden.«
»Aber es lebt in einer anderen Dimension? Habe ich das so richtig verstanden?«
Zamorra nickte.
»Dann kann es doch nicht zu einer unmittelbaren Gefahr werden. Es sei denn, es ist in der Lage, die andere Dimension zu verlassen und hierher zu kommen. Aber hat Fooly nicht auch gesagt, daß es hier nicht existieren könne?«
»Nicht wirklich existieren. Es durchdringt die Barrieren, und es sucht Opfer, die ihm helfen, etwas anderes zu werden. Also kann es zu uns hereinkommen, in unsere Welt. Schade nur, daß Fooly darüber keine näheren Angaben machen konnte.«
»Vielleicht hat er nicht genug gesehen«, überlegte Nicole.
»Dafür sind seine verworrenen Andeutungen allerdings ziemlich umfassend.«
»Umfassend verworren, ja«, erwiderte sie. »Ich denke, wir sollten diesem Dingsbums keine übertriebene Aufmerksamkeit widmen. Fooly war lange genug bei uns, um mitzubekommen, was wirklich wichtig ist und was weniger. Wenn er dir das da draußen in der Garage zwischen Tür und Angel erzählt hat, wird es weniger wichtig sein. Was ist nun mit meinem Tankverschluß?«
Zamorra verdrehte die Augen.
»Das gehört ja wohl auch zu den weniger wichtigen Dingen«, behauptete er. »Vielleicht sollten wir uns allmählich Gedanken darüber machen, wie wir in Sachen Eysenbeiß Vorgehen.«
»Dazu brauchen wir nähere Informationen. Ich hoffe, daß Shado sie mitbringt, wenn er hier eintrifft.«
Zamorra nickte.
»Wenn man vom Teufel spricht, kommt er«, sagte er.
Die Tür zu den Kellergewölben wurde von innen geöffnet.
Shado trat hervor…
***
Es war nur logisch, daß Shado aus dem Château-Keller kam.
In den Tiefen des größtenteils immer noch unerforschten Gewölbes, das vor fast tausend Jahren in den gewachsenen Fels gearbeitet worden war, wuchsen unter einer künstlichen Mini-Sonne die magischen Regenbogenblumen, die wie ein Transmitter eine Verbindung zwischen entfernten Orten schufen.
Woher diese seltsamen Pflanzen kamen und wie sie es schafften, Menschen auf Gedankenbefehl hin von einer Blumenkolonie zur anderen zu versetzen, war bisher noch nicht geklärt worden. Die Regenbogenblumen waren selbst Zamorra, dem »Meister des Übersinnlichen«, ein Rätsel…
Die Regenbogenblumen, die Shado benutzt hatte, um hierher zu gelangen, und die ihn später bei seiner Heimkehr wieder »empfangen« würden, befanden sich in Sydney, einer der größten Städte Australiens. Sie standen dort im »Hyde Park«.
Um von Australien nach Frankreich zu gelangen oder umgekehrt, war kein Flugzeug mehr nötig. Es dauerte von der einen Gruppe Regenbogenblumen zur anderen nur einen Schritt und etwas Konzentration und Vorstellungskraft.
Die meiste Zeit mußte Shado also dafür aufgewandt haben, um von seiner Hochhaus-Wohnung in den Hyde-Park und zu den Blumen zu gelangen, und dafür, um anschließend Zamorras Keller zu durchqueren, ohne sich in den labyrinthartigen Gängen zu verirren.
Schneller konnten sich allenfalls noch die Silbermond-Druiden mit ihrer Fähigkeit des zeitlosen Sprunges
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