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0573 - Der uralte Henker

0573 - Der uralte Henker

Titel: 0573 - Der uralte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als wollte er sie streicheln.
    Stille umgab mich.
    Ich befand mich nicht weit von der Autobahn entfernt und doch in einer anderen Region, denn hier gab es weit und breit kein einziges Haus, wie ich sehen konnte.
    Man wußte, daß ich kam. Ich hatte auch mit einem Empfang oder einer Begrüßung gerechnet. Seltsamerweise ließ sich niemand blicken. Allein stand ich vor dem Eingang des Klosters.
    Das war schon komisch.
    Das große Tor war verschlossen. Nebenan allerdings, an der rechten Seite, entdeckte ich eine schmale Pforte. Auf der dunklen Eisenklinke schimmerte noch Rauhreif, denn diese Stelle wurde von den Strahlen der Sonne nicht erreicht.
    Ich nahm die dunkle Brille ab und steckte sie weg. Die Pforte quietschte, als ich sie nach innen schob.
    Ein schmaler Hof trennte mich von den eigentlichen Gebäuden, zu denen Eingänge und Treppen hochführten. Eine besonders schmale fand ihr Ende vor der Tür zur Kapelle.
    Noch immer kam mir niemand entgegen. Die Fensteröffnungen, mal viereckig, mal rund, wirkten wie Augen, die mich, den Fremden, beobachteten.
    Was sollte das bedeuten?
    Längst war ich mißtrauisch geworden und rechnete mit einer Falle, die man gestellt hatte. Ich entschied mich dafür, die mittlere Treppe zu nehmen.
    Diesmal hatte ich Glück, die Tür, zu der die Treppe führte, war nicht verschlossen.
    Mit beiden Händen drückte ich das hölzerne Portal nach innen. Es schwang lautlos zurück und gab mir den Weg in eine große Halle frei, die sehr düster war und sich erst zum Hintergrund hin aufhellte, weil dort das Sonnenlicht seinen Weg durch größere Fenster fand.
    Es fiel in breiten Streifen in die Halle, in diesen Lichtspeeren schimmerten Staubpartikel.
    »Hallo…?«
    Meine Stimme zerbrach die Stille der Halle. Sie glitt an den kahlen Wänden entlang und verklang…
    Mehr geschah nicht.
    Unruhe spürte ich schon seit geraumer Zeit. Nun allerdings wurde es gefährlich. Hier stimmte einiges nicht. Da war etwas faul. Ich hatte von Pater Bernardo erwartet werden sollen, nur konnte ich ihn nirgendwo entdecken.
    Ich sah überhaupt keinen Menschen, nur ich schien mich in diesem Kloster zu befinden.
    Ich ging weiter.
    Ein großer Schrank mit zwei wuchtigen Türen erregte meine Aufmerksamkeit. Mit Neugierde hatte es nichts zu tun, als ich eine der Türhälften öffnete.
    Gläser, Becher und Geschirr wurden im Schrank aufbewahrt. Alles sehr schlicht, aber von guter handwerklicher Qualität. Zwangsläufig war mein Blick auf die Steintreppe gefallen, die sich als breites, stufenartiges Band in die Höhe schraubte. Die Steine besaßen die gleiche graue Farbe wie der Fels draußen.
    Ich ging hoch, lauschte dem Echo meiner eigenen Schritte, ohne dabei von einem anderen Geräusch gestört zu werden.
    Am Ende der Treppe erreichte ich einen langen Wandelgang. Er war zudem sehr breit, besaß auf einer Seite Fenster, durch die mein Blick in die Gebirgswelt fallen konnte.
    Ruhig stand draußen die prächtige Landschaft. Ebenso still war es auch innerhalb der Klostermauern.
    Nur ich schritt durch den Gang.
    Das erste Hindernis entdeckte ich nach wenigen Schritten. Es war ein Kreuz, das jemand von der Wand gerissen und kurzerhand zu Boden geschleudert hatte.
    Als ich es aufhob, sah ich die hellen Stellen im Holz. Kerben und Schnitte, als hätte jemand mit einer Waffe dagegen geschlagen.
    Die »Wunden« sahen noch frisch aus. Der »Besuch« schien gerade erst gegangen zu sein.
    Er hatte alles, was ihn störte, von der Wand gerissen. Nicht nur Kreuze, auch Figuren lagen wie hingeworfen im Gang.
    Ich dachte an die Zeiten der Klosterzerstörungen. So etwas Ähnliches mußte auch hier passiert sein.
    Doch meine Gedanken beschäftigten sich auch mit anderen Dingen. Es ging mir um die Mönche. Bisher hatte ich von ihnen niemand gesehen. Gewisse Spuren deuteten darauf hin, daß jemand das Kloster überfallen hatte. Was war mit den Menschen geschehen?
    Der Gedanke daran verursachte bei mir einen Schauer. Die dumpfen Gedanken vertrieb ich und ging weiter, dabei meinen eigenen Schritten lauschend.
    Der Fleck schimmerte im Licht der einfallenden Sonne. Er befand sich nicht weit von einem Fenster entfernt und bildete auf dem Boden eine dunklere Insel.
    Mit einem schon etwas mulmigen Gefühl ging ich näher, denn ich ahnte es.
    Und wurde nicht enttäuscht.
    Eine Blutlache schimmerte im Licht der Sonne!
    Ich blieb stehen, atmete tief durch und schluckte meine Überraschung herunter. Ein erstes Zeichen auf die verschwundenen Menschen,

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