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0573 - Der uralte Henker

0573 - Der uralte Henker

Titel: 0573 - Der uralte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augen und warf einen Blick zur Decke, als könnte er dort die Antwort ablesen. »Wenn wir das wüßten, wäre uns wohler.«
    »Hat er nichts gesagt?«
    »Nein, er schweigt.« Der Padre hob die Schultern. »Das heißt, er redete trotzdem, indem er sein Schwert sprechen ließ. Es war die Sprache der Gewalt und des Todes, die nach wie vor über diesen Mauern unsichtbar schwebt. Wir leben in einer ständigen Furcht. Er ist bei uns, er wartet.«
    »Auf was?«
    »Tut mir leid, John, ich weiß es nicht. Ich kenne den Grund nicht, weshalb er gerade dieses Kloster hier überfallen hat. Wir haben ihm nichts getan.«
    »Wie war das in Mailand? Father Ignatius berichtete davon.«
    Bernardo wurde noch blasser. »Das gehört ebenfalls zu den schlimmsten Sekunden meine Lebens. Ich saß mit meinem Lehrmeister, dem alten Padre Francesco auf einer Gartenbank. Wir genossen die Sonnenstrahlen, als sie plötzlich erschien.«
    »Wie?«
    »Er war einfach da. Es gab kein Hindernis für ihn. Das ist ja das Schreckliche. Wir konnten uns nicht wehren. Plötzlich tauchte die Wolke auf…«
    »Welche Wolke?«
    »Eine schwarze. Pechschwarz«, flüsterte Bernardo und bekam in Erinnerung daran eine Gänsehaut. »Einfach furchtbar, weil sie so lichtlos war. Man sagt, das Weltall sei schwarz. So kam mir auch die Wolke vor. Als wäre sie ein Teil davon.«
    Eine schwarze Wolke! Es war verrückt, das konnte eigentlich nicht sein, und ich ließ mir das Gehörte noch einmal durch den Kopf gehen. Wieso war dieser Henker einer schwarzen Wolke entstiegen, denn da gab es eigentlich nur eine Möglichkeit.
    Der Spuk!
    Der letzte der Großen Alten, ein Dämon der ersten Stunde, einer, der überlebt hatte. Herr im Reich der Schatten, die sich aus den Seelen vernichteter Dämonen zusammensetzten und eben diese lichtlosen Wolken produzierten.
    Es gab einfach keine Schwärze, die intensiver war als die des Spuks.
    »Du sagst nichts, John?«
    »Nein, ich denke nach.«
    »Habe ich dir einen Hinweis geben können?«
    »Das hast du in der Tat, Bernardo. Diese schwarze Wolke kann ein ungemein gefährlicher Dämon sein, der in seiner Welt, aber auch außerhalb sein eigenes Spiel in Gang gebracht hat. Er hat sogar einen Namen, einen, den wir ihm gegeben haben: Spuk. Er soll aus den Tiefen des Alls, von den Sternen her stammen, aber über seine genaue Herkunft weiß ich nicht Bescheid.«
    »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr«, sagte der Mönch.
    »Das kann ich mir vorstellen.« Ich lachte leise. »Auch ich blicke nicht durch.«
    »Ich habe die Wolke nur einmal gesehen. Eben in Milano. Hier ist sie nicht gewesen.«
    »Das hat nichts zu sagen. Es kann durchaus sein, daß sie sich versteckt hält. Du mußt wissen, daß der Spuk verdammt raffiniert ist. Er kennt alle Tricks, ihn kann nichts aufhalten. Er führt seine eigenen Pläne durch.«
    »Welche sind das?«
    »Er ist nicht gerade ein Freund des Teufels und der Hölle. Man kann behaupten, daß die beiden Feinde sind.«
    Bernardo wollte ein Kreuzzeichen schlagen, überlegte es sich jedoch anders. »Ich weiß, daß du durch deinen Beruf zu den außergewöhnlichen Menschen gehörst. Du sprichst den Namen des Teufels aus, als wäre er für dich etwas völlig Normales.«
    »So komisch es klingt, Bernardo, das ist auch so. Ich habe damit leben müssen, den Teufel als normal anzusehen.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Ich stelle mich diesen Dingen, ich bekämpfe sie schon seit Jahren.«
    »Doch nicht nur die Hölle?«
    »Nein, auch andere Schwarzblütler. Du kannst sie alle nehmen und durcheinanderwirbeln, sie werden immer wieder auf eine Kreisbahn zurückkehren. Unsere gesamte Existenz, auch die der Dämonen, befindet sich in einer Art Kreisbahn. So jedenfalls sehe ich es.«
    »Das ist wohl nicht mein Gebiet«, gab der Padre zu. »Nur müssen wir doch etwas tun.«
    »Das versteht sich. Ich möchte von dir wissen, wie es dir gelungen ist, ihm zu entwischen.«
    »Es ist einfach Glück. Da ich wußte, daß du kommen würdest, habe ich mich nicht bei den anderen Brüdern aufgehalten, sondern etwas entfernt von ihnen. So konnte ich dem eigentlichen Überfall entwischen und mich in dieser Truhe verstecken. Zumal ging ich davon aus, daß du diesen Weg hier nehmen würdest.«
    »Da hast du richtig geraten.« Ich kam zur Sache. »So, ich will nun wissen, wo sich die anderen aufhalten und wo ich den Henker finden kann. Ich werde ihn zum Kampf stellen, falls es nicht anders geht.« Bei diesen Worten faßte ich an meinen Hals und

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