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0578 - Die Geisel

0578 - Die Geisel

Titel: 0578 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Marion.
    »Das habe ich dir gesagt – ein Zombie!«
    »Nein, Sie können kein Zombie sein. Zombies sind anders«, erwiderte Marion mit zitternder Stimme.
    »Du denkst an die Filme?«
    »Ja.«
    »Da irrst du dich. Es gibt auch andere Zombies. Sie brauchen nicht nur als tumbe Gestalten umherzuirren. Ich kann dich bald vom Gegenteil überzeugen.«
    »Und wo bringen Sie mich hin? Auf die Straße, dann hinein nach London oder…«
    »Wo die Bullen stehen, nicht?«
    »Das bestimmt. Wir haben keine Chance.«
    »Normalerweise nicht, meine Liebe. Aber ich habe vorgesorgt, darauf kannst du dich verlassen. Ich habe alles in die Wege geleitet. Niemand wird uns finden.«
    »Aber die Straße…«
    »Vergiß sie!«
    Wieder riß er den Mercedes in eine Kurve. Das Heck schlenkerte etwas, brach aber nicht aus. Ein Schild erschien. Auf hellem Grund schimmerte ein bleicher Totenschädel. Hinter dem Schild begann das unübersichtliche Gelände.
    »Das ist doch ein Schießplatz!« rief Marion.
    »Ich weiß.«
    »Man darf ihn nicht betreten.«
    »Ich schon. Oder wir.«
    »Nein, sie werden uns…«
    »Sie werden gar nichts.« Wieder riß der Maskierte das Lenkrad hart herum. Der Mercedes schwang in eine Rechtskurve hinein. Die Reifen wühlten sich durch die weiche Masse eines von zahlreichen Spuren gezeichneten Wegs, der in das militärische Gelände führte und vor einem hohen Maschendrahtzaun endete.
    Ein breites Tor stand offen. Dafür mußte der Unbekannte schon vorher gesorgt haben.
    Sie rasten über die Schwelle.
    Künstliche Hügel, als Deckungen vorgesehen, erschienen wie Buckel im Licht der Scheinwerfer. Durch dieses Wechselspiel schienen sie selbst zu leben.
    Auf einer Asphaltstraße bremste der Maskierte ab und fuhr nach rechts, wo es zu den langen Schießbahnen ging. Sie lagen rechts der Fahrbahn, abgetrennt durch eine hohe Mauer aus Beton.
    Im Hintergrund zeichneten sich die Umrisse einiger Gebäude ab.
    Kasernenhafte Baracken, in denen sich niemand aufhielt. Überhaupt befand sich keine Wache auf dem Gelände.
    Darauf sprach Marion ihren Entführer an. »Man wird uns entdecken«, flüsterte sie. »Hier sind bestimmt Wachen aufgestellt worden.«
    »Ach ja?«
    »Das glaube ich.«
    »Ich aber nicht. Keine Sorge, ich habe mich zuvor genau erkundigt. Wir sind unter uns.«
    Auch weiterhin fuhren sie auf die flachen Baracken zu. Das Scheinwerferlicht erreichte die Bauten zuerst. Es malte blasse Kreise gegen die hellen Wände. Als sie näher heranführen und sich die Kreise verkleinerten, stoppte der Maskierte.
    »Und hier sollen wir bleiben?« fragte Marion.
    »Nicht ganz. Steig aus!«
    Wieder überkam Marion das Zittern, als sie den Wagen verließ. Sie spürte die Schwäche in den Knien und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Vor ihren Augen drehte sich alles. Auch die Kronen der Bäume, die hinter den Baracken aufragten.
    Der Maskierte war um den Wagen herumgegangen. Roh packte er das Mädchen an der rechten Schulter und schob es vor. »Geh schon!« keuchte er. »Geh schon schneller.«
    »Wohin?«
    Sie bekam keine Antwort, nur einen noch härteren Stoß in den Rücken, der sie taumeln ließ. An den dunklen Baracken gingen sie entlang bis zu einem Platz, wo ein Wagen stand. Es war ein kleines, dunkles Fahrzeug, das Fabrikat konnte sie nicht erkennen. Marion mußte einsteigen, der Maskierte schloß die Türen und öffnete die hintere Haube. Es war mehr eine Klappe. Unter einer Decke holte er Handschellen hervor, die untereinander mit einer ziemlich langen Kette verbunden waren.
    Als Marion das sah, öffnete sie die Tür. Die Kette, die zudem leise klirrte, bereitete ihr eine fürchterliche Angst. Sie handelte nicht nach logischen Gesichtspunkten, sondern aus einem Reflex hervor. So schnell es ihre Kräfte erlaubten, floh sie aus dem rollenden Gefängnis.
    Hinter ihr fluchte der Maskierte. Sie wußte, daß sie schnell sein mußte, um dem Kerl zu entkommen. Als Ort hatte sie sich die Dunkelheit unter den Bäumen ausgesucht. Dort wollte sie sich verstecken oder einfach weiter hinein in einen Wald laufen.
    An der letzten Baracke huschte sie vorbei. Ihre nur mit dünnen Schuhen bedeckten Füße wirbelten feuchtes Laub auf. Sie sah die tiefen Zweige der Bäume und hörte hinter sich das dumpfe Stampfen der Verfolgerschuhe auf dem weichen Boden.
    Marion duckte sich unter den Zweigen hinweg. Sehr oft wurde sie gestreift. Sie hatte das Gefühl, von Peitschenschlägen erwischt zu werden, riß sich irgendwo einen Fetzen Stoff ab und hetzte

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