0579 - Das magische Mobile
hinterlassen. Dieser komische Segelflieger war in seine Fänge geraten. Und gerade von diesen Fängen wußte Kate Jackson nichts.
Vieles hatte er ihr aus seinem Leben erzählt, nur dieses eine nicht.
Das sollte zunächst sein Geheimnis bleiben.
Er warf einen letzten Blick auf den Telefonapparat. Am liebsten hätte er ihn zertrümmert. Er hatte geahnt, daß ihn die Geschwister bei dem Geld übers Ohr hauen wollten. Nach diesem Gespräch wußte er es. Kate hatte zwar nichts bestätigt, aber auch keinen Kommentar geben können.
Ruhe, sagte er sich. Du mußt dich zur Ruhe zwingen, sonst hat alles keinen Sinn. Überlege dir, wie es weitergeht. Nur keine Panik, nur nicht die Nerven verlieren. Eiskalt bis ins Mark bleiben und dann erst zuschlagen. Er nickte. Ja, das war gut. Die erste Warnung hatte nicht gefruchtet, weitere würden nicht mehr stattfinden. Er wollte Nägel mit Köpfen machen.
In seinem Fall hieß das Mord!
Der Mann ging zu einem schmalen Schrank und holte eine Ginflasche hervor. Es war verrückt, aber hin und wieder brauchte er einen Schluck von diesem wirklich billigen Fusel.
Das Zeug brannte fast wie Säure. Er schüttelte sich, hätte es am liebsten ausgespien und danach die Flasche zertrümmert. Auf beides verzichtete er.
Statt dessen öffnete er eine schmale Tür, die ihn in einen zweiten Raum führte. Gedacht war dieser wohl als Schlafzimmer. Von der Größe her unterschied er sich von dem Wohnraum. Er war viel schmaler.
Die Tür befand sich dem großen Altbaufenster gegenüber.
Zwischen beiden hing an der Decke das, woran das Herz des Mannes hing.
Es war ein kleines makabres Kunstwerk. Ein Mobile!
Ein Gebilde aus dünnen Fäden, die durch Totenköpfe den entsprechenden Halt fanden und auch durch sie miteinander in Verbindung standen. Totenköpfe, wie sie schauriger nicht sein konnten. Sie schimmerten in einer gelbbraunen Farbe. Ihre Augenhöhlen waren leer, und trotzdem sahen sie aus, als würden sie den Betrachter, der von der Zimmertür aus das Mobile ansah, nur anstarren.
Furchtbar…
Jedem Betrachter dieses makabren Mobils mußte ein Schauer über den Rücken laufen.
Nicht so dessen Besitzer. Er war stolz auf sein kleines Kunstwerk, denn es garantierte ihm die Macht. Jahrelang hatte er nach den einzelnen Teilen des Mobiles gesucht, die Stücke endlich gefunden und konnte nun aufatmen.
Er blieb so dicht davor stehen, daß einer der Schädel beinahe über sein Gesicht streichelte. Der Mann hob die Hand und berührte den Totenkopf. Mit den Fingerspitzen liebkoste er ihn. Dabei verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln, und ein bestimmter Glanz trat in seine Augen. Er fand es einfach herrlich, sich damit beschäftigen zu können.
Dieses Mobile gehörte ihm allein. Er war sein Herr, er verstand die Magie.
Der Mann hob einen Arm und faßte mit zwei Fingern nach einem der dünnen Fäden.
Dann zog er daran.
Auf einmal bewegten sich mehrere Schädel. Zwei von ihnen veränderten sich in der Höhe. Sie sanken dem Fußboden entgegen, während drei andere Totenköpfe eine waagerechte Richtung einschlugen und ein letzter in die Höhe stieg.
Auch die Fäden bewegten sich und bildeten ein Netz, das dem einer großen Spinne ähnlich war. Der Mann lächelte. Seine Augen glänzten, als er sich weiter mit seinem Spielzeug beschäftigte und das Mobile durch Ziehen und Schieben immer wieder veränderte und es schließlich in einer gewissen Grundform beließ.
Das Netz war entstanden!
Totenschädel hielten es, die leeren Augenhöhlen zeigten plötzlich ein rötliches Glosen, das tief in den Schächten der Pupillen seinen Ursprung besessen hatte.
Sofort nahm auch der Blick des Mannes einen anderen Ausdruck an. Er wurde lauernd, denn nun waren die Schädel und auch die schmalen Fäden magisch gefüllt.
Der Mann nickte seinem makabren Spielzeug zu. »Ja«, flüsterte er, »du läßt mich nicht im Stich. Ich werde dich mit keinem und mit keiner teilen, das verspreche ich dir. Sie sind es alle nicht wert, deine Kraft und Magie zu begreifen. Ich hatte erst gedacht, dich Kate vorzustellen, aber auch sie ist nicht besser als die anderen. Ich habe beschlossen, sie mir bis zum Schluß aufzubewahren. Du wirst sehen, mein Freund, daß alles so läuft, wie wir es uns vorgenommen haben. Ich freue mich schon darauf. Ich bin verrückt danach, dir die Opfer bringen zu können. Sie haben mich beleidigt und dich gleich mit. Sie wollen uns betrügen, verstehst du?« Er nickte den kleinen Totenschädeln zu.
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