0579 - Das magische Mobile
erledigt.
Er schloß die Tür hinter sich und blieb etwas nachdenklich im schmalen Flur stehen. Die aus dem Zimmer dringenden Schreie und keuchenden Laute störten ihn nicht.
Zudem wurden sie schon bald leiser und leiser…
***
Das also war Clacton-on-Sea!
Ich kannte den Ort. Er gehörte nicht zu den mondänen Küstenstädten. Hier war noch alles überschau- und auch bezahlbar. Sir James hatte keine Einwände gehabt. Kollegenhilfe gehörte auch zu unserem Job. Außerdem machten auch wir nicht alles allein und griffen sehr gern auf die Unterstützung der Kollegen zurück.
Wahrscheinlich berührte der Fall unsere Interessen ebenfalls, sollten sich Stanhopes letzte Worte tatsächlich als eine Tatsache herausstellen.
Von Latimer wußten wir, wo Stanhope gewohnt hatte. In diese Pension quartierten auch wir uns ein. Die Wirtin, eine Witwe, wurden von zwei jungen Leuten aus dem Dorf unterstützt. Beide bedienten die Gäste und kümmerten sich auch um die kleinen Zimmer.
Der weiße Zaun vor Haus und Vorgarten war frisch gestrichen worden. Frühlingsfrisch, wie man uns versichert hatte. Die beiden Koffer standen in den Zimmern. Der Mittag war schon vorbei, den Nachmittag wollten wir für einen kleinen Spaziergang durch den Ort nutzen und uns auch die Hell Drivers anschauen.
An der Tür fing uns die Wirtin ab. Sie war eine propere Person mit rötlichblonden Haaren, trug ein dunkles Kleid und darüber eine helle Schürze mit Blumenmuster. Das Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten gebunden.
»Kommen Sie heute abend noch einmal zurück?« erkundigte sie sich.
Ich hob die Schultern. »Das wissen wir nicht genau. Aber weshalb fragen Sie?«
»Ich wollte mich mit dem Essen danach richten. Wir haben heute frische Schollen bekommen…«
»Die sind zwar sehr lecker, und mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, aber versprechen können wir nichts.«
»Wollen Sie auch fliegen, wie Mr. Stanhope?«
Wir hatten ihr erzählt, daß wir ihn kannten, unsere Berufe allerdings nicht preisgegeben. Auch von Stanhope wußte die Frau nicht, was er getan hatte.
»Nein«, sagte Suko, »darauf verzichten wir.«
»Ist auch besser so.« Sie schüttelte den Kopf. »Der arme Mr. Stanhope. Er war ein so netter und ruhiger Gast. Ich habe ihn gern hier wohnen gehabt.«
Ich wechselte das Thema. »Der Jahrmarkt ist wieder eröffnet, nicht wahr?«
»Ja, er läuft jetzt durch bis in den Herbst hinein.«
»Den kenne ich.«
Sie hob die Schultern. »Wir haben uns daran gewöhnt. Er ist mehr etwas für die Touristen. Momentan können wir noch mit einer zweiten Attraktion aufwarten.«
»Meinen Sie die Hell Drivers?«
»Klar.«
»Zugeschaut haben Sie noch nicht – oder?«
Die Wirtin schaute Suko an, als hätte er ihr einen schmutzigen Witz erzählt. »Was denken Sie von mir? Nein, das ist mir viel zu gefährlich und nervenaufreibend. Ich kann nicht sehen, wie junge Menschen den Tod herausfordern.«
»Ist denn schon etwas passiert?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Hier jedenfalls nicht. Der Absturz hat auch gereicht.«
»Da haben Sie recht.« Suko nickte. »Und es hat niemand eine Erklärung dafür gefunden?«
»Nein, nein!« Ihre Stimme klang schon fast ärgerlich. »Keiner hat es gewagt.«
»Das ist nicht gut.«
»Da sagen Sie etwas, Mr. Suko. Wir alle hier waren wie gelähmt. Gut, wir haben uns an den Flughafen gewöhnt. Er bringt auch mir einen kleinen Verdienst, wenn zweimal im Jahr Meisterschaften ausgetragen werden. Zu einem Unglück aber ist es noch nicht gekommen.« Sie hob die Schultern und bekam eine Gänsehaut. »Schlimm ist das.«
Da gaben wir ihr recht.
»Na, dann werden wir uns einmal umschauen. Vielen Dank noch für Ihre Auskünfte.«
»Oh, gern geschehen.«
Wir waren mit dem Rover gefahren und hatten den Wagen neben dem Haus auf einem kleinen, dazugehörigen Parkplatz abgestellt. In Clacton-on-Sea waren wir nicht unbedingt auf das Fahrzeug angewiesen. Die Wege konnten von uns auch zu Fuß zurückgelegt werden.
Suko schlenderte neben mir her und blieb vor einem Plakat stehen.
Auf gelbem Untergrund war ein durch die Luft fliegender Motorradfahrer gedruckt worden.
»Hölle, Tod und Teufel«, las Suko den Text vom Plakat ab. »Wir fürchten nichts. Kommen, sehen, staunen Sie, was die Hell Drivers Ihnen alles vorführen.«
»Schöne Werbung«, sagte ich. »Staunen werden wir wahrscheinlich.«
Suko hatte auch die Uhrzeiten der Vorstellungen abgelesen. »Wir kommen zu spät«, sagte er. »Der Nachmittag ist für
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