0582 - Das Monstrum
älter, nuckelte an seiner Zigarre. Er hatte schon vieles gehört, das aber zum erstenmal.
Aus grauen, übernächtigt wirkenden Augen schaute er Campbell ins Gesicht. »Ich frage mich«, sagte er, die Zigarre aus dem Mund nehmend und auf Dick zielend, »ob ich blöd bin oder Sie.«
»Wahrscheinlich Sie, mit Verlaub.«
»He, was…?«
»Moment, lassen Sie mich ausreden, bevor Sie platzen. Der Grabstein hat mich verfolgt, der schwebte in Kopfhöhe durch die Luft. Wäre ich nicht in ein Gebüsch gehechtet, hätten mich morgen früh Besucher mit eingeschlagenem Schädel gefunden und mich gleich in das nächste offene Grab legen können.«
Der Sergeant qualmte drei Wolken, die entsetzlich stanken. »Und Zeugen haben Sie nicht?«
»Die beiden Typen, aber die haben ihn nicht fliegen sehen.«
Der Mann nickte. »Sind Sie einverstanden, wenn wir einen Alkoholtest mit Ihnen machen?«
»Selbstverständlich.« Dick ging davon aus, daß der Schreck den Alkohol aus seinem Blut vertrieben hatte.
»Und es war der Grabstein von diesem Kino-Killer Dale Warren?«
»Genau, Sir.«
»Na ja, wir werden sehen.« Er telefonierte einen Kollegen herbei, der den Test durchführte. Die Sache war schnell erledigt und ging für Dick gut aus.
»Ich bin also nüchtern, Sergeant, und gehöre auch nicht irgendwelchen Gruppen von Spinnern an, die des Nachts den Himmel nach Ufos absuchen und darauf warten, daß aus der achtzehnten Galaxis jemand zu uns kommt. Ich habe nur den fliegenden Grabstein gesehen, das ist alles, Sir. Mehr nicht.«
»Was soll ich jetzt machen?«
»Ich möchte alles zu Protokoll geben. Sie können ja auch die Stelle am Friedhof besuchen…«
»Ja, ist schon gut. Das mache ich auch, wenn nichts Wichtiges vorliegt.« Der Polizist griff nach einem Bogen mit doppeltem Durchschlag und spannte ihn in die Maschine. »Und jetzt noch einmal von vorn. Name, Anschrift, Alter und so weiter…«
Es dauerte rund zwanzig Minuten, bis das Protokoll geschrieben war.
»Unterschreiben!« sagte der Sergeant.
»Gern.« Dick setzte Vor- und Zunamen unter den Text. »Und was wollen Sie jetzt unternehmen, Sergeant?«
Der riß erst einmal die beiden Durchschläge ab und zündete seine Zigarre wieder an. »Wir fahren zum Friedhof.«
»Wunderbar.«
»Sagen Sie das nicht.« Der Beamte drohte mit dem Zeigefinger.
»Wenn Sie uns nämlich geleimt haben, kann Sie das teuer zu stehen kommen, mein Junge.«
»Das weiß ich auch.«
In einem Streifenwagen hatten sie den Weg zum Friedhof schnell hinter sich gebracht. Der Wagen rollte durch das große Tor und dann auf den Weg, der auch am Grab des Kino-Killers vorbeiführte.
Dick Campbell spürte einen pelzigen Geschmack im Mund. Er rechnete fest damit, daß die beiden Polizisten, die ihn begleiteten, große Augen machen würden.
Das machten sie auch, als das Fernlicht über den Wegrand und Grabsteine hinwegstrich, um genau den zu erreichen, auf dem Dale Warrens Name stand.
Er war wieder da!
»Und nun, Mr. Campbell?« flüsterte der Sergeant gefährlich leise.
»Was sagen Sie denn dazu?«
Dick schüttelte den Kopf. Er fühlte sich plötzlich wie in der Sauna des Clubs.
»Nichts?«
»Das… das ist unmöglich.«
»Klar ist das unmöglich, daß so ein verdammter Grabstein sich aus dem Boden loslöst und fliegt.«
»So habe ich das nicht gemeint.«
»Sie bleiben also bei Ihrer Behauptung?« erkundigte sich der Sergeant lauernd.
»Ja, Sir.«
»Dann wäre ich dafür, daß wir Sie noch in dieser Stunde in eine Klapsmühle einweisen lassen.«
Dick lachte. »So hätte ich an Ihrer Stelle auch reagiert, Sergeant. Nur habe ich den Grabstein fliegen sehen. Tun Sie mir noch einen Gefallen, Sir?«
»Nein!«
»Es ist kein Akt.« Dick deutete in die Wolken hinein, die durch die Fernlichtbahnen trieben. »Steigen Sie bitte aus, damit wir gemeinsam zum Stein hingehen und uns dessen Umgebung anschauen können. Wenn so ein Stein aus dem Boden steigt, dann muß er Spuren hinterlassen. Ebenso wie beim Wiedereintauchen. Bitte.«
Der Sergeant war zwar äußerlich ein Brummkopf, doch irgendwie gefiel ihm dieser junge Muskelmann. Ausgerechnet bei ihm konnte er sich nicht vorstellen, daß er ihm einen Bären aufbinden wollte.
Dazu machte er einfach einen zu normalen Eindruck.
»Weiß der Teufel, wer mich geritten hat, Ihnen auch noch den einen Wunsch zu erfüllen, Campbell. Vielleicht habe ich auch heute eine besonders gute Nacht.« Er öffnete die Tür. »Kommen Sie.«
Nebeneinander beschritten die
Weitere Kostenlose Bücher