0582 - Das Monstrum
flachen Hand auf einen grünen Schnellhefter, den er aus seinem Büro mitgebracht hat. »Das ist ebenfalls ein Grund, weshalb ich zu Ihnen gekommen bin, John.«
»Ein neuer Fall?«
Er wiegte den Kopf. »Ja und nein. Eigentlich eine etwas lächerliche Sache mit einem ernsten Hintergrund, der Suko mehr angeht als Sie. Als es damals passierte, waren Sie nicht da.«
»Worum geht und ging es?«
»Sagt Ihnen der Name Dale Warren etwas?«
Ich trank einen Schluck Kaffee und überlegte. »Schwer zu sagen, Sir. So völlig unbekannt klingt er mir nicht, aber ich weiß nicht, wo ich ihn hinstecken soll.«
»Dale Warren war der Kino-Mörder!«
»Klar, das Monstrum.«
»Genau. Und Suko hat es damals gestellt. Zusammen mit einer Kollegin namens Melody Ingram, die so etwas wie einen Lockvogel spielte. Wie gesagt, ich wollte mit Suko darüber sprechen, aber er ist nicht da. Wissen Sie, wo er steckt?«
»Er wollte seinen Wagen wegbringen. Es muß ein Ölwechsel gemacht werden. Das kann nicht lange dauern.«
»Gut.«
»Wollen Sie mir nicht sagen, um was es sich handelt. Soviel ich weiß, ist Warren tot.«
»Ja und begraben.«
»Wo liegt das Problem? Ist er zurückgekehrt?«
»Nein, John, er nicht, vielleicht sein Grabstein.«
»Hä?« Ich hätte mich fast verschluckt, weil ich bei Sir James’ Antwort noch getrunken hatte.
Mein Chef bewegte beruhigend die Hände. »Reißen Sie sich zusammen, John. Es war kein Witz.«
»Was dann?«
Er schlug die Mappe auf. »Ich habe hier den Durchschlag eines Protokolls bekommen, das ein gewisser Dick Campbell in der vergangenen Nacht verlangt hat aufzunehmen. Es ist eine unglaubliche Geschichte. Vielleicht hätte ich sie auch mit einem Achselzucken abgetan, wenn nicht gerade der Name Dale Warren aufgetaucht wäre. Und an ihn kann ich mich leider noch gut und auch negativ erinnern.«
»Darf ich es lesen, Sir?«
»Sicher. Deshalb habe ich es mitgebracht.« Er reichte mir den grünen Schnellhefter über den Schreibtisch hinweg.
Der Text, der dort mit der Maschine niedergeschrieben stand, war an sich lächerlich. Da war ein fünfundzwanzigjähriger Mann von einem Grabstein verfolgt worden, als er über einen Friedhof ging, um sich seinen Heimweg abzukürzen. Er war auch am Grab des Kino-Killers Dale Warren vorbeigekommen und hatte sich darüber gewundert, daß der Stein schief stand. Den Rest las ich genauer und klappte die Akte wieder zu, wobei ich Sir James stirnrunzelnd anschaute.
»Haben Sie was, John?«
»Nicht direkt. Ich wundere mich nur darüber, daß der Stein plötzlich wieder an seinem alten Platz stand.«
»Richtig, das will mir auch nicht aus dem Kopf.« Er hob die Schultern. »Entweder will uns da jemand einen Bären aufbinden, oder es steckt etwas anderes dahinter.«
»Und was?«
»Dale Warren, John.«
»Der Tote?«
»Das ist die Frage. Wir sollten uns die Sache einmal ansehen. Eventuell müßten wir das Grab öffnen lassen.«
Ich runzelte die Stirn. »Da haben Sie schon weit vorgedacht, Sir. Alle Achtung.«
Mein Chef nickte und rückte die Brille mit den dicken Gläsern zurecht. »Wie gesagt, John, Sie waren damals nicht da, als Suko den Kino-Killer fing. Diesem Mann hat man nicht grundlos den Namen Monstrum gegeben. Der kannte keine Gnade, kein Pardon, der hat brutal gemordet. Wir sind eigentlich nie ganz schlau darüber geworden, was er mit seinen Taten bezweckt hat. Ein Motiv haben wir nicht herausfinden können, allerdings lief damals der Film ›Blutige Zeiten‹, der furchtbar gewesen sein muß. Noch etwas kann man als frappierend oder unerklärlich ansehen. Der Hauptdarsteller des Streifens, der Killer, glich dem Kino-Mörder aufs Haar. Die beiden hätten Zwillinge sein können.«
»Waren Sie das?«
»Wir haben mit dem Hauptdarsteller Larry Lane nicht mehr gesprochen. Er befand sich nicht in London, sondern tief in den Staaten, wo er angeblich gedreht hat. Leider blieb er für uns unauffindbar, so daß wir den Fall zu den Akten gelegt haben. Suko hatte den Killer ja gestellt. Dale Warren wurde letztendlich von einem Lastwagen überfahren. Ich habe vorhin noch einmal in den Unterlagen nachgelesen.«
»Nur schwebt jetzt sein Grabstein«, murmelte ich und grinste dabei, doch Sir James blieb ernst.
»Wissen Sie, John, da Suko noch nicht hier ist, möchte ich Sie bitten, zum Friedhof zu fahren. Ich habe Ihnen auch die Anschrift des Zeugen aufgeschrieben. Wenn sie ihn sprechen wollen, finden Sie ihn auf einer der großen Baustellen im Eastend. Zwischen
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