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0582 - Das Monstrum

0582 - Das Monstrum

Titel: 0582 - Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dazugehörte und nun teilweise abgerissen und renoviert wurde, was natürlich der Spekulation Tür und Tor öffnete und mir als Londoner nicht paßte.
    Da verdrängte man das normale Leben und brachte künstliches her. Wer die neuen Wohnungen bezahlen konnte, der gehörte zu den Wohlhabenden, den Yuppies und wie sich die Typen bezeichneten.
    Es gab bereits große Areale, die abgerissen worden waren. Neue Häuser schossen hoch mit gläsernen Spiegelfassaden. Darin hatten weltweit operierende Firmen ihre Filialen eingerichtet, lebten Ärzte und Anwälte, lauerten Börsenbroker auf Chancen, an das große Geld zu kommen. Dort war aber auch die Menschlichkeit passe.
    Ein trübes Bild, auch wenn die renovierten Flecken noch so toll aussahen.
    Damit hatte der alte Friedhof glücklicherweise nichts am Hut.
    Über mein Autotelefon hatte ich mit dem zuständigen Revier gesprochen, auf dem sich Dick Campbell gemeldet hatte und mir den genauen Standort des Grabsteins erklären lassen.
    Dale Warren, so hatte der Kino-Mörder geheißen, der von Suko gestellt worden war.
    Ich war damals nicht anwesend gewesen, hatte aber genug von ihm erfahren.
    Warren mußte ein menschlicher Teufel gewesen sein. Einer, dessen Anblick bereits Angst und Schrecken erzeugte. Seine Leiche lag auf dem kleinen Friedhof verscharrt, vor dessen Eingang ich einen Parkplatz gefunden hatte.
    Um die Trauergäste, die sich zu einer Beerdigung eingefunden hatten, kümmerte ich mich nicht. Mein Weg führte mich direkt auf den Friedhof, wo ich einen Angestellten ansprach, der die Kapuze seiner Parkajacke über den Kopf gestülpt hatte, sich auf den Griff eines Spaten stützte und Arbeiterdenkmal spielte.
    »Zu Dale Warrens Grab?« erkundigte ich mich und hob den Schirm höher, damit er mich anschauen konnte.
    »Weiter durch.«
    »Steht der Stein noch?«
    »Hä?«
    Ich winkte ab. »Schon gut. Ich muß auf dem Hauptweg bleiben, nicht wahr?«
    »Sie hätten am besten den hinteren Eingang genommen. Aber wundern Sie sich nicht, Mister?«
    »Worüber?«
    Der Arbeiter hob die Schultern. »Heute morgen noch stand der verdammte Stein schief.«
    »Haben Sie ihn verrückt?«
    Er lachte glucksend. »Sehe ich so aus, Mann? Nein, das geschah wie von selbst.«
    »Dann ist es ja gut.«
    Der Mann schaute mir kopfschüttelnd nach. Es regnete kaum noch, so daß ich den Schirm zusammenklappte. Ich war einfach kein Schirmtyp.
    Warren lag im neuen Teil des Friedhofs begraben. Der Grabstein sollte sehr groß sein und auch schief stehen, also konnte er nicht zu übersehen sein.
    Ich suchte ihn auf der linken Seite, konnte ihn aber nicht finden.
    Zu Hilfe holte ich mir einen jungen Mann, der dabei war, die feuchte Erde aufzuhacken.
    »Zu Warrens Grab?« fragte ich ihn. »Wo geht es da hin, Mister?«
    Der Mahn richtete sich auf. Sein Oberlippenbart hing wie das nasse Fell einer Katze nach unten. »Da brauchen Sie nur in die Kurve hineinzugehen, dann sind Sie da.« Er schaute mich mißtrauisch an.
    »Was wollen Sie denn von diesem Killer? Etwa Blumen auf sein Grab stellen?«
    »Das nicht gerade. Sagen Sie, haben Sie den Stein heute morgen schon gesehen?«
    »Nein, so weit bin ich nicht gekommen.«
    »Gut…«
    »Warten Sie, ich gehe mit.«
    Er hielt sich an meiner Seite. Durch Schütteln wirbelte er Wassertropfen von seiner ärmellosen Weste, die er über den dicken Pullover gestreift hatte. Seine Stiefel klebten vor Dreck, und wenig später klebte auch eine selbstgedrehte Zigarette an seiner Unterlippe.
    »Nur daß kein Mißtrauen aufkeimt«, sagte ich. »Sie haben es mit einem Yard-Mann zu tun.«
    Er nickte stereotyp. »Daß Sie ein Bulle sind, habe ich Ihnen angesehen. Unsereins hat dafür einen Blick.«
    »Aha.«
    Schweigend stiefelten wir weiter, waren auch in die Kurve gegangen und fast schon wieder heraus, als mein Begleiter so heftig stehenblieb, als hätte ihn eine Hand gestoppt. »Das ist doch nicht möglich«, sagte er. Die Stimme begann zu zittern. Langsam hob er den Arm und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger nach links, über den Rand des Wegs hinweg. »Da… da hat er gestanden. Verdammt, da muß er einfach gestanden haben. Und jetzt ist er weg!«
    Ich sagte nichts. Klar, ich sah eine leere Fläche zwischen den anderen Steinen und Gräbern, nur einem Kenner wäre sie aufgefallen, doch ich dachte an die Aussagen des Zeugen. Der Mann hatte sich nicht geirrt.
    Den Arbeiter ließ ich stehen, weil ich mir das Grab genau anschauen wollte.
    Der Regen hatte die Erde

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