0583 - Der Ara und die Verzweifelten
überlegte er laut. „Vielleicht können wir sie dazu bringen, daß sie sich in den Hyperraum zurückziehen."
„Ich bezweifle, daß Ihnen das gelingen wird."
Das Sprechgerät auf dem Tisch summte. Ich schaltete auf Empfang. Auf dem Bildschirmteil wurde ein mir unbekannter Mann sichtbar.
„Die UMORA THALO hat sich wieder gemeldet. Sie wird in zwei Stunden landen. Rhodan übermittelt Ihnen diese Nachricht."
Ich bedankte mich und wandte mich wieder an den Arkoniden.
„Ich wünsche mir unbewußt, wir könnten den Versuch mit dem Plasma hinauszögern. Solange er nicht stattgefunden hat, können wir noch hoffen."
Er lächelte verständnisvoll.
„Bereiten Sie alles vor", sagte er. „Und sagen Sie den Kranken, was wir vorhaben. Es wird ihre Lebensgeister wecken."
Atlan verließ die Klinik, um Rhodan und Waringer abzuholen.
Ich begab mich ins Krankenzimmer, wo Alkin inzwischen die Synthos behandelt hatte. Viel konnten wir nicht mehr für sie tun.
Ich ging zu Kitai Ishibashi, dessen Zustand sich in den letzten zwölf Stunden besonders verschlechtert hatte. Zu meiner Überraschung saß er im Bett und blätterte in einem Buch. Seine deformierten Hände konnten die Seiten kaum umschlagen.
Ich sah, daß er ein philosophisches Werk las. Alkin kam heran und entfernte mit einer sterilisierten Pinzette einen abgestorbenen Hautlappen, der über Ishibashis rechtem Auge hing und ihm beim Lesen störte.
„Früher", sagte der Syntho mit dumpfer Stimme, „galt ich als ausgesprochener Realist. Jetzt habe ich plötzlich das Bedürfnis, dieses Zeug zu lesen." Er hob das Buch. „Es geht mir verdammt schlecht, Doc. Eigentlich wollte ich in einem anderen Körper sterben."
„Es ist nur der Körper, dem es schlecht geht, Kitai", erwiderte ich. „Ihr Bewußtseinsinhalt ist davon nicht betroffen. Sie brauchen ihn nur aus dem Körper zu lösen."
„Und mich in den Hyperraum zurückziehen? Da können..." Ein Hustenanfall unterbrach ihn. Sein monströser Körper wurde durchgeschüttelt. Wie er da im Bett hockte, erinnerte mich Ishibashi an einen überdimensionalen braunen Schwamm, an dem Algen klebten.
Als er wieder Luft bekam, sagte Ishibashi: „Nur ein Mensch, der nicht fünfhundert Jahre wie wir im Überraum zugebracht hat, kann vorschlagen, daß wir uns dorthin zurückziehen sollen."
Ich hob meine Stimme, damit alle Synthos mich hören konnten.
„Die UMORA THALO ist gelandet. Bald wird Waringer mit Zellplasma von der Hundertsonnenwelt hier in der Klinik eintreffen."
Ishibashi klappte das Buch so heftig zu, daß es einen Knall gab.
„Warum läßt man uns nicht endlich in Ruhe?"
„Ja!" rief Betty Toufry erregt. „Diese ganzen Versuche sind doch sinnlos."
„Das stimmt nicht!" protestierte ich. „Das Zellplasma bedeutet eine echte Chance. Wir können damit zwei Versuche machen.
Zunächst einmal können Sie versuchen, Ihre Bewußtseinsinhalte in das Plasma zu versetzen. Wenn das mißlingt, wird das Plasma versuchen, Ihre Körper zu stabilisieren."
„Der Chef hat recht", bestätigte Alkin. „Sie dürfen jetzt noch nicht aufgeben."
„Wie können wir hoffen, wenn uns unser Arzt schon aufgegeben hat?" fragte Andre Noir traurig.
Das traf mich hart.
Hatte Noir etwa recht?
Ich ging zu Betty Toufry.
„Betty, ich verlange, daß Sie mein Gehirn telepathisch untersuchen. Stellen Sie fest, was ich wirklich von der Plasmasache halte."
Ich entspannte mich. Alkin trat neben mich und packte mich am Arm.
„Tun Sie das nicht, Doc!"
Doch ich wollte es tun, weil ich mir über meine eigene Haltung nicht im klaren war. Ich bildete mir ein, daß das Zellplasma eine Hoffnung war. Aber vielleicht war das nicht meine Überzeugung.
Es war möglich, daß ich mir etwas vormachte.
„Fangen Sie an, Betty!" rief ich dem Toufry-Syntho zu.
Nach einer Weile hob Betty den Kopf. Die anderen sahen sie erwartungsvoll an. Sie zögerte, ich sah es deutlich, daß sich ihre aufgequollenen Lippen bewegten.
Gespannt beobachtete ich sie.
Schließlich sagte sie: „Er sagt die Wahrheit! Er hat Hoffnung!"
Beschämt senkte ich den Kopf und wandte mich von den Betten ab. In dem Augenblick, da sie zu sprechen begonnen hatte, wußte ich, daß sie log.
Und die anderen Kranken wußten es auch. Sie nahmen die Lüge hin, um ihrem Arzt eine Illusion zu lassen.
Ich zog Alkin mit ins Labor.
„Gewonnen!" stieß er erleichtert hervor. „Sie haben sie noch einmal überzeugen können."
„Alkin!" sagte ich. „Sie hat gelogen!"
„Was?"
„Ich habe
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