0587 - Gladiatoren der Hölle
dann fort: »Aber wieso bist du dann hier?«
»Bitte?«
»Das hier ist keine Welt für deinesgleichen. Du solltest nicht hier sein… Druidin. Entschuldige die Anrede, aber du hast mir immer noch nicht deinen Namen genannt. Fürchtest du, daß ich Kontrolle über dich gewinnen könnte, wenn ich deinen Namen kenne? Dann sag mir einfach, wie ich dich sonst anreden soll. Ich mag das Unpersönliche nicht.«
Er hatte natürlich recht mit der magischen Kontrolle - aber hier war es, schien's ihr, ohnehin egal. »Ich bin Teri«, sagte sie. »Aber sag mir, wieso sollte ich nicht hier sein?«
»Weil das hier… hm, wie soll ich es dir erklären?« brummte er verdrießlich. »Sagen wir mal so: In Ash'Roohm leben die Ausgestoßenen der Hölle.«
»Die…?«
»Die! Jene, die Lucifuge Rofocale -mögen die Himmelspforten ihn verschlingen und zermalmen - nicht mehr in den Schwefelklüften duldet. Wir sind die Verbannten, die Verdammten, die Todgeweihten. Nur dadurch, daß wir sterben, können wir uns rehabilitieren. Haben die Corr dir das nicht gesagt?«
»Die Corr? Es sind mehrere hier?«
»Ja!« donnerte er. »Und ich hasse sie alle, jeden einzelnen! Oh, wie gern würde ich einem von ihnen mal in der Arena gegenüberstehen. Ich würde ihm mit Vergnügen das Genick brechen, aber vorher würde ich ihm die Eingeweide aus dem Leib fressen!«
»Erwarte nicht, daß ich applaudiere«, erwiderte Teri abweisend.
»Aber die Corr kämpfen natürlich nie«, sprach Toorox unterdessen weiter. »Wenn sie die Arena jemals betreten, dann nur, um uns Gladiatoren zu disziplinieren. Die Engel sollen sie holen, diese spitzohrigen Ungeheuer!«
»Warum kämpfen die Corr nie in der Arena?«
»Weil sie die Aufseher sind.«
***
Die Regenbogenblumen, die zum Château Montagne gehörten, wuchsen und blühten in einem Kuppelgewölbe in den schier unergründlichen Tiefen der Kellerstollen. Wer diese Stollen und Gewölbe einst in den massiven Fels gehauen hatte, war unbekannt. Entweder hatte Zamorras finsterer Ur-Ur-Ur-Urahn Leonardo deMontagne Hunderte, vielleicht Tausende von Sklaven gezwungen, sich dabei zu Tode zu schuften, oder es war Magie im Spiel gewesen.
Jedenfalls gab es diese Gänge und Kavernen, und bis heute hatte Zamorra nur einen Bruchteil von ihnen erkunden und erforschen können; von einer Nutzung war gar nicht zu reden. Ein paar der leichter erreichbaren Kammern dienten als Vorratslager und Weinkeller, der Rest wurde nicht benutzt.
Aber es schien einiges an Leben in der Tiefe zu existieren, denn sonst wären all die Spinnen verhungert, noch ehe sie ihre gardinenartigen, unzähligen und dicht an dicht gestaffelten Netze hätten weben können.
Durch dünne Luftschächte, Kaminen gleich, kam Frischluft in das unterirdische Labyrinth, Licht und Regen allerdings nicht. Vermutlich führten diese Schächte in ebenso unmöglichen Winkeln aufwärts, wie die Stollen in den Berg hinein führten. Auch von draußen war am Berghang nicht festzustellen, wo die Öffnungen mündeten.
Obgleich Zamorra und die anderen die Regenbogenblumen mittlerweile ständig nutzten, bot sich ihnen doch immer wieder ein faszinierender Anblick, wenn sie den Kellerdom betraten. Hoch unter der Decke des Kuppelgewölbes schwebte eine künstliche Miniatursonne frei in der Luft. Auf welche Weise sie dort, der Schwerkraft zum Trotz, installiert worden war - es gab nicht die geringste Verbindung zum Fels -, war ebenso unerklärlich wie ihre Gesamtbrenndauer und wer dafür gesorgt hatte, daß sie ausgerechnet hier, an diesem verborgenen Ort, brannte und den Blumen das nötige Lebenslicht spendete.
Zamorras Freund Ted Ewigk besaß in den Kellergewölben seiner Villa in Rom ebenfalls Regenbogenblumen unter einer ebenso frei schwebenden künstlichen Sonne. Eine dritte Sonne hatten Nicole und der Jungdrache Fooly vor kurzem in einem Bergstück auf der dem Château gegenüberliegenden Seite der Loire entdeckt. Auch dort gab es Gänge und Höhlen, die den Berg »wie einen Schweizer Käse durchlöcherten«, wie Fooly sich ausgedrückt hatte.
Aber jene Regenbogenblumen waren vertrocknet und verfault gewesen, und die Sonne, die - immer noch - über den Pflanzenresten schwebte, eine erloschene Kugel. Deutlicher Hinweis darauf, daß diese künstlichen Mini-Sonnen keine unendliche Brenndauer besaßen… [5]
Nun trat Zamorra zwischen die mannsgroßen Blütenkelche. »Dann wollen wir mal anfangen«, sagte er und ließ sich im Schneidersitz zwischen den Blumen nieder.
Nicole und
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