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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ich glaube, sie hieß ›Bencombe-Kaolinerde-Gesellschaft‹ -, die jedem, der sein Geld darin anlegt, ein Vermögen einbringen würde. Sind Sie noch nie Leuten begegnet, die wie die Haifische auf der Lauer liegen, um unerfahrenen, vermögenden Leuten, wie Sie es sind, ihr Geld abzunehmen? Seien Sie froh, daß ich Sie unter meine Fittiche genommen habe«, setzte sie hinzu und klopfte ihm auf den Arm.
    »Ja, Gott sei Dank«, gab er höflich zurück. Sie erwähnte an diesem Tag sein Geld nicht mehr, und bald darauf begleitete er sie nach Hause. Ehe er sich von ihr verabschiedete, vereinbarten sie noch ein Zusammentreffen für den nächsten Tag. Von da ab waren sie beinahe unzertrennlich. Bald leistete er ihr in einer Konditorei der St. James' Street bei einer Tasse Tee Gesellschaft, bald führte er sie zum Essen, bald ins Theater. Paul seufzte bedrückt auf, als er erfuhr, daß Anthony für ein Kostümfest eine Loge in der Albert-Hall gemietet hatte.
    »Welches Kostüm hast du dir denn gewählt«, fragte er den Preller.
    »Ich gehe als Pierrot, und auf meinen Rat hin wird meine ›Herzdame‹ als Königin von Saba erscheinen«, gab Anthony lächelnd Auskunft.
    Paul lachte leise in sich hinein.
    »Dabei legt sie wohl alle ihre tragbaren Werte an, wie?« fragte er.
    »Du hast es erraten. Man erzählt sich, daß sie bei solchen Gelegenheiten Schmuck im Wert von etwa hunderttausend Pfund zu tragen pflegt. Ich werde natürlich ihr Beschützer sein, und das ist es, Paul - ich sage es dir ehrlich -, was mir bei meinem Plan nicht gefällt.«
    »Ich habe dir ja abgeraten«, gab der Freund zurück.
    »Ich sehe ein, daß du recht hattest, mein Junge, aber ich habe die Sache angefangen und muß sie nun auch durchführen.«
    »Warum das? Ich weiß, sie hat die goldene Jugend Englands ein wenig geschröpft, aber das macht sie mir um so sympathischer.«
    »Quatsch!« erwiderte der Preller schlecht gelaunt. Anthony hatte noch keinen festen Plan, wie er Miss Dolly de Mulle schröpfen könnte, und das machte ihn nur um so unlustiger. Wäre das Opfer ein Mann gewesen, so würde alles viel leichter gewesen sein. Als erschwerend kam noch hinzu, daß er fühlte, wie er dem Einfluß des Mädchens von Tag zu Tag mehr unterlag. Er verfluchte sich und seine Vermessenheit, ausgleichende Gerechtigkeit spielen zu wollen. Vergebens hielt er sich immer wieder vor Augen, daß ihre Reize doch nur der Handelsartikel seien, der ihr das Schröpfen vertrauender junger Leute leichter machen sollte. Er fand keine Ruhe.
    Am Nachmittag des Tages, an dessen Abend der Kostümball stattfinden sollte, tranken sie zusammen im Circus-Hotel Tee.
    Zu seinem Mißvergnügen empfand er bei der Aussicht, sie am Abend wiederzusehen, innigste Freude und schalt sich deswegen selbst einen Narren. Je mehr ihr Einfluß auf ihn zunahm, um so geringer wurde die Aussicht, seinen bisher noch nicht definitiv ausgearbeiteten Plan erfolgreich durchzuführen.
    Dieses Zusammentreffen beim Fünf-Uhr-Tee sollte der Anfang aufregender Ereignisse werden, wenn auch Miss Dolly de Mulle selbst nichts dazu beitrug. Anthony hatte die Zeche bezahlt und befand sich eben mit seiner Begleiterin auf dem Weg ins Vestibül, als ihn ein unbestimmtes Gefühl veranlaßte, sich rasch umzudrehen. Er begegnete den Blicken eines Mannes, der sich in einer Ecke des Teeraumes niedergelassen hatte und dem Preller nachstarrte. Anthony sah sich ein zweites, ein drittesmal um und erkannte nun den Beobachter. Das Mädchen hatte ihren Begleiter die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen, konnte aber in dessen Benehmen nicht das geringste bemerken, was ihr seinen Schrecken verraten hätte. Er verabschiedete sich von ihr und gelangte auf Umwegen in seine Piccadilly-Wohnung.
    Sein Diener sah ihm sofort beim Eintritt an, daß etwas Besonderes vorgefallen war.
    »Ist etwas passiert, Anthony?« erkundigte sich Sandy.
    »Ich habe im Circus-Hotel jemand wiedergesehen«, gab der Preller zurück. »Rate, wer es war!«
    Sandy schüttelte ahnungslos den Kopf.
    »Es war Baltimore Jones«, klärte ihn der Preller auf. »Du weißt doch, der Mann, den wir in Madrid neppten.«
    Sandy pfiff überrascht vor sich hin.
    »Hat er dich erkannt?« fragte er. Anthony nickte.
    »Bestimmt weiß ich es nicht, glaube es aber als sicher annehmen zu dürfen. Ich vermute, er hatte mich schon eine ganze Weile beobachtet, ohne daß ich eine Ahnung davon hatte. Ist Wensley zu Hause?«
    »Ja, er erwartet deine Befehle.«
    »Schick ihn

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