0592 - Computer-Monster
will mir nicht gehorchen.« Er spielte mit dem Joy Stick, auch damit konnte er nichts erreichen.
Seine Mutter beugte sich vor. »Ist er defekt?«
»Nein, auf keinen Fall. Gestern noch hat alles funktioniert, verstehst du?«
»Nicht direkt, bin ja kein Fachmann.«
»Moment.« Craig ließ seine Blicke über die Tastatur gleiten. Er überlegte. Was konnte mit dem Apparat los sein? Weshalb hatte er die Titelschrift gelöscht? Das war noch nie passiert, wenigstens nicht ohne Eingabe.
»Ha!« Das Lachen seiner Mutter schreckte ihn derart auf, daß er zusammenzuckte.
»Was ist denn?«
»Da, auf dem Schirm!«
Er schaute hin. Einmal kurz, dann länger. Auf seinem Gesicht malte sich das Staunen ab. Zunächst blieb ihm der Mund offen. Es war fast unmöglich, aber eine Tatsache.
Auf dem Schirm war eine Figur erschienen. Sehr klein, wie die normalen. Nur sah sie anders aus. Noch nie zuvor hatte er sie gesehen. Man konnte die Personen der Videospiele immer als Strichmännchen bezeichnen, und ein derartiges Strichmännchen hätte sich auf dem Monitor bewegen müssen.
Die Bewegung war vorhanden, nur zeigte die Figur keine gezeichneten Umrisse – sie war echt, ein Mensch.
»Das… das ist ein Mann!« Eartha Blooth schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht fassen.
»Ja, Mum, ja. Wie kommt der hierher, zum Henker?«
Seine Mutter gab ihm keine Antwort. Statt dessen beugte sie sich vor und starrte den viereckigen Monitor derart direkt an, als wollte sie ihn sezieren.
»Das ist der Mann«, hauchte sie.
»Das ist genau der Mann, mein Junge, ja, das ist er!«
»Wer denn?«
Mrs. Blooth drehte sich so, daß sie ihren Sohn anschauen konnte.
»John Sinclair, den wir alarmiert haben, um deinen Freund Nick Ratkin zu stoppen…«
***
Craig Blooth schloß die Augen. Er atmete scharf. Schweiß brach ihm aus. Das Hemd klebte auf seinem Rücken. »Hast du dich auch nicht geirrt?« hauchte er.
»Keineswegs, Junge. Wenn ich dir sage, daß er es ist, dann kannst du dich darauf verlassen.«
»Wie, Mutter? Wie kommt dieser Mann in einer derartigen Verkleinerung auf meinen Monitor?«
Eartha lachte schrill. »Wie soll ich das wissen? Es ist dein Spielzeug, nicht meins.«
»Du hast recht, Mum, du hast so verdammt recht. Aber ich will es trotzdem erfahren.«
»Keine Ahnung, überhaupt keine, Junge. Nimm es hin, nimm es einfach hin.«
Craig atmete tief durch. »Weißt du, Mum, was ich glaube? Nein, nicht nur glaube, das weiß ich sogar. Nick Ratkin ist uns allen über. Ich spüre es, daß er seine Hände im Spiel hat. Er ist derjenige, der alles manipuliert. Nick ist mein Freund, der beste, den ich habe. Wir kennen uns schon lange, sehr lange, aber ich sage dir eines, Mum. Dieser Mensch ist mir unheimlich. Daß er so etwas überhaupt schaffen kann, fasse ich nicht.« Craig sprang hoch. Er stierte seine Mutter an, als wollte er ihr die Schuld an dem Dilemma geben.
»Junge, bleib ruhig.«
»Kann ich nicht.« Er deutete auf den Schirm. »Hexerei, das ist Hexerei.«
Mrs. Blooth legte den Kopf schief. »Und wenn schon, Craig, laß es doch Hexerei sein. Damit mußt du dich eben abfinden. Denk daran, welche Kräfte ihr erweckt habt. Denk immer daran, und dann sag mir nicht mehr, daß es unnatürlich ist.« Mrs. Blooth strich durch ihr Gesicht. Die Haut fühlte sich weich an, manchmal quoll sie wie Pudding zwischen ihren Fingern.
Craig nickte. »Ja, Mum, er hat ihn programmiert. Er hat ihn auf die Hölle eingestellt. Er konnte die Kräfte des Teufels bannen, stell dir das vor. Er hat die Monstren erscheinen lassen, er hat seinen Computer dem Teufel geweiht.«
Um die Lippen der Frau huschte ein Lächeln. »Wirklich nur seinen, mein Junge?«
»Wie meinst du das?«
»Das weißt du genau. Du und Nick, ihr beide seid ein Tandem. Ihr habt fast alles gemeinsam unternommen. Ihr habt gespielt, ihr habt die Programme ausgesucht, verstehst du?«
»Schon, aber…«
Sie schnellte so heftig von ihrem Drehstuhl hoch, daß dieser zurückrollte. »Was immer auch geschieht, mein Junge, du hängst mit drin. Du muß ebenfalls die Folgen tragen.«
»Welche Folgen?« Craig war manchmal durcheinander. Er konnte zwar ausgezeichnet logisch denken, doch gewisse Zusammenhänge begriff er nicht so schnell.
»Glaubst du denn, daß dieser Sinclair noch lebt? Der ist manipuliert worden, den hat es erwischt. Der Junge hat nicht die Spur einer Chance mehr, glaub mir.«
»Er ist doch nicht tot, Mum. Er bewegte sich und…«
Craig sprach nicht mehr weiter. Auch
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