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0593 - Das Zeichen

0593 - Das Zeichen

Titel: 0593 - Das Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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werden ihn allein lassen, Sie haben doch sicherlich noch etwas Zeit, oder müssen Sie weg?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Dann möchte ich, daß wir zusammenbleiben und abwarten. Ich werde Wein bringen lassen, wir müssen auf diesen Erfolg etwas trinken.« Er warf seinem Sohn noch einem langen Blick zu und flüsterte dabei: »Werde gesund, mein Lieber, werde ein anderer, ein Engel. Zeige dich würdig, ein Nachfolger zu sein – bitte.«
    Ich war schon zur Tür gegangen.
    Gegen einen Schluck Wein hatte ich nichts einzuwenden, aber es paßte mir nicht, den Kranken allein zu lassen.
    Im Flur traf ich wieder mit dem Rabbi zusammen, einem völlig veränderten Menschen. Er strahlte, und selbst in seinen Augen schimmerte das Glück.
    »Ist das nicht ein schöner Tag für uns gewesen?« erkundigte er sich.
    »Er ist noch nicht beendet«, gab ich zu bedenken.
    »Ah – machen Sie nicht alles schlecht, Mr. Sinclair. Kommen Sie mit in mein Arbeitszimmer. Ich werde dafür sorgen, daß uns Sarah den Wein und etwas Salzgebäck bringt.«
    »Wer ist diese Sarah?«
    »Nicht meine Frau, wenn Sie das meinen. Rachel ist leider schon einige Jahre tot. Es ist der gute Geist des Hauses. Ich kenne sie schon sehr lange.«
    In seinem Arbeitszimmer klingelte er nach Sarah, die sehr schnell erschien und abwartend an der Tür stehenblieb.
    »Bitte, Sarah, bring Wein und etwas Gebäck, wir haben heute zu feiern.«
    »Ist es wegen Nathan?«
    »Ja, meine Liebe. Wir glauben, daß er es geschafft und sein altes Leben überwunden hat.«
    »Oh, ich freue mich für ihn. Ich freue mich wirklich. Ich werde den Wein schnell holen.« Sie zog sich zurück, und der Rabbi bot mir wieder den alten Platz an.
    Auch der Rabbi hatte sich längst gesetzt. Langsam ließ er seine ausgebreiteten Arme sinken und legte die Hände gespreizt auf die dunkle Platte des Schreibtischs. Er schaute mich zufrieden an. »Wissen Sie, Mr. Sinclair, ich bin wahnsinnig gespannt, wie sich mein Sohn noch entwickeln wird.«
    »Was denken Sie denn?«
    »Das M für Michael«, flüsterte er.
    »Ich rechne sogar damit, daß er dem Erzengel gleichkommt.«
    »Moment, Moment…«
    »Ja!« flüsterte der Rabbi über den Tisch hinweg. »Er wird bestimmt dessen Nachfolger hier auf Erden.«
    Diesmal wich meine Skepsis nicht. »Das ist mir zu weit hergeholt, zu mystisch.«
    »Lehren Sie mich die Kabbala kennen. Selbst ich, der ich sie studiert habe, bin noch längst nicht in alle Tiefen ihrer Geheimnisse eingedrungen. Die Krankheit meines Sohnes war ein Zeichen, ein Omen, und das zweite Omen befindet sich auf seiner Handfläche. Dieses M hat sein Leben geändert. Er ist Michael.«
    Ich ließ den Rabbi in seinem Glauben, während die Unruhe in mir wuchs. Mir gefiel es nicht, daß mein Kreuz auf Nathans Hand dieses Sigill hinterlassen hatte. Es mußte eine Bedeutung haben, davon ging ich aus. Die Frage war nur, ob positiv oder negativ.
    Das würde die Zukunft zeigen. Jedenfalls hatte ich vor, nach ihm zu schauen.
    Sarah drückte die Tür auf. Sie trug das Tablett, auf dem die bereits geöffnete Weinflasche, zwei Gläser und eine Schale mit dem Salzgebäck standen.
    Die Dinge brachte sie zum Schreibtisch und stellte sie dort ab.
    »Danke, Sarah, alles andere machen wir schon.«
    Die alte Frau nickte und bedachte mich mit einem ungewöhnlich langen und forschenden Blick, bevor sie ging.
    »Hat sie etwas gegen mich?« fragte ich den Rabbi, der die Gläser verteilte und nicht hinter ihr herblickte.
    »Nein, wieso?«
    »Sie schaute mich sehr gründlich an.«
    Der Rabbi lächelte. »Ach, das dürfen Sie nicht so eng sehen, Mr. Sinclair. Die gute Sarah ist zunächst immer mißtrauisch. Sie hat auch ständig gegen die Freundinnen meines Sohnes opponiert. Sie mochte keine von ihnen, obwohl sich nette Mädchen darunter befanden.«
    »Weshalb nicht?«
    »Das ist die Frage. Eifersucht?« Er hob die Schultern. »Sarah will die Familie für sich haben, wo meine Frau Rachel nicht mehr lebt. Sie mußte ihr am Sterbebett versprechen, daß sie sich um uns kümmern wird. Was sie auch getan hat.« Der Rabbi hatte eingeschenkt und schob mir ein Glas zu.
    Wir prosteten uns zu. »Darauf, daß wir es geschafft und den Tod überwunden haben. Wir geben meinem Jungen eine neue Existenz, wir überwanden seine schlimme Krankheit.«
    Ich probierte die rote Flüssigkeit, die fast so aussah wie Blut. Allerdings besaß dieser schwere Wein einen leicht bläulichen Schimmer.
    Schon als ich den ersten Schluck nahm, stellte ich fest, daß

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