Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0593 - Das Zeichen

0593 - Das Zeichen

Titel: 0593 - Das Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
er, und sie zog ihn quer durch das Zimmer auf einen Schrank zu, wo seine Kleidung hing.
    »Du wirst dich umziehen, Söhnchen, so kannst du nicht nach draußen gehen. Wir beide ziehen uns für eine kleine Weile zurück. Später wirst du dann mit deinem Vater Kontakt aufnehmen können. Bis zu diesem Zeitpunkt allerdings bleibst du bei mir.«
    Er nickte zweimal und wunderte sich abermals, daß ihn kein Schwindel überkam.
    Sarah schaute zu, wie er sich umzog. Dann drehte er sich um. »Eigentlich können wir gehen, Sarah…«
    Sie lächelte ihm zu. »Ich wüßte nicht, was dem noch im Wege stehen sollte. Komm, Söhnchen…«
    »Und wohin gehen wir?«
    »Vielleicht zu Toten«, erwiderte sie…
    ***
    Meine Güte, ich fühlte mich vielleicht schlecht. Es war ein elendiges Gefühl, das mich überkommen hatte, als ich wieder die Augen aufschlug. Ich konnte auch nicht sagen, wie lange ich in dieser tiefen Bewußtlosigkeit gelegen hatte, jedenfalls spielte mein Magen verrückt, als ich auf den Füßen stand.
    Mich auf den Beinen zu halten, fiel mir schwer. Fast hatte ich den Eindruck, als würde mir der Boden entgegenschweben. Ein welliges Meer, das mich zu verschlingen drohte. Wieder kippte ich nach vorn und schaffte noch soeben, mich mit den ausgestreckten Händen auf der Platte des Schreibtisches abzustützen.
    Auch er verwandelte sich in ein Meer aus Farben und Wellen, wo alles ineinanderlief. Wenn ich atmete, hörte ich nur ein scharfes Keuchen. Der Schweiß war mir aus allen Poren gebrochen, die Übelkeit blieb. Ich ließ mich auf den Stuhl fallen, streckte die Beine aus und atmete langsam ein und aus.
    Sich nur vorsichtig bewegen, so hieß die Devise. Nichts überstürzen, immer ruhig sein und bleiben. Nur keine überhastete Bewegung, sie hätte fatal werden können.
    Mein Blick, noch immer getrübt, glitt über den Schreibtisch hinweg, wo ich einen Gegenstand sah, der bauchig in die Höhe ragte.
    Er besaß die Form einer Flasche.
    Da kehrte die Erinnerung zurück!
    Die Flasche, der Wein, der köstlich und doch präpariert gewesen war. Ein Teufelszeug hatte man uns zu trinken gegeben. Mir und dem Rabbi!
    Rabbi?
    Natürlich, er hatte mich herbestellt, ich hatte mit ihm geredet, ich hatte mich mit seinem todkranken Sohn beschäftigt und ihm das Kreuz in die Faust gedrückt. Der Vater war glücklich gewesen, denn er ging davon aus, daß Nathan die Krankheit nun überstanden hatte. Und jetzt lag der Rabbi ebenso danieder, wie ich gelegen hatte.
    Wir waren beide reingelegt worden, und zwar von der selben Person. Die ältere Frau, die sich um den Haushalt kümmerte, hatte die bereits geöffnete Flasche gebracht. Nur sie konnte den Wein präpariert haben, jemand anderer kam meinem Gefühl nach nicht in Frage.
    Gern hätte ich dieser Person die entsprechenden Fragen gestellt.
    Bei meiner Schwäche war das nicht möglich. Ich mußte froh sein, wenn man mich in Ruhe ließ.
    Die Übelkeit ließ sich nicht verdrängen. Wie ich es schaffte, den Weg nach draußen zu finden, war mir ein kleines Rätsel. Dort jedenfalls übergab ich mich, lehnte danach schwitzend und vornübergebeugt an der Hauswand, holte würgend und keuchend Luft, wobei es mir allerdings besser ging als nach meinem Erwachen.
    In dieser vorgebeugten Haltung blieb ich zunächst stehen, um selbst Ruhe zu finden.
    Da ich mich im Freien aufhielt, war kaum zu spüren. Im Gegenteil, ich hatte den Eindruck bekommen, in einem Treibhaus zu stecken, so schwülheiß war es.
    Einfach furchtbar, denn es gab keinen trockenen Faden an meinem Körper. Der Schweiß hatte alles durchtränkt.
    Mein Blick fiel gegen den Himmel. Hinter dem Geäst der Bäume zeichnete er sich ab.
    In der zweiten Junihälfte sind die Nächte sehr kurz, die Tage entsprechend länger. Auch jetzt hatte sich die Dunkelheit noch nicht über das Land gelegt. Zwar war die Sonne verschwunden, finster würde es erst in einer Stunde werden.
    Treibhaus und Dampfbad hüllten mich ein. Überall stiegen die Dunstschwaden in die Höhe, bildeten grauweiße Schleier und verteilten sich wie ein helles Gespinst in der Umgebung der Mauer. Sie krochen auch über die Pflanzen hinweg oder durch die Lücken zwischen dem naß schimmernden Blattwerk.
    Ich dachte an den Rabbi, dessen Sohn und die weiteren Vorfälle.
    Hier draußen konnte und wollte ich nicht länger bleiben. Ich mußte in das Haus und dort nachforschen, wie es dem Rabbi ergangen war. Besonders interessierte mich auch das Schicksal seines Sohnes, obgleich ich bei ihm

Weitere Kostenlose Bücher