0594 - Maniac und Marylin
Die beiden Männer kannten sich. Wenn Dorset nickte, wußte Harris, daß er starten konnte, denn im gleichen Augenblick sank auch die Flagge.
So war es auch jetzt.
Floyd Harris fuhr an. Er konnte es, denn es war immer wichtig, wie jemand startete.
Hinein in die Gerade, Tempo erhöhen, aber schon tauchte die gefährliche Rechtskurve auf. Etwas nur vom Gas, die Ideallinie finden, sich gegen die Fliehkräfte stemmen, nur nicht kippen oder rutschen, auch nicht aus der Spur kommen, das kostete wertvolle Zeit.
Er spürte den Wind. Warm blies er Floyd ins Gesicht. Das kleine Lenkrad hielt er mit beiden Händen. Zudem trug er Handschuhe, der Schweiß hätte die Haut sonst zu glatt gemacht.
In die Kurve rein – und…
Floyd lachte plötzlich auf. Er spürte es, daß er an diesem Tag einen neuen Rundenrekord schaffen konnte, denn er hatte die Ideallinie tatsächlich erreicht und das bei einer gerade noch zu vertretenden Geschwindigkeit.
Das Go-Kart rutschte nicht weg. Die Reifen schienen sich am Belag festsaugen zu wollen, dann war die Kurve geschafft.
Gas!
Der kleine Wagen schien abheben zu wollen, so sehr ruckte er plötzlich an. Hinein in die Steigung, an deren Ende sich eine gut ausgearbeitete Linkskurve befand.
Floyd grinste unter dem Sichtschutz. Was hinter ihm lag, war schon super gewesen, so gut hatte er die Kurve seines Wissens noch nie zuvor genommen.
Auf der Steigung verlor er an Tempo, das konnte er später wieder ausgleichen. Rechts vor im wuchs ein Hang hoch. Er endete an der Rückseite des kleinen Restaurants. Hinter einer der drei Fensterscheiben erkannte er Lizzy Dorset. Kens Frau winkte ihm mit beiden Armen zu, auch sie gönnte ihm den Rundenrekord. Lizzy stand voll hinter ihren Männern. Sie liebte den Sport ebenfalls und sorgte zudem als guter Geist dafür, daß es genug zu essen und zu trinken gab.
Die nächste Kurve erschien. Sie sah aus wie ein großer, grauer, gekrümmter Wurm. Sehr gut einzufahren, bog sie sich nach links. Da er von einer kleinen Steigung kam, konnte er das Tempo sogar noch erhöhen. Bei dieser Krümmung fand er die Ideallinie sofort, schoß aus ihr hervor und hinein in die nächste Gerade. Hier konnte er noch einmal Tempo machen, vor der nächsten S-Kurve, die gleichzeitig über eine Steigung führte, denn das normale Niveau mußte wieder erreicht werden.
Er drückte aufs Tempo. Floyd hatte das Gefühl, Qualm zu riechen, als würden die Reifen rauchen. Er holte alles aus dem kleinen Wagen heraus, was herauszuholen war.
Nach der Kurve zog sich wieder die Gerade hin. Danach führte die Bahn in einer Schlangenlinie weiter und endete in der Zielgerade.
Für Floyd kein Thema. Er gab nicht einmal Tempo, schaffte es und sah Ken Dorset, der gleichzeitig beide Arme zur Seite schwenkte.
Ein Zeichen, daß Floyd Harris es nicht geschafft hatte.
Viel konnte nicht fehlen, er war deprimiert, wollte an die Boxen heran, wo Waldo ihm mit hochgerecktem Daumen entgegengelaufen kam. »Noch eine Sekunde fehlte dir, verdammt.«
»Tatsächlich?«
»Ja, nur eine.«
»Machst du weiter?« fragte Ken.
Floyd überlegte keine Sekunde. »Klar, ich versuche es noch einmal. Vielleicht kann ich in der ersten Kurve noch schneller sein.« Er streichelte seinen Kart. »Du bist ein braver Wagen und wirst es schon schaffen.«
Lizzy Dorset kam herbei. Sie trug Jeans und ein weißes Flatterhemd aus Frotteestoff. »Ich glaube, wir haben ungebetenen Besuch bekommen«, meldete sie aufgeregt.
»Hä?« Ihr Mann schüttelte den Kopf.
»Ich habe aus dem Fenster geschaut und einen über die Bahn laufen sehen.«
»Du auch, Floyd?«
»Nein, überhaupt nicht. Ich sah nur, daß Lizzy am Fenster stand und winkte.«
»Hast du ihn erkennen können?« wollte ihr Sohn wissen.
»Leider nicht. Irgendwie sah er komisch aus. Jedenfalls schien er seltsam angezogen zu sein.«
Waldo grinste. »Das macht die Hitze, Mutter, du mußt dich erst noch an sie gewöhnen.«
»Scheint mir auch so.«
»Also, ich will noch mal fahren!« erklärte Floyd Harris. Er schlug mit den Fäusten auf das Lenkrad. »Ich habe einfach das Gefühl, daß ich es packen kann. Ich bin heute gut drauf.«
»Dann zisch ab!«
Ken grinste dem Fahrer zu. Er freute sich, daß Floyd diese Rennleidenschaft besaß. Man mußte schon besessen sein, um diese Dinge durchzuziehen.
Floyd fuhr wieder auf die gleiche Position. Er konzentrierte sich voll auf die vor ihm liegende Fahrt und dachte besonders intensiv an die erste Rechtskurve.
Wenn er die richtig
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