06 - Denn keiner ist ohne Schuld
Polly, das hier hast du vergessen.«
Sie grapschte nach dem Buch. Er warf es in die Ecke des Zimmers und hielt sie am Arm fest. »Und wenn Juliet sicher eingesperrt ist, dann kriegst du, was du immer haben wolltest, was du schon haben wolltest, als Annie noch lebte, worum du gebetet hast, als du für ihren Tod gebetet hast, wofür du deine Zaubertränke zusammengebraut und deine Amulette getragen hast, worauf du's schon seit Jahren abgesehen hast.«
Er trat einen Schritt näher an sie heran. Sie versuchte, sich loszureißen. Er spürte deutlich ein Prickeln der Genugtuung beim Gedanken an ihre Furcht. Es durchzuckte seinen ganzen Körper und versetzte ihn in unerwartete Erregung.
»Du tust mir weh.«
»Mit Liebe hat das nichts zu tun. Es hatte nie was mit Liebe zu tun.«
»Colin!«
»Liebe hat nichts mit dem zu tun, worauf du's abgesehen hast seit dem Tag.«
»Nein!«
»Du erinnerst dich also? Stimmt's, Polly?«
»Laß mich los!«
Sie versuchte, sich ihm zu entwinden. Sie atmete in winzigen Stößen. Nicht mehr als ein Kind, so leicht zu unterwerfen. Wie sie sich drehte und wand. Tränen in den Augen. Sie wußte, was kam. Es gefiel ihm, daß sie es wußte.
»Damals, auf dem Boden im Stall. Wo die Tiere es treiben. Du erinnerst dich daran.«
Sie entriß ihm ihren Arm und wirbelte herum, um davonzulaufen. Er bekam sie am Rock zu fassen, der sich mit ihrer Bewegung blähte. Er zerrte sie zurück. Der Stoff riß. Er wickelte ihn um seine Hand und zog fester. Sie stolperte, fiel jedoch nicht.
»Weißt du noch, wie ich ihn dir reingesteckt hab und du gegrunzt hast wie eine Sau? Weißt du noch?«
»Bitte! Nein!«
Sie fing an zu weinen, und er stellte fest, daß der Anblick ihrer Tränen ihn noch mehr entflammte als zuvor der Gedanke an ihre Furcht. Sie war die Sünderin. Er war der rächende Gott. Und sie würde ihre gerechte Strafe empfangen.
Er griff tiefer in ihren Rock hinein, zerrte heftig daran und hörte mit Befriedigung, wie der Stoff riß. Noch einmal zog er. Dann noch einmal. Und jedesmal, wenn Polly versuchte, ihm zu entkommen, riß der Rock weiter.
»Genau wie an dem Tag im Stall«, sagte er. »Du kriegst genau das, was du willst.«
»Nein. Ich will es nicht. Nicht so. Col. Bitte.«
Der Name. Der Name. Er packte mit beiden Händen zu und riß ihr den Rest des Rocks vom Leib. Doch sie nutzte den Moment und rannte davon. Sie kam bis zum Korridor. Sie war fast bei der Tür. Noch einen Meter, und sie würde entkommen.
Er sprang und zwang sie nieder, als sie nach dem Knauf der inneren Tür griff. Sie schlugen krachend auf den Boden. Verzweifelt wehrte sie sich mit Armen und Beinen. Sie sagte kein Wort. Ihr ganzer Körper zuckte.
Er hatte Mühe, ihre Arme auf den Boden zu drücken, grunzte: »... dich vögeln... daß dir Hören... und Sehen vergeht.«
»Nein! Colin!«
Aber er brachte sie mit seinem Mund zum Schweigen. Mit Gewalt stieß er ihr seine Zunge in den Mund, drückte ihr mit der einen Hand den Hals zu, während er mit der anderen an ihrer Unterwäsche zerrte. Mit dem Knie drückte er ihr die Beine auseinander. Sie fuhr ihm mit den Händen ins Gesicht. Sie fand seine Brille, riß sie ihm herunter. Ihre Finger suchten seine Augen. Doch er war dicht über ihr, drückte sein Gesicht in das ihre, seine Zunge in ihren Mund und spie, spie, während ihn die Gier, es ihr zu zeigen, sie zu unterwerfen, zu bestrafen, mit jedem Moment wilder machte. Sie würde vor ihm kriechen und betteln. Sie würde um Gnade bitten. Sie würde ihre Göttin anrufen. Aber ihr Gott war er.
»Fotze«, spie er in ihren Mund. »Sau... Kuh.«
Er nestelte an seiner Hose, während sie sich wälzte und strampelte und nach ihm trat. Jeder ihrer Atemzüge war ein Schrei. Sie riß ihr Knie nach oben, verfehlte seine Hoden aber um einen Zentimeter. Er schlug sie. Er genoß das Gefühl, das dieser Schlag in ihm auslöste - wie er seiner Hand Leben und Kraft zurückgab. Er schlug sie noch einmal, härter diesmal. Er schlug sie mit den Fingerknöcheln und sah mit Genugtuung die roten Flecken auf ihrer Haut.
Sie weinte. Sie sah häßlich aus. Ihr Mund stand offen. Ihre Augen waren zugedrückt. Schleim tropfte ihr aus der Nase. So gefiel sie ihm. Weinen sollte sie. Ihr Entsetzen war wie eine Droge. Noch weiter drückte er ihr die Beine auseinander und fiel auf sie. Er, der Gott, feierte ihre Bestrafung.
So, dachte sie, ist es, wenn man stirbt. Sie lag da, wie er sie hatte liegen lassen, das eine Bein angezogen, das andere
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