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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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versuchen, den Spieß umzudrehen und gegen mich zu richten. Ich bin hergekommen, weil ich Ihre Hilfe wollte, Inspector, wenn Sie sie mir nicht geben können, werde ich jetzt wieder gehen.«
    Er machte Anstalten aufzustehen.
    Lynley hob kurz die Hand, um ihn aufzuhalten, und sagte: »Wie lange arbeitet Mrs. Spence schon für Sie?«
    »Über zwei Jahre. Fast drei.«
    »Was wissen Sie von ihr? Was hat Sie bewogen, sie anzustellen?«
    »Sie wollte Frieden und Ruhe, und ich habe da draußen genau so jemand gebraucht. Das Haus liegt einsam. Ich wollte keinen Hausmeister, der sich jeden Abend bemüßigt gefühlt hätte, sich unters Dorfvolk zu mischen. Das hätte meinen Zwecken nicht gedient.«
    »Woher kam Mrs. Spence?«
    »Aus Cumbria.«
    »Von wo?«
    »In der Nähe von Wigton.«
    »Von wo genau?«
    Townley-Young fuhr hoch. »Hören Sie mal zu, Lynley, eines wollen wir doch klarstellen. Ich bin hierhergekommen, um Ihre Dienste in Anspruch zu nehmen und nicht umgekehrt. Ich lasse mich nicht behandeln, als wäre ich ein Verdächtiger, ganz gleich, wer Sie sind oder woher Sie kommen. Ist das klar?«
    Lynley stellte sein Cognacglas auf das Tischchen neben seinem Sessel. Er maß Townley-Young mit gleichmütigem Blick. Die Lippen des Mannes waren verkniffen, das Kinn war angriffslustig vorgeschoben. Wäre Sergeant Havers jetzt hiergewesen, so hätte sie an dieser Stelle ausgiebig gegähnt, mit dem Daumen lässig auf Townley-Young gedeutet und gesagt: »Hören Sie sich den mal an!«
    Und dann hätte sie wenig freundlich, dafür aber um so gelangweilter hinzugefügt: »Beantworten Sie die Frage, ehe wir Sie wegen mangelnder Kooperationsbereitschaft im Rahmen eines polizeilichen Ermittlungsverfahrens einlochen lassen.«
    Havers scheute sich nie, wenn sie eine heiße Information witterte, die Wahrheit so zu verdrehen, daß sie ihren Zwecken diente. Lynley fragte sich, ob diese Methode auch bei einem Mann wie Townley-Young gefruchtet hätte. Selbst wenn nicht, hätte er es immerhin genießen können, Townley-Youngs Reaktion darauf zu sehen, auf eine solche Art und Weise und in einem solchen Ton angesprochen zu werden. Der »richtige Tonfall« fehlte Havers ganz und gar, und sie pflegte das besonders demonstrativ herauszustellen, wenn sie es mit jemand zu tun hatte, der über ihn verfügte.
    »Ich weiß, warum Sie mich aufgesucht haben«, sagte Lynley schließlich.
    »Dann ist es ja gut. Ich...«
    »Und das Schicksal wollte es, daß Sie mitten in ein Ermittlungsverfahren hineingeplatzt sind. Sie können selbstverständlich Ihren Anwalt anrufen, bevor Sie weiter meine Fragen beantworten. Woher genau ist Mrs. Spence gekommen?«
    Es war nur eine ganz kleine Verdrehung der Wahrheit. Lynley zog im stillen den Hut vor Havers. Damit konnte er leben.
    Die Frage war, ob auch Townley-Young damit leben konnte. Mit Blicken trugen sie einen Machtkampf aus. Townley-Young zwinkerte schließlich.
    »Aus Aspatria«, sagte er.
    »In Cumbria?«
    »Ja.«
    »Wie kam sie zu Ihnen?«
    »Ich hatte annonciert. Sie bewarb sich. Sie kam zu einem Gespräch. Sie gefiel mir. Sie ist eine gescheite Person, sie ist unabhängig und absolut fähig zu tun, was nötig ist, um meinen Besitz zu schützen.«
    »Und Mr. Sage?«
    »Was meinen Sie?«
    »Woher kam er?«
    »Aus Cornwall.«
    Und noch ehe Lynley die nächste Frage stellen konnte, fügte er hinzu: »Über Bradford. Das ist alles, woran ich mich erinnere.«
    »Danke.«
    Lynley stand auf.
    Townley-Young tat es ihm nach. »Was Cotes Hall angeht...«
    »Ich werde mit Mrs. Spence sprechen«, sagte Lynley. »Aber ich würde vorschlagen, Sie überlegen sich einmal, wer ein Interesse daran haben könnte, daß Ihre Tochter und ihr Mann nicht in Cotes Hall einziehen.«
    Die Hand schon auf dem Türknopf, blieb Townley-Young noch einmal stehen. Er hielt den Kopf gesenkt, und seine Stirn lag in Falten. »Die Hochzeit«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Sage ist am Abend vor der Hochzeit meiner Tochter gestorben. Er hätte sie trauen sollen. Keiner von uns wußte, wo er geblieben war, und wir hatten die größten Schwierigkeiten, einen Ersatz für ihn aufzutreiben.«
    Er sah auf. »Jemand, der nicht möchte, daß meine Tochter in Cotes Hall einzieht, könnte auch gewollt haben, daß sie nicht heiratet.«
    »Und warum?«
    »Eifersucht. Rache. Neid.«
    »Worauf?«
    Townley-Young blickte durch die offene Tür in die Gaststube. »Auf das, was Becky schon hat«, sagte er.

    Brendan fand Polly Yarkin im Pub. Er ging zum Tresen, ließ

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