06 - Die Angel Chroniken 1
gesehen hatte. Dann setzte er seine Kapuze wiederkäut und folgte langsam den anderen, als sie ihre Beute in ihr Gefängnis führten.
1. KAPITEL
Die Nacht der Hindi-Telefonate war vorbei.
Der Tag an der Sunnydale High School hatte gerade erst angefangen.
„Ha ha, ha ha, oh, hm. Siehst du?" Cordelia demonstrierte einer ihrer Jüngerinnen irgend etwas. Sie hielt eine Zeitschrift in der Hand, die sie an einer bestimmten Stelle aufgeschlagen hatte, und erklärte der treuen Anhängerin: „Doktor Debbi sagt, wenn ein Mann spricht, soll man als Frau einen ernstharten Augenkontakt herstellen und richtig zuhören. Und man soll begeistert über alles lachen, was er sagt." Wieder demonstrierte sie:
„Ha ha, ha ha, ha ha."
Neugierig fragte Willow Buffy, als die beiden die Treppe hinunterrannten: „Hast du wieder von Angel geträumt?"
„Schon die dritte Nacht in Folge", sagte Buffy. Einerseits war es ihr peinlich, andererseits wollte sie gerne darüber reden.
„Was hat er in dem Traum gemacht?" bohrte Willow.
Buffy grinste verträumt - ihr Gesichtsausdruck wirkte nahezu dämlich. „Alles mögliche."
„Oh, alles mögliche", sagte Willow aufgeregt. „War es einer von diesen lebhaften Träumen, in dem du seine Lippen spüren und sein Haar riechen konntest?"
Buffy nickte. „Es war mit Dolby-Surround-Sound." Sie seufzte. „Ich denke in letzter Zeit so oft an ihn."
Als sie von ihren Sommerferien bei ihrem Vater in L.A. zurückgekehrt war, hatte sie Angel gesagt, daß sie sich „dem Leben" zugewandt habe. Das war natürlich glatt gelogen. Sie hatte Angst vor ihrer Zukunft. Wenn sie sich schon nicht selbst schützen konnte, wie konnte sie jemals ihre Freunde schützen? Sie war grausam zu ihm gewesen, hatte ihn - und Willow, Xander, sogar Giles - weggestoßen. Ihr war es endlich gelungen, den Meister zu töten, sie war aber selbst zuvor in seinen Händen gestorben. „Technisch", wie Giles es nennen würde. Der Meister hatte sie gebissen und tatsächlich fast besiegt. Aber sie war gestorben.
Xander hatte sie wiederbelebt, und sie hatte weiter gegen den Meister
gekämpft und ihn letztendlich überwunden. Aber
das war beileibe kein Erlebnis gewesen, über das man leicht
hinwegkommt.
Sie hatte so große Angst davor gehabt, zurück nach Sunnydale zu kommen - zurück zu dem Leben voller Gefahren für ihre Freunde. Sie hatte sogar Angel aufgefordert, es mit ihr aufzunehmen, Vampir gegen Jägerin. Er wollte davon nichts wissen. Als sie schließlich zusammenbrach, wandte sie sich an Angel. Er hatte seine Arme um sie gelegt, und sie hatte endlich all ihre Wut und Angst ausweinen können.
Kürzlich hatte er sogar zugegeben, auf Xander eifersüchtig zu sein, denn der konnte bei Tage an ihrer Seite sein.
Warum hatten sie also keine Beziehung? Er tauchte immer wieder auf, dann hatten sie eine Art Kampf oder intensive Begegnung, und dann war er wieder verschwunden.
„Ihr zwei paßt so gut zusammen", sprudelte es aus Willow heraus, „außer äh . . ."
„ .. .daß er ein Vampir ist", vollendete Buffy. Jemand mußte es ja sagen.
„Aber das macht ihn nicht zu einem schlechten Charakter", sagte Willow loyal. Offensichtlich wollte sie diese große Romanze noch lange nicht, verloren geben. „Nicht notwendigerweise." Sie war offensichtlich bereit, ein wenig darüber zu diskutieren, ob die Beziehung wirklich eine so gute Idee war.
„Ich werde noch verrückt!" schrie Buffy. „Ich kann nicht mit ihm Zusammensein."
„Nicht tagsüber, aber du könntest ihn mal nachts zum Kaffee einladen." Buffy sah sie verständnislos an. Willow versuchte, es ihr zu erklären. „Kaffee ist das beliebteste Getränk, wenn man keine Beziehung hat. Das ist keine Verabredung, es ist ein unverfängliches koffeinhaltiges Getränk. Okay, sicher, es ist zwar heiß und bitter, irgendwie wie eine Beziehung, aber Xander tauchte plötzlich an ihrer Seite auf. „Was ist wie eine Beziehung?" fragte er fröhlich. „Nichts, was ich habe." Buffy sah Willow erneut an, diesmal nachdenklicher. „Kaffee?"
Als sie sich der Ecke näherten, wo Cordelia und ihre Jüngerinnen regierten, gingen Buffy und Willow noch etwas schneller. Xander aber verlangsamte sein Tempo in der Hoffnung auf ein kleines Wortgefecht. Er wurde nicht enttäuscht, denn Cordelia sagte zu dem Mädchen, das wie gebannt an ihren Lippen klebte: „Es ist gar kein Vergleich zwischen einem Mann vom College und einem Jungen von der High School." Sie warf Xander einen verächtlichen,
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